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Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Feist, Raymond - Krondor-Saga 3

Titel: Feist, Raymond - Krondor-Saga 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Traenen der Götter
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Leutnants. Die Kundschafter genossen einen legen-dären Ruf; es waren Männer, die von den ersten Förstern und Wächtern der frühesten Prinzen von Krondor abstammten. Sie kannten die sie umgebende Wildnis so gut, wie eine Mutter die Gesichtszüge ihrer Kinder kennt, und sie neigten dazu, sich zurückzuziehen und nur widerwillig Befehle von einem Offizier entgegenzunehmen, der nicht zu ihrer Kompanie gehörte. Ihr eigener Hauptmann ließ sich nur höchst selten im Palast blicken, außer auf direkte Anordnung des Prinzen, und sie mischten sich nicht gern unter die regulären Truppen der Garnison.
    Aber sie gehörten zu den besten Fährtensuchern, die es im Westen gab, und kein einziger Mann in den Armeen des Westens zog ihre Fähigkeiten in Zweifel.
    Nachdem sie ein paar Minuten schweigend dahingeritten waren, fragte William: »Und was gibt es noch?«
    »Was meint Ihr, Leutnant?«, lautete die Gegenfrage des Kundschafters.
    »Das, was Ihr mir anscheinend nicht sagen wollt.«
    Der Kundschafter warf dem jungen Offizier einen Blick zu; dann nickte er und lächelte leicht. »Diese Männer geben sich nicht die geringste Mühe, ihre Spuren zu verwischen. Sie haben keine Angst, gefunden zu werden.
    Sie beeilen sich aus einem anderen Grund.«
    »Sie müssen schnell irgendwohin«, stellte William fest.
    »Oder sie wollen jemanden treffen«, machte Marie einen zweiten Vorschlag.
    »Befürchtet Ihr einen Hinterhalt?«, fragte William.
    »Es wäre möglich«, entgegnete der Kundschafter.
    »Wenn sie so tun, als hätten sie es eilig, und dann plötzlich umkehren …« Er zuckte die Schultern.

    »Jackson würde uns warnen.«
    Ohne jede Gefühlsregung entgegnete Marie: »Wenn er noch lebt.«
    Schweigend ritten sie weiter.
    Das Gässchen war schon am Tag düster gewesen; in der Nacht war es tintenschwarz. James öffnete eine Laterne, die er sich im Palast beschafft hatte.
    Nachdem sie den späten Vormittag und den frühen Nachmittag hindurch geschlafen hatten, hatten James und Jazhara mit Prinz Arutha und seiner Familie zu Abend gegessen. Für Jazhara war es das erste Essen mit der königlichen Familie gewesen – ein Privileg ihrer neuen Stellung –, und sie hatte die Gelegenheit genossen, Prinzessin Anita, Prinzessin Elena und die Prinzen Borric und Erland – die Zwillinge – ein bisschen näher kennen zu lernen und sich mit ihnen zu unterhalten. James hatte den Prinzen über die Fortschritte in Kenntnis gesetzt, die sie bisher gemacht hatten, und Arutha hatte die Unter-suchungen gutgeheißen, die James in Bezug auf Kendaric, den vermissten Gesellen, angestellt hatte.
    Erneut in ihre praktische Reisekleidung gehüllt, schritt Jazhara einen Schritt hinter James durch das dunkle Gässchen. Als sie sich den Kisten näherten, gab James ihr ein Zeichen, sich leise zu verhalten, und Jazhara berührte ihn zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, leicht an der Schulter.

    Als sie an die Kisten herantraten, schallte ihnen eine Stimme entgegen: »Nein! Nein! Der alte Thom hat keiner Menschenseele etwas erzählt!«
    »Thom, ich werde dir nichts tun«, rief James zurück. Er drehte die Laterne so, dass ihr Licht auf die Kisten fiel, und jetzt konnten sie einen alten, in Lumpen gekleideten Mann erkennen, der inmitten der Kisten kauerte. Seine Nase war missgestaltet und rot; Ersteres deutete darauf hin, dass er sie sich in seiner Jugend mehrfach gebrochen hatte, Letzteres, dass er inzwischen ein Trinker war. Seine Vorderzähne fehlten, und die paar Haare, die er noch hatte, waren fast weiß; sie standen ihm rings um den Kopf ab, sodass es fast wie ein Heiligenschein aussah.
    Rot geäderte, wässrig blaue Augen richteten sich auf sie.
    Die Stimme erklang erneut. »Ihr seid nicht hier, um dem alten Thom wehzutun?«
    »Nein«, sagte James. Er kniete sich hin und drehte die Laterne so, dass sie sein eigenes Gesicht beleuchtete. »Ich bin nicht hier, um dir wehzutun. Ich will dir nur ein paar Fragen stellen …«
    »Ah, Ihr seid ein Mann des Prinzen, nicht wahr«, sagte der alte Bettler. »Das Schicksal ist gut zu mir. Ich hab gedacht, es sind diese Mörder, die zurückgekommen sind und den alten Thom erledigen wollen.«
    »Warum sollten sie dich erledigen wollen?«, fragte Jazhara, die jetzt hinter James hervorgetreten war.

    Thom warf Jazhara einen Blick zu und meinte dann:
    »Ich denke, weil ich in der Nacht hier war, als sie ins Gildenhaus eingebrochen sind.«
    »Wann war das?«, wollte James wissen.
    »In der Nacht, als der Gildenmeister

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