Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)
widerstehen, die Kräfte des Geräts immer weiter auszureizen, nicht?«, sagte er.
»Wissen Sie, wer es gebaut hat?«, fragte sie.
Jasper nickte. »Henry Twogoods Großvater war ein sehr fähiger Techniker.«
Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich, wer sonst konnte so etwas konstruieren? »Haben Sie es beschlagnahmt?«, fragte sie.
Jasper gestattete sich einen leisen Anflug von Stolz. »Ich habe es wiederentdeckt«, sagte er
Felicity warf ihm einen verwirrten Blick zu.
»Nach Rubys Tod hat dein Großvater angeordnet, dass es weggeschafft und versteckt werden sollte«, erklärte Jasper. »Er wollte, dass es nie wieder ein Mensch in die Hand bekäme. Aber ich habe es gefunden. Es war nicht leicht, ich habe jahrelang nachgeforscht, bis ich endlich auf die richtige Spur kam, die mich in die Karibik führte. Ich wusste, dass das Gerät existierte. Die Gentry übte schon immer eine besondere … Faszination auf mich aus.«
Felicity musterte den Mann nachdenklich. Er musste hochintelligent sein, wenn er es geschafft hatte, die Sturmmaschine aller Geheimhaltung zum Trotz aufzuspüren.
»Sie haben vorhin gesagt, es könnte uns beide das Leben kosten. Die Maschine ist also gefährlich?«
Jasper nickte. »Wenn sie in die falschen Hände gerät, ja.«
»Glauben Sie nicht, dass mein Großvater gute Gründe hatte, wenn er wollte, dass sie für alle Zeiten verschwand?«
Jasper starrte sie an. »So eine geniale Erfindung darf doch nicht für immer auf dem Meeresgrund bleiben.«
»Wieso nicht? Wenn sie dort keinen Schaden anrichtet.«
»Aber man könnte sie für so viele nützliche Zwecke verwenden«, sagte Jasper aufgeregt. »Diese Erfindung könnte jede Menge Gutes stiften, sie könnte die Welt verändern, zum Beispiel, wenn man sie zur Energiegewinnung nutzen würde. Und wenn es möglich ist, mit so einem kleinen Gerät Stürme zu erzeugen, kann es sicher auch einmal ein Instrument geben, das Unwetter vertreibt.«
»Haben Sie keine Angst, dass jemand es missbraucht und Menschen damit tötet?«
»Nein«, sagte Jasper, »das würde ich niemals zulassen.«
»Aber sobald Ihre Vorgesetzten davon erfahren, müssen Sie die Maschine abgeben, glauben Sie nicht? Und wer weiß, was diese Leute damit anfangen.«
»Nein.« Jasper runzelte die Stirn. »Ich habe sie entdeckt. Und ich allein verfüge darüber, das ist mein gutes Recht.«
»Es gibt bestimmt eine Menge Leute, die das Gerät gerne hätten und die es auf gar keinen Fall in die Finger kriegen dürfen«, sagte Felicity. »Sogar hier in Wellow.«
»Das ist doch Blödsinn«, fauchte er. »Niemand wird es ohne meine Erlaubnis benutzen.« Er zog den Riemen seiner Tasche fest zu, ganz offensichtlich tief verärgert.
Felicity schluckte nervös. Vielleicht hätte sie behutsamer sein sollen? Aber sie hatte doch nur gesagt, was jedem vernünftigen Menschen einleuchten musste, oder nicht?
Achtzehntes Kapitel
V
illainous Usage hatte eine hektische Zeit hinter sich. Die Aussicht, die Lady Olivia auf die Klippen zu locken und auszuplündern, hatte ihn erst in eine selige Hochstimmung versetzt. Aber die war verflogen, als er erkannt hatte, dass die Planung so eines Unternehmens mit einer Unmenge Scherereien verbunden war: Man musste eine Truppe von geeigneten Leuten anwerben, die das Strandgut einsammelten, und man brauchte einen Hehler, der die Waren zu einem guten Preis abnahm. Die Verhandlungen und das Gefeilsche hatten Wochen gedauert. Es war fast so anstrengend wie ehrliche Arbeit gewesen.
Die Lady Olivia war kleiner als die beiden Frachtschiffe, die seine Mutter zuerst aufs Korn genommen hatte, aber auch sie versprach fette Beute: eine Ladung Goldbarren und dazu verschiedene wertvolle und leicht verkäufliche Handelswaren.
Mutter und Sohn hatten in der letzten Zeit manche glückliche Stunde damit verbracht, sich das neue Leben, das sie erwartete, auszumalen.
»Dann müssen wir nicht mehr in diesem armseligen Loch hausen«, verkündete Mrs Usage eines Abends und nahm zur Bekräftigung einen ordentlichen Schluck Rum.
Villainous strahlte. »Und ich bin ein angesehener Mann.«
Sie tätschelte sein Knie. »O ja, dein Papa wäre stolz auf dich.«
»Meinst du?«
»’türlich, klar.« Ihre Zunge war schon ein bisschen schwer. »Aber das is’ erst der Anfang«, lallte sie.
Ihr Sohn sah sie mit großen Augen an. Er hatte gar nicht daran gedacht, dass noch mehr Arbeit auf ihn wartete.
»Bevor wir uns zur Ruhe setzen«, flüsterte Mrs Usage
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