Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Hand im Spiel gehabt.«
»Der Mann ist auf vielen Ebenen aktiv«, sagte James.
»Und dann ist da noch die Sache mit den Ishapianern«, sagte Arutha und deutete auf die Statuette, die Jazhara in den Palast mitgebracht hatte. »Ich habe dem Hohepriester des Tempels hier in Krondor eine Botschaft übermitteln lassen, und ich erwarte, dass wir bald etwas von ihm hören werden.«
»Hat das möglicherweise etwas mit dem Haus zu tun, das gegenüber dem Palast auf der anderen Seite des Platzes steht, Eure Hoheit?«, fragte James.
Das bekannte halbe Lächeln huschte wieder über Aruthas Gesicht. »Dir bleibt aber auch wirklich nichts verborgen, was?«
James lächelte nur und verbeugte sich leicht.
»Du hast Recht«, sagte Arutha, »aber ich möchte warten, bis der Hohepriester oder sein Bevollmächtigter hier ist, bevor ich dir erzähle, was es damit auf sich hat.
Geht jetzt und ruht euch etwas aus, alle beide, aber seid bereit, sofort zu kommen, wenn ich nach euch schicken lasse. Ich glaube, dass die Ishapianer nicht viel Zeit verstreichen lassen, ehe sie auf meine Einladung reagieren.«
Arutha hatte Recht. Jazhara und James hatten noch nicht einmal die Hälfte des Weges zu ihren jeweiligen Gemächern zurückgelegt, als sie von Pagen eingeholt wurden, die ihnen mitteilten, dass der Prinz unverzüglich ihre Anwesenheit im Thronsaal wünsche.
Die beiden kehrten zurück und fanden im Thronsaal den Hohepriester von Ishap, zwei weitere Priester und einen Kriegermönch vor. Der Hohepriester war ein bereits etwas älterer Mann mit kurz geschnittenen schneeweißen Haaren und dem Aussehen eines Gelehrten. Wie der Oberste ihres Ordens waren auch die beiden Priester barhäuptig und trugen ihr dunkles Haar kurz geschoren. Im Gegensatz zu anderen Orden bevorzugten die Ishapianer häufig schlichte Gewänder. Die Priester waren in weiße Roben mit braun abgesetzten Säumen gekleidet; der Mönch trug eine Rüstung und hatte sich einen Helm unter den linken Arm geklemmt. An seinem Gürtel hing ein gewaltiger Kriegshammer.
Prinz Arutha saß auf seinem Thron; zwar waren außer ihm nur noch zwei offizielle Mitglieder seines Hofstaates anwesend – Herzog Gardan und dessen Schreiber –, aber James begriff dennoch sofort, dass Arutha diese Besprechung aus einer Position der Macht heraus führen wollte.
Die Ishapianer waren lange Zeit als der geheimnisvollste aller religiösen Orden Midkemias betrachtet worden, weil sie im Gegensatz zu den anderen Tempeln keine Konvertiten umwarben. James hatte bereits früher – in der alten Abtei bei Sarth – mit ihnen zu tun gehabt und wusste, dass hinter den Ishapianern mehr steckte, als allgemein geglaubt wurde. Sie besaßen eine Art Oberhoheit über die anderen Orden, die zumeist versuchten, Konflikten mit ihnen aus dem Weg zu gehen.
Der Hohepriester ergriff das Wort. »Eure Hoheit, Eure Botschaft enthielt einen dringlichen Ton, daher bin ich sofort hierher geeilt.«
»Ich danke Euch«, erwiderte der Prinz. Er gab Gardan ein Zeichen, und der Schreiber des alten Herzogs brachte die Statuette zum Vorschein, überreichte sie dem Hohepriester, damit der sie untersuchen konnte. »Wo habt Ihr das her, Eure Hoheit?«, fragte der Hohepriester. In seiner Stimme schwangen Überraschung und Sorge mit.
Arutha gab James ein Zeichen. »Diese Statuette haben wir heute in einem geheimen Lager mit gestohlenen Wertsachen entdeckt«, erklärte James. »Es handelt sich um Beute aus einem Piratenüberfall.«
»Beute?«, fragte der Hohepriester.
»Wir wissen beide, Vater«, sagte Arutha, »was dieses Jahr geschehen wird. Ich muss wissen, ob dieser Gegenstand von dem Schiff stammt, das in diesem Monat in Krondor einlaufen sollte.«
»Wie Ihr wisst, Eure Hoheit, handelt es sich dabei um Angelegenheiten, die nicht in aller Öffentlichkeit besprochen werden können«, sagte der Hohepriester.
Arutha nickte Gardan zu, und der Herzog schickte seinen Schreiber hinaus. Der Hohepriester warf James und Jazhara einen Blick zu, was Arutha zu der Bemerkung veranlasste: »Der Junker ist mein persönlicher Bevollmächtigter, und Jazhara ist meine Ratgeberin in allen Angelegenheiten, die etwas mit Magie zu tun haben. Der Herzog genießt in jeglicher Hinsicht mein vollstes Vertrauen. Ihr könnt also offen sprechen.«
Die Schultern des Hohepriesters sanken sichtlich herab, als ob sie von einer schweren Last niedergedrückt würden.
»Die Morgenröte Ishaps hätte schon vor einer Woche in Krondor eintreffen sollen, Eure
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