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Feldpostnummer unbekannt

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Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Vollzugsmeldung!«
    »Jawohl, Herr Major«, entgegnete der Leutnant, nahm Haltung an und verließ angewidert das Zelt.
    Er steuerte den Kübelwagen selbst, der ihn zu seiner Kompanie zurückbrachte. Der Spieß empfing ihn grinsend.
    »Na, wie war's?« fragte er.
    »Wenn der sich vorne so aufführt wie hinten«, versetzte der Kompanieführer grimmig, »dann wird er hier nicht alt.«
    »Hoffentlich«, antwortete der Hauptfeldwebel.
    »Will ich nicht gehört haben.«
    »Weiß schon, Herr Leutnant.«
    Dann führte der Spieß den Kompanieführer abseits und zeigte ihm wie unter dem Weihnachtsbaum die sorgfältig getarnten neuen Panzerwagen.
    »Fahren die von selbst?« fragte Kleebach.
    »Der Ersatz wird gerade mit einem Lkw geholt … zweiundvierzig Mann … frisch vom Faß, will sagen: vom Truppenübungsplatz.«
    »Gut«, entgegnete Kleebach, »schicken Sie mir die Neuen … einzeln.«
    Er ging in sein Zelt und wartete. Es entsprach seiner Art, die neuen Soldaten von der Kompanie persönlich zu begrüßen und abzutasten. Thomas nahm die nebensächlichsten Dinge jetzt übertrieben ernst, denn er mußte sich ablenken. Er wollte nicht an Gerd denken und nicht an Fritz, nicht an Achim und nicht an seine Eltern, die langsam an ihren Söhnen verbluten mußten …
    So war er froh, als jetzt die ersten anrückten, gab jedem die Hand, hatte für jeden ein privates Wort, und ließ sich Zeit dabei. Der siebte Landser fiel ihm auf; er war ein hochgeschossener Bursche mit dunklen Haaren und schwermütigen Augen.
    »Gefreiter Trautmann«, meldete er sich.
    »Setzen Sie sich«, sagte der Leutnant und stand selbst auf. Er sah flüchtig in die Papiere und setzte hinzu: »Sie sind schon vier Jahre Soldat und noch immer Gefreiter?«
    »Jawohl, Herr Leutnant.«
    »Los«, sagte Thomas lachend, »machen Sie schon den Mund auf … Sie haben doch was ausgefressen?«
    Der Gefreite Trautmann schwieg. Er sah gequält aus und starrte auf den Boden.
    »Also, was haben Sie auf dem Kerbholz?«
    »Meine Mutter ist Jüdin«, antwortete Trautmann wie mit einem Ruck.
    »Oh«, erwiderte Thomas erschrocken. Er blieb am Eingang des Zeltes stehen und sah zerstreut hinaus.
    »Als Halbjude kann ich nicht befördert werden, Herr Leutnant«, entgegnete Trautmann hinter ihm.
    Thomas Kleebach fuhr herum. »Halbjuden gibt es bei mir nicht«, versetzte er knapp, »in meiner Kompanie gibt es nur Soldaten … ist das klar?«
    »Jawohl, Herr Leutnant.«
    »Im übrigen bleibt das unter uns.« Der Kompaniechef gab dem Neuen die Hand. »Und außer uns geht es keinen etwas an.«
    Trautmann sprang hoch und baute sich auf. Kleebach winkte ab. Er sah den dankbaren Hundeblick des Gefreiten und fluchte in sich hinein. Er nahm einen Schluck Schnaps und ließ den nächsten kommen. Er ging zu seinem Schreibtisch, wühlte in den Papieren, kehrte so dem Eintretenden den Rücken zu, der jungenhaft feixte, weil er wußte, daß ihm die Überraschung mehr als gelungen war.
    »Schütze Achim Kleebach!« meldete er zackig.
    Thomas fuhr herum. Ein paar Sekunden stand er starr, so lange brauchte er, um zu begreifen, daß er nicht träumte und daß ihn die Hitze nicht narrte.
    »Mensch«, sagte er dann atemlos. Er ging auf den Jungen zu und umarmte ihn. Es war ihm schwindlig dabei. Thomas zog seinen jüngsten Bruder an sich, als ob er sich an ihm festhalten müßte. »Du …«, sagte er.
    »Kleiner Umweg«, platzte Achim wichtig los, »zuerst abgesoffen … dann schnell ein U-Boot-Angriff … Bißchen Etappenliebe … tolle Frau, kann ich dir sagen … und jetzt bin ich da …«
    Leutnant Kleebach ging aus seinem Zelt hinaus und gab Anweisung, die anderen Leute zunächst wegzuschicken. Der Spieß wußte längst Bescheid, daß unter den Neuen der Bruder des Kompaniechefs war, und hatte bei der Überraschung mitgespielt.
    Thomas kam zurück und sah, daß ihn der Pimpf fast verzückt betrachtete. »Was ist denn los?« fragte er lachend.
    »Das Ritterkreuz …«, erwiderte Achim, benommen vor Bewunderung, »ausgerechnet du … jetzt ist die Scharte ausgewetzt …«
    »Welche Scharte?«
    Achim antwortete großzügig: »Vergeben und vergessen.«
    »Von was sprichst du eigentlich?«
    Der Junge dämpfte die Stimme: »Na … daß du damals … bei der roten Jugend …«
    »Ach so.« Thomas sah in die Ferne, hob die Schultern, ließ sie wieder sinken.
    Dann berichtete ihm Achim, wie er es durchgesetzt hatte, daß er zur Kompanie seines Bruders versetzt wurde, und forderte zum Schluß:

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