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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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hättet das Rennen nicht gewonnen. Woher wusstest du überhaupt, was du tun musstest?«
    »Ich wusste es nicht, es war mehr so eine Art Reflex.«
    »Hmm.« Henry schüttelte nachdenklich den Kopf. »Gut, dann wollen wir doch mal sehen, ob dein Seglerinstinkt heute auch wieder funktioniert.«
    Felicity lächelte.
    »In der Bibliothek …«, murmelte Henry, als sie weitergingen. »Kein Wunder, dass wir dich nicht gefunden haben.«
    Henry führte seine Freundin zu dem Kieselstrand westlich des Hafens. Es war der, den sie vor dem Start der Regatta anvisiert hatten. Wenn man zu Fuß hinging, sah er ganz anders aus, dachte Felicity; sie erinnerte sich daran, wie winzig klein die Fischerhütten vom Wasser aus gewirkt hatten.
    »Die Jolle liegt hinter einem der Bootsschuppen, der einem Freund von meinem Vater gehört«, erklärte Henry, während sie den Pfad zwischen den Holzhütten entlanggingen. Sie kamen zu einem Schuppen, der in den Uferfelsen hineingebaut war. Felicity roch die frische Meeresluft und lächelte ängstlich bei dem Gedanken an die gemischten Erfahrungen, die sie bei der Regatta gemacht hatte. Henry bückte sich und zerrte an einer ziemlich schmuddeligen Plane, unter der eine aus Holz gebaute Jolle mit abgeklapptem Mast zum Vorschein kam. Sein Blick streifte Felicitys Füße. Er ging in die Hütte, Felicity hörte ihn dort rumoren. Nach einer Weile kam er wieder heraus, ein Paar Deckschuhe in der Hand. Sie sahen schon ein bisschen abgewetzt aus, aber immerhin waren es ganz gewöhnliche Schuhe, wie alle Mädchen sie trugen.
    »Sie sind nicht mehr ganz neu«, sagte er, »aber das muss kein Nachteil sein: Mit solchen Schuhen siehst du aus wie eine erfahrene Seglerin.« Er grinste. »Und auf jeden Fall sind sie leichter als deine alten.«
    Felicity musste lachen. »Ich kann mir vorstellen, dass es sogar Marmorstatuen gibt, die leichter sind.«
    »Wie haben es deine Eltern überhaupt geschafft, derart altmodische Treter zu finden?«
    Felicity verzog das Gesicht. »Meine Großmutter hat sie bei Joliffe entdeckt.«
    Henry schüttelte den Kopf. »Sie scheint dich wirklich nicht besonders zu mögen.«
    Felicity fand es mit einem Mal nur noch komisch. Sie musste kichern. »Nein«, sagte sie, »ich hab auch den Eindruck.«
    Sie sah Henry zu, der sich im Boot zu schaffen machte. Er richtete den Mast auf, dann kramte er irgendwo ein kleines Segel hervor und befestigte es weiter vorn.
    »Es ist bestimmt ziemlich teuer, einen Liegeplatz im Hafen zu mieten, oder?«, fragte sie. »Darum habt ihr euer Boot hier vertäut.«
    Henry blickte auf. »Die Liegeplätze im Hafen werden nicht vermietet. Sie sind Familienbesitz und werden von einer Generation zur nächsten vererbt. Und wir haben eben keinen.« Er stieg aus und machte sich daran, die Jolle über den abschüssigen Kieselstrand zum Wasser zu schieben.
    »Ich dachte immer, die Twogoods sind eine alteingesessene Familie.«
    »Ja, das stimmt schon.« Henry zog Schuhe und Socken aus und krempelte seine Hosenbeine hoch. »Wir hatten mal einen Liegeplatz, aber der wurde uns weggenommen.«
    »Weggenommen? Warum?«
    »Weil wir aus der Gentry ausgetreten sind.« Er sah Felicity an, als wäre sie ein bisschen schwer von Begriff.
    »Deswegen haben die euch den Liegeplatz weggenommen?«
    »Sie haben uns alles genommen.« Das Boot war jetzt startklar. »Also los, spring rein, dann schiebe ich es ganz ins Wasser. Der Wind kommt direkt von vorne, darum muss ich den Bug ein bisschen zur Seite ziehen.«
    »Aha«, sagte Felicity. Hatte Henry ihr vorhin nicht zugehört? Er musste doch wissen, dass sie von alledem kein Wort verstand.
    Doch, er hatte zugehört. Er schlug mit der flachen Hand ganz vorn an die Bordwand. »Das hier nennt man Bug«, sagte er. Dann deutete er erst auf das größere und dann auf das kleinere Segel. »Das ist das Großsegel und das da die Fock.«
    Felicity nickte. Die Wörter klangen vertraut; offenbar war sie doch nicht so vollkommen ahnungslos, wie sie gedacht hatte.
    »Das ist der Mast. Und die waagrechte Stange, die daran befestigt ist, nennt man Baum – das Ding, das dir bei der Regatta auf die Brust geknallt ist. Ich dachte, du hättest bloß einen Moment lang nicht aufgepasst.« Er grinste. »Ich wusste ja nicht, dass dir nicht mal klar war, dass sich das Ding überhaupt bewegen kann.«
    Felicity lächelte. Rückblickend fand sie es auch lustig.
    Henry gab ihr eine Leine in die Hand. »Das ist eine Fockschot – Schoten nennt man alle Leinen, mit denen

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