Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Mitglieder des Hofstaats schienen ängstlich darum bemüht, woanders zu sein. Arutha war ein Herrscher, der zur allgemeinen Erleichterung – mit Ausnahme vielleicht von de Lacy –Effektivität dem Prunk vorzog. Er überließ die großen Zeremonien wie etwa die monatlichen Galas oder andere Festivitäten seiner Frau.
James’ Blick fiel auf Jazhara, und sie lächelte ihm leicht zu. Er erwiderte das Lächeln. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob in diesem Lächeln mehr lag als eine freundschaftliche Geste, doch dann trat er sich innerlich in den Hintern. James sah die Frauen anders als die meisten Männer seines Alters im Königreich: Er mochte sie und fürchtete sich nicht vor ihnen, wenn sie ihn von Zeit zu Zeit auch verwirrten. Und wenn er auch Intimitäten mit einer Frau ebenso genoss wie jeder andere Mann, so vermied er doch komplizierte Verbindungen. Und eine Beziehung mit einer Frau aus dem Beraterstab des Prinzen war kaum weniger kompliziert als eine mit einem Mitglied der königlichen Familie; daher schob er alle derartigen Gedanken beiseite. Und mit einem bedauernden innerlichen Seufzer versuchte er sich zu beruhigen: Es liegt nur daran, dass sie so exotisch ist.
Als die Hofhaltung vorüber und die Gesellschaft entlassen war, erhob sich Arutha von seinem Thron und wandte sich an Jazhara. »Habt Ihr Euch schon eingerichtet?«
»Ja, Eure Hoheit«, antwortete sie. »Mein Gepäck ist heute Morgen in den Palast gebracht worden, und es ist alles in Ordnung.«
»Und sind Eure Gemächer angemessen?«
Sie lächelte. »Sie sind vorzüglich, Eure Hoheit. Meister Kulgan hat sie mir bereits zuvor geschildert, aber ich glaube, er hat sich einen Scherz mit mir erlaubt, denn sie sind weit geräumiger, als ich erwartet hatte.«
Arutha lächelte. »Kulgan hatte schon immer einen sehr trockenen Humor.« Er deutete mit einer leichten Handbewegung auf James und fuhr fort: »Junker James wird Euch heute in Krondor herumführen, und wenn Ihr irgendetwas brauchen solltet, wird er dafür sorgen, dass Ihr es bekommt.«
»Ich danke Euch, Eure Hoheit.« Mit einem Grinsen meldete sich James zu Wort. »Wie Ihr ja bereits wisst, Eure Hoheit, haben wir bereits letzte Nacht einen kleinen Rundgang gemacht.«
»Ich habe die Dokumente heute Morgen gesehen«, erwiderte Arutha. Dann wandte er sich direkt an Jazhara und James. »Aber zunächst einmal möchte ich euch beide in meinem Arbeitszimmer sprechen.«
Brion eilte herbei, um die Tür zu öffnen, und Arutha führte Jazhara und James in sein privates Arbeitszimmer.
Bevor er durch die Tür schritt, wandte er sich noch einmal an Brion: »Junker Brion, erkundigt Euch bitte, welche Aufgaben Meister de Lacy heute für die Junker vorsieht.«
»Hoheit.« Brion verbeugte sich und ging.
Arutha setzte sich. »Jazhara, erlaubt mir zunächst einmal, Euch zu versichern, dass Ihr nicht hier stehen würdet, wenn ich Eure Loyalität unserem Hof gegenüber auch nur ein bisschen in Frage stellen würde.«
Jazhara neigte den Kopf und sagte: »Ich verstehe, Eure Hoheit.«
»James, du solltest unsere junge Magierin so schnell wie möglich mit allem vertraut machen, was wir bisher über den Kriecher wissen. Ich vermute, du wirst dazu auch von deiner persönlichen Geschichte erzählen müssen, denn die Konfrontation des Kriechers mit den Spöttern ist wichtig, wenn man seine Motive verstehen will. Sei offen und aufrichtig. Ich habe den Eindruck, dass diese junge Dame sich so leicht nicht erschüttern lässt.«
Jazhara lächelte.
Arutha musterte die beiden mit einem ernsten Blick.
»Dieser Kriecher hatte seine Finger während des letzten Jahres bei einer Reihe unheilvoller Dinge im Spiel. Er war indirekt an einem bedrohlichen Angriff auf unsere Souveränität beteiligt und hat eine Situation geschaffen, die für einige Spannung zwischen uns und einer benachbarten Nation im Osten gesorgt hat. Je schwieriger es ist, ihn zu finden, desto mehr Sorgen mache ich mir, was er als Nächstes anrichten könnte.« Er wandte sich an James. »Sei gründlich. Sofern ich nicht nach euch schicke, braucht ihr erst dann zum Palast zurückzukehren, wenn du das Gefühl hast, dass Jazhara alles gesehen hat, was sie sehen sollte.«
James verbeugte sich. »Ich werde gründlich sein, Eure Hoheit.«
Auch Jazhara verbeugte sich und folgte James aus dem Arbeitszimmer des Prinzen in einen Seitengang, wo James sie fragte: »Wohin wollen wir zuerst gehen?«
»Zu meinen Gemächern«, erwiderte Jazhara. »Ich werde in diesem
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