Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
bemerkte er, dass er in das Muster auf dem Boden getreten war. Er versuchte sich wieder zurückzuziehen, doch es war bereits zu spät. Der zwölf Fuß große Dämon packte den Assassinen von hinten und hob ihn hoch, wie ein Vater einen Säugling hochnehmen würde.
Dann warf er den Mann in die Luft, sodass er im wahrsten Sinne des Wortes von der aus Erde und Steinen bestehenden Decke abprallte. Als der Assassine wieder herabstürzte, spießte der Dämon ihn mit seinen bullengleichen Hörnern auf. Der Mann schrie noch ein letztes Mal auf und starb.
James kümmerte sich nicht weiter um das Gemetzel, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf den zweiten Schwertkämpfer; er streckte sein Schwert über Means Schulter hinweg und schlitzte dem Assassinen die Kehle auf. Ein nasses Gurgeln erklang, als der Mann seine Klinge fallen ließ, und ein erstaunter Ausdruck trat in sein Gesicht, als ihm das Blut aus Mund und Nase zu laufen begann. Mit einer schwachen Bewegung seiner linken Hand versuchte er, nach seiner Kehle zu greifen, als wollte er die Blutung stillen. Dann fiel er vornüber und blieb reglos liegen.
James drehte sich um und wandte sich dem Dämon zu, der den Assassinen mittlerweile regelrecht in Stücke gerissen hatte. Überall im Raum lagen Körperteile herum, und die Kreatur brüllte vor Wut auf, als sie sich James und seinen Gefährten entgegenstellte.
»Was sollen wir tun?«, fragte Jonathan Means. Er zitterte mittlerweile am ganzen Körper, da ihm erst jetzt richtig bewusst geworden war, was für ein Ungeheuer sie da vor sich hatten.
»Es kann das Muster nicht verlassen«, sagte Jazhara.
»Dazu musste es die Erlaubnis von dem haben, der es beschworen hat. Allerdings wird es ziemlich lange hier bleiben, wenn wir es nicht bannen oder töten können.«
»Diese Kreaturen sind verdammt schwer zu töten«, sagte James. »Das weiß ich aus eigener Erfahrung.«
Jazhara wandte sich an den Gardisten. »Gebt dem Palast Bescheid. Teilt Vater Belson mit, dass hier ein Dämon gebannt werden muss.«
Der Wächter warf James einen kurzen Blick zu. James nickte.
»Verlassen wir also diesen Raum und warten darauf, dass der gute Vater kommt«, sagte er.
Die Zeit schien endlos dahinzukriechen, während sie auf die Ankunft von Prinz Aruthas religiösem Ratgeber warteten. James stand direkt vor der Tür und schaute zu, wie die böse Kreatur wütete und ihn aus Augen voller Boshaftigkeit anstarrte. Mehrere Male täuschte der Dämon einen Angriff vor, doch stets wurde er von der mystischen Barriere aufgehalten.
»Was ist das für ein Unsinn über einen Dämon?«, rief eine Stimme von oben.
James drehte sich um und sah Vater Belson die Treppe herunterkommen. Der schlanke Priester mit dem schwarzen Bart kam in eiligen Schritten herbei, ohne sein übliches scharlachrotes und purpurnes Gewand. Stattdessen trug er ein wollenes Nachthemd, über das er einen schweren Umhang geworfen hatte. »Dieser Idiot hier«, sagte er und deutete auf den Gardisten, »hat mir noch nicht einmal die Zeit gelassen, mich vernünftig anzuziehen –«
Dann fiel sein Blick an James vorbei auf den Dämon. »Du meine Güte«, sagte er leise.
»Ich ziehe mich zurück und lasse Euch Eure Arbeit machen, Vater«, sagte James.
»Ihr lasst mich meine Arbeit machen?«, fragte Vater Belson und blinzelte verwirrt. »Was für eine Arbeit meint Ihr? Was soll ich denn tun?«
»Uns von dem Dämon befreien. Deshalb haben wir Euch rufen lassen.«
»Ich soll uns von dem Dämon befreien? Aber das kann ich nicht«, sagte der Prandur-Priester in offensichtlichem Entsetzen.
James blinzelte wie eine Eule, die plötzlich in einen hellen Lichtstrahl geraten ist. »Ihr könnt das nicht?«
»Dämonen sind Kreaturen der niederen Sphären, und als solche verzehren sie häufig Feuerenergie. Ich diene aber dem Lord der Flammen, und das verhindert, dass ich irgendwelche Fähigkeiten in der Ausübung von Magie habe, die dieser Kreatur Schaden zufügen könnte.« Nach einem weiteren Blick auf den Dämon fügte der Priester sanft hinzu: »Ich könnte ihn bestenfalls reizen, und schlimmstenfalls macht ihn das nur noch stärker.«
»Und wie sieht es mit einem Exorzismus aus?«, fragte Jazhara.
Der Priester blickte die keshianische Magierin an. »Das tut mein Tempel nicht. Dafür müsst Ihr einen Sung-Priester – und zwar einen überaus mächtigen Sung-Priester
– finden, oder einen Ishapianer.«
James seufzte. Er wandte sich an den Gardisten, der Vater Belson mitgebracht
Weitere Kostenlose Bücher