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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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darum hat er der Jolle diesen Namen gegeben.« Henry packte belegte Brote aus und hielt ihr eins hin.
    »Hat dir dein Vater eigentlich ausgerichtet, dass ich bei euch vorbeigeschaut habe?«, fragte Felicity.
    »Klar.« Henry schob den Käse und den Salat auf seinem Sandwich gewissenhaft zurecht, bevor er zu essen anfing. »Hast du gedacht, er sagt es mir nicht?«
    »Na ja, er war nicht gerade erfreut, mich zu sehen«, sagte sie.
    »Weil du ihn aufgeweckt hast. Er hatte Nachtschicht. Jetzt, wo die Sturmwolke da ist, gibt es eine Menge Arbeit im Hafen.«
    Felicity nickte nachdenklich. »Bist du sicher, dass es nichts damit zu tun hat, dass ich eine Gallant bin?« Eigentlich war es nur eine Vermutung gewesen, aber Henry reagierte sichtlich verlegen. Offenbar hatte sie genau ins Schwarze getroffen.
    »Die Twogoods mussten nach dem Bruch mit der Gentry einiges durchmachen«, erklärte Henry. »Da kann man doch irgendwie verstehen, dass mein Vater auf die führenden Gentry-Familien nicht allzu gut zu sprechen ist.«
    Felicity lächelte. »Das ist schon ziemlich komisch: Dein Vater hat was gegen mich, weil er mich zur Gentry rechnet, dabei wusste ich davon praktisch gar nichts.«
    »Er ist eben durch und durch ein Twogood«, meinte Henry. »Die nehmen diese alten Geschichten furchtbar ernst.«
    »Henry«, sagte Felicity und starrte hinaus aufs Meer, »ich bin mir ganz sicher, dass sich irgendwas Komisches zusammenbraut.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Die Sturmwolke ist wieder in Wellow und der Kapitän des Schiffs hat mir dieses rote Buch gegeben. Am selben Tag ist dann Großmutter aufgetaucht, von der meine Eltern nie was erzählt hatten. Und sie haben auch nie erwähnt, dass mein Großvater Rafe Gallant, der Anführer der Gentry, war. Das kann doch kein Zufall sein.« Felicity sah ihren Freund forschend an.
    »Vielleicht siehst du Gespenster?« Er seufzte leise. Warum glaubten die Leute immer gleich an irgendwelche übersinnlichen Kräfte, wenn es um die Gentry ging? Das war doch alles bloß Aberglaube und Hokuspokus.
    Felicity war frustriert, sie merkte, dass sie nicht zu ihm durchdrang. »Aber da gibt es noch etliche andere Sachen, Kleinigkeiten, trotzdem kommt mir das alles merkwürdig vor. Da ist dieser Junge – Jeb Tempest heißt er –, der mir andauernd über den Weg läuft. Er scheint auch Großmutter zu kennen. Alice ist verschwunden. Und mein Vater benimmt sich wirklich seltsam . Das ist alles ein bisschen viel auf einmal.«
    »Ich sehe nicht, was daran so besonders mysteriös sein soll«, sagte Henry. »Keine Ahnung, warum deine Eltern nicht über Rafe Gallant oder die Gentry sprechen wollen, aber, mein Gott, vielleicht finden sie eben, dass man die Vergangenheit ruhen lassen soll. Und Alice ist schließlich nicht vom Erdboden verschluckt worden, sondern sie hat uns gesagt, dass sie für eine Weile verreist. Die Gentry war bloß eine Schmugglerbande und ist längst nicht mehr aktiv. Die Sturmwolke ist ein Schiff wie andere auch und du hast zufällig den Kapitän getroffen, na und?«
    So wie die Twogoods die Welt betrachteten, gab es für alles eine vernünftige Erklärung. Daran glaubten sie wie andere Leute an die Offenbarungen ihrer Religion.
    »Wieso hat er mir das Buch gegeben? Weißt du, da steht eine Menge über diese Herrin der Sturmwolke drin.«
    »Na, dann ist doch klar, dass es ihn interessiert«, sagte Henry. »Immerhin hat das ja was mit seinem Schiff zu tun.«
    »Aber das erklärt doch nicht, warum er es mir gegeben hat.«
    Henry dachte eine Weile nach, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Du hast ihn ja praktisch dazu aufgefordert! Überleg doch mal: Du hast ihm gesagt, dass es verboten ist, Bücher einfach so mitzunehmen. Und da hat er wahrscheinlich gedacht, du bist so eine Art Bibliothekssheriff.«
    Es frustrierte Felicity ein bisschen, dass ihr Freund so hartnäckig war. »Und was ist mit diesem Jungen?«, fragte sie. »Woher kennt der meine Großmutter?«
    »Ob er sie wirklich kennt, ist gar nicht sicher, oder?«, meinte Henry. »Und außerdem: Die Tempests sind eben sonderbare Leute, das weiß jeder.«
    »Sie ist an dem Abend aufgetaucht, an dem die Sturmwolke gekommen ist.«
    »Wie gesagt, das ist ein komischer Zufall«, gab Henry zu. »Aber es ist wirklich bloß ein Zufall.«
    »Sie hat was an sich, das einem Angst macht.« Felicity ließ nicht locker. »Wenn sie wütend wird, sieht sie plötzlich total verändert aus, fast wie ein Skelett. Es ist grauenhaft. Und man spürt ihren Zorn.

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