Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feldpostnummer unbekannt

Feldpostnummer unbekannt

Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
britischer General gab einen Tagesbefehl heraus, daß die deutschen Soldaten auch keine Übermenschen seien; er konnte die Panik nicht stoppen, das wußte General Gambier-Parry nicht erst zehn Tage später, als er in deutsche Gefangenschaft geraten war.
    Rommel, der Wüstenfuchs, begann bei Freund und Feind zu einer legendären Figur zu werden. Er blieb den flüchtenden Tommies auf den Fersen und hämmerte seinen Leuten ein: »Tuchfühlung mit dem Feind und viel Staub machen, Kinder; Staub spart Munition.«
    Er stürmte ohne Nachschub, lebte von der Hand in den Mund, bis Agedabia fiel, wo riesige Nachschublager mit Ausrüstung, Fahrzeugen, Munition, Verpflegung und Süßwasserquellen von den Engländern nicht mehr gesprengt werden konnten. Der Wüstenfuchs, von seinem eigenen Angriffsschwung überrollt, folgte dem Feind so blindlings, wie dieser zurückwich. Um ihn in der Cyrenaika entscheidend zu schlagen, mußte er von Agedabia aus über den Msus quer durch die Wüste nach Mechilli rollen. 300 Kilometer Durststrecke, ohne zuverlässige Karten, fast ohne Markierung. Die Italiener, die das Land kolonisiert hatten, hielten es für unmöglich. Aber so wie Hannibal im Altertum die unüberwindbaren Alpen geschafft hatte, stießen Rommels Verbände nach Tmimi durch, während gleichzeitig der deutsche Angriff von Bengasi aus ins Rollen kam.
    Die Einheit Kleebachs rollte an der Spitze der 21. Panzerdivision. Fahrt nach Kompass. Kein Baum, kein Strauch. Mitunter verlassene Lehmhütten. Die Luft ein dampfender Brei, ein flirrendes Etwas. Dschebel im Weg. Sandsturm. Thomas Kleebachs Panzer rollte als erster über den Paß. Die anderen hinter ihm. Geschafft!
    8. April: Hinein nach Mechilli. Kurzer Kampf. Riesige Beute. Das Hochland von Barce in deutscher Hand und damit der Weg frei in die östliche Marmarica.
    Weiter: Blitzsiege ohne Beispiel mit folgenden Stationen: 9. April: Bardia; 13. April: Sollum. Massive Gegenangriffe der Briten. Abgeschlagen! Sturm auf Tobruk. Vergeblich! Rommel unterschätzte die Befestigungsanlagen der von See her versorgten Stadt.
    Aber das Afrika-Korps stand an der ägyptischen Grenze. Tag und Nacht im Einsatz, meistens dem deutschen Gros weit voraus, rollend und feuernd, stets am Drücker, wenn es mulmig wurde, hatte die Panzerkompanie Kleebach den Siegeszug blendend überstanden und war unter Verlust von elf Mann bis zum Halfaya-Paß vorgestoßen. Jetzt, da die Bewegungsschlacht in einen harten, blutigen Stellungskrieg ausartete, hatten die Panzersoldaten etwas Ruhe und standen als Feuerwehr bei überraschenden Feindeinbrüchen Fuß bei Raupe. Leutnant Thomas Kleebach verfügte über mehr Feindfahrzeuge als eigene, hatte Sprit, Zigaretten und Konserven, und vor allem das befriedigende Gefühl, seinen Haufen soweit gut durchgebracht zu haben.
    Seine Einheit hatte Stellung hinter dem seltsamen Drahtzaun bezogen, der, von den Italienern angelegt, längs der ägyptischen Grenze verlief. Durch ein Loch dieses einst als Schutz gegen räuberische Beduinen geschaffenen Geflechts sollten im Morgengrauen zwei Beute-Panzerspähwagen seiner Einheit rollen. Und bevor der junge Offizier noch nach Freiwilligen fragen konnte, hatte sich bereits Achim, sein Bruder, gemeldet.
    Thomas zögerte. Dann zuckte er ergeben die Schultern.
    Vier Uhr früh. Bald mußte die Sonne aufgehen. Der Kompaniechef verabschiedete seine Leute. Achim fuhr im Wagen Trautmann, einem überschweren britischen Beutefahrzeug, bei dem nur das Emblem gewechselt werden mußte. Der Gefreite Trautmann, ein alter Fahrer, war längst mit ihm vertraut, und Unteroffizier Ehrlich – Motto: ›Ehrlich währt am längsten‹ – ein bewährter Aufklärer.
    »Fertig?« fragte Thomas Kleebach.
    Ehrlich nickte, warf seine Zigarette in den Sand und deckte sie pedantisch zu. Der Leutnant reichte ihm die Hand. Sie sahen sich einen Moment an. Keiner sagte ein Wort. Sie verstanden sich auch so. Im Gesicht des Kompaniechefs lag stumm die Bitte, mit dem Jungen heil nach Hause zu kommen. Kleebach klopfte Achim auf die Schulter.
    »Mach's gut!« sagte er.
    »Und ob«, versetzte der Pimpf lachend.
    Thomas Kleebach sah den beiden Fahrzeugen nach und nickte. Der Auftrag, der, genaugenommen, gegen die üblichen Gepflogenheiten des Wüstenkriegs verstieß, konnte harmlos sein, oder ein aufgelegtes Himmelfahrtskommando, je nachdem. Der erste Wagen rumpelte nach links, Trautmanns Panzerspähwagen nach rechts; in der Mitte des Radius sollten sich die beiden Fahrzeuge

Weitere Kostenlose Bücher