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Feldpostnummer unbekannt

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Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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war jeder Zweifel ausgeschlossen: Es war Marion, die förmlich in sich zusammenkroch.
    »Komm«, flüsterte ihm Malwine zu.
    »Du Dreckstück …!« brüllte Freddy und trat an Marion heran. »Du Hure!«
    »Was fällt Ihnen ein?« fauchte ihn der Major an.
    Mit einer Handbewegung schleuderte ihn Freddy beiseite, riß Marion mit der anderen Hand hoch, schlug ihr in das Gesicht.
    Von unten kam wieder die Melodie: »Roter Mohn …«
    »Klatschmohn!« rief Malwine lachend.
    Die Szene sprach sich sofort herum. Alle Türen öffneten sich und die Zaungäste strömten zusammen. Marion hatte sich von ihrem Bruder losgerissen und kauerte wimmernd auf dem Sofa.
    »Mach dich fertig!« schrie Freddy, »du kommst sofort mit!«
    »Na, endlich kommt Schwung in den Laden«, rief einer und lachte über den ertappten, verdatterten Major, der nicht wußte, wie er sich benehmen sollte.
    »Die dumme Eifersucht …«, versetzte ein zweiter.
    »So 'ne Überraschung«, lachte ein Leutnant der Reserve, »trifft hier seine Braut …« Er drohte an seinem Humor zu ersticken.
    Freddy Kleebach ersparte seiner Schwester nichts. Er nahm sie derb am Arm und riß sie wieder hoch. Es machte ihm nichts aus, alle Anwesenden zu Zuschauern einer zwielichtigen Situation zu machen. Kurz zögerte Marion noch, aber unter seinem kalten Blick folgte sie Freddy dann wie hypnotisiert. Das war den anderen nicht recht. Jetzt nahmen sie Partei gegen ihn.
    »Das können Sie hier nicht machen!« fauchte ihn ein Offizier an.
    »Wer hat denn den überhaupt mitgebracht?« fragte ein Mädchen verächtlich.
    Auf einmal stand Freddys Chef im Zimmer. »Kleebach«, sagte er, »das hätte ich nicht von Ihnen erwartet … dachte, daß Sie sich benehmen könnten … Sie kommen nie mehr hierher … ist das klar?«
    »Das ist klar, Herr Hauptmann!« Der Gigolo spuckte ihm die Worte in das Gesicht. Dann nahm er Marion an der Hand und zog sie nach unten. Er wartete, bis sie ihren Mantel gefunden hatte und ging mit ihr weg. Er pfiff auf eine Fahrgelegenheit und lief mit ihr von Dahlem bis nach Charlottenburg, durch das verdunkelte Berlin. Er sagte kein Wort. Am Anfang weinte Marion noch, dann war auch sie still. Endlich sagte sie zaghaft: »Ich war doch … zum erstenmal da … ich wußte doch nicht …«
    Sie lügt auch noch, dachte Freddy und schämte sich darüber, daß seine Schwester so verkommen war, ohne zu bedenken, daß in erster Linie Männer seines Schlags daran die Schuld trugen.
    »Bitte …«, fuhr Marion fort und blieb stehen, »sag wenigstens nichts zu Hause … Vater würde …«
    Er preßte die Lippen aufeinander und zog seine Schwester mit sich. Sie konnte auf ihren eleganten Schuhen kaum mehr gehen, aber das war ihm gleichgültig.
    »Nein«, antwortete der Gigolo schließlich. »Vater braucht nicht zu wissen, daß seine Tochter ein Flittchen ist!« Er sprach nach vorne, Marion war in einem halben Meter Abstand hinter ihm. »Aber Heinz«, fauchte er, »soll es erfahren … wenn's ihm keiner sagt … ich werd's tun! … Verlass dich auf mich!«
    Zunächst war Marion erleichtert, denn sie wußte weder, daß es ihr nicht gelingen würde, Freddy davon abzubringen, noch zu welchen Folgen es führen sollte …
    Am 22. Juni 1941 schuf sich Hitler einen neuen Kriegsschauplatz: Russland. Zwar war der Blitzkrieg im Osten weit von der Wüstenschlacht im Süden entfernt, bald aber sollten seine Wellen auch das deutsche Afrikakorps erreichen.
    Die Luftflotte 2, die bis dahin den Nachschub einigermaßen gesichert hatte, wurde vorübergehend nach Osten verlegt, und das bedeutete ungeschorene britische Konvois und damit mangelnde Munition und fehlenden Sprit für Rommel.
    Unter Ausnutzung dieses Umstandes traten die Engländer am 18. November 1941 aus dem Stellungskrieg heraus mit überlegenen Kräften zu ihrer zweiten Gegenoffensive an. Am 10. Dezember konnten sie das belagerte Tobruk entsetzen, am 2. Weihnachtsfeiertag hatten sie bereits Bengasi eingenommen. Der deutsche Rückzug war zwar nicht ganz so schnell wie der Vormarsch, aber am 2. Januar 1942 mußte das eingeschlossene Bardia kapitulieren, und sechzehn Tage später hißten auch die in Sollum zurückgebliebenen deutsch-italienischen Verbände die weiße Fahne. Die Reste des Afrikakorps wichen kämpfend auf El Agheila zurück. Die Wüste buchte als Verluste: 13.000 deutsche Soldaten, 20.000 Italiener und 17.700 Briten.
    So gut es ging, hielt beim Rückzug die Panzerkompanie Kleebachs die Führung zum

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