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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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zurück. Sie musste eine Weile suchen, bis sie die Stelle fand: Die Hüterin der Winde ist die Herrin der Sturmwolke … Sie hat viele Namen und Herrin ist einer davon, denn sie fordert Gehorsam von allen Lebewesen.
    Felicity drehte das Buch um. Sie war ganz aufgeregt. Natürlich! Wieso hatte sie das nicht längst kapiert? Die Hüterin der Winde und die Herrin der Sturmwolke , die angeblich mit der Gentry im Bund stand, waren ein und dieselbe Gestalt. Aber Felicitys Hochstimmung verflog, als ihr bewusst wurde, dass sie der Antwort auf die Frage, warum Abednego ihr das Buch gegeben hatte, um keinen Schritt näher gekommen war.
    Felicity streifte ziellos durch die Straßen und Gassen von Wellow – sie wollte nicht früher nach Hause kommen als unbedingt nötig. Zufällig kam sie im Stadtpark an der Stelle vorbei, wo Stufen hinab zur Straße führten, in der Alice wohnte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, es würde ihr guttun, das Haus ihrer alten Freundin wiederzusehen, und so machte sie sich auf den Weg dorthin.
    Bei Alice angekommen, öffnete sie das kleine Gartentürchen und ging den Pfad zum Haus entlang. Es war ungewöhnlich still, als wäre alles Leben auf dem Grundstück erstarrt, solange die quirlige Eigentümerin abwesend war. Norton, der Mann, der für Alice allerlei handwerkliche Arbeiten erledigte, hatte das Laub zusammengerecht und verdorrte Beetpflanzen abgeschnitten. Der Garten bestand nur noch aus nackter Erde und kahlen Büschen. Er spendete Felicity keinen Trost.
    Als sie sich umdrehte, um wieder zu gehen, sah sie Miranda Blake auf dem Gehsteig, die sie mit spöttischer Miene beobachtete.
    »Tja, Gallant«, sagte sie und kam näher, »hier rumzulungern hilft dir auch nichts – sie ist weg.«
    Woher wusste Miranda, dass sie mit Alice befreundet war? Felicity würde ihr bestimmt nicht den Gefallen tun, sie danach zu fragen. Sie verzog keine Miene. Aber dann sah sie auf der anderen Straßenseite wieder diesen Jungen mit den langen Haaren, der herüberschaute.
    »Kennst du den?« Es rutschte ihr einfach so heraus.
    Miranda warf einen Blick über die Schulter, dann sah sie Felicity argwöhnisch an. »Du meinst Jeb Tempest?«
    »Tempest«, sagte Felicity ganz in Gedanken. Ein ungewöhnlicher Name.
    »Kennst du seine Familie nicht? Die wohnen in der Tempest Bay, neben der Soul Bay«, erklärte Miranda ungeduldig, dann hob sie eine Braue. »Hast du etwa ein Auge auf ihn geworfen?«
    Felicity zuckte zusammen. »Nein, Quatsch. Ich war einfach nur neugierig, weil …« Ihr wurde klar, dass alles, was sie sagte, die Sache nur noch schlimmer machen würde. »Na ja, aus keinem bestimmten Grund eigentlich.«
    »Klar, natürlich.« Miranda gestattete sich ein ironisches Lächeln.
    Felicity fiel die Bemerkung ein, die Miranda bei ihrer Begegnung im Clubhaus gemacht hatte. »Hat deine Familie jetzt eigentlich schon das Sagen?«, fragte sie.
    Ihre Feindin starrte sie herausfordernd an. »Es dauert nicht mehr lange«, antwortete sie.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass deine Familie wirklich mal so furchtbar reich war«, sagte Felicity leichthin, um Miranda aus der Reserve zu locken. Es funktionierte.
    »Es hat uns an nichts gefehlt. Meine Mutter hat andauernd jede Menge schöne Kleider und Schmuck bekommen. Vielleicht haben die Feste bei uns nicht Wochen gedauert wie im Herrenhaus, aber es war alles so luxuriös, wie man es sich nur wünschen konnte.«
    Im Herrenhaus? Felicity fragte sich, was Miranda wohl damit meinte, denn so lange sie zurückdenken konnte, hatte das alte Gemäuer leer gestanden. Sie hatte nie jemanden hineingehen oder herauskommen sehen.
    »Und natürlich hatten die Leute Respekt vor den Blakes. Wirklichen Respekt.« Miranda köpfte lässig eine der letzten Herbstblumen neben dem Weg. Dann wandte sie sich zum Gehen.
    Erst jetzt fiel Felicity auf, dass Miranda sich ganz schön herausgeputzt hatte: Sie trug ein weinrotes Samtkleid mit dazu passendem Jäckchen und schwarze Lackschuhe.
    »Gehst du jemanden besuchen?«, fragte sie. »Nette Leute?«
    » Bessere Leute jedenfalls.« Miranda musterte Felicity verächtlich. »Die Gallants waren früher eine stolze Familie«, sagte sie. »Die gaben sich nicht mit Twogoods oder Tempests ab.«



Zehntes Kapitel
    E
s war Samstagvormittag, die Ferien waren fast vorbei und Felicity atmete auf. Wieder einmal läutete es an der Tür. »Ich geh schon«, sagte die Großmutter zu Mrs Gallant und eilte hinaus auf den Flur. »Du musst dich schonen.«
    Immerhin, dachte

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