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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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er stolz.
    Felicity blickte ratlos auf die Blätter, die mit unverständlichen Zeichen und Linien übersät waren.
    »Unsere Leute kannten geheime Fahrrinnen durch Gewässer, die als unpassierbar galten. So konnten sie jedem Verfolger entkommen.«
    Jetzt fiel es Felicity wieder ein. »Henry hat mir davon erzählt«, sagte sie aufgeregt. »Er behauptet, es gibt so eine geheime Durchfahrt in die Soul Bay.«
    »Das stimmt.« Jeb lächelte und zog eine große Karte aus einem Stapel. Ein Gefühl des Triumphs blitzte in Felicity auf, als sie die Küstenlinie von Wellow wiedererkannte. »Hier«, sagte Jeb und zeichnete mit dem Finger einen Zickzackkurs auf dem Papier nach, der so kompliziert war, dass Felicity sich fragte, wie man es schaffen sollte, ein Schiff so zu steuern. »Aber da ist noch was Interessantes«, fuhr er fort. »Siehst du diese Sandbank?«
    Felicity runzelte die Stirn. Dort, wo Jeb hinzeigte, sah sie nichts als eine Ansammlung von scheinbar zufällig zusammengewürfelten Zahlen.
    Jeb merkte, dass er ihr das ausführlich erklären musste. »Jede Zahl zeigt an, wie tief das Wasser an dieser Stelle ist. Wenn du lauter sehr niedrige Zahlen nahe beieinander siehst, weißt du, dass da eine Sandbank sein muss oder irgendeine andere seichte Stelle, jedenfalls etwas, wo dein Boot auf Grund laufen würde.«
    Felicity nickte. Sie wusste jetzt, was Jeb meinte: Sie war oft genug in einem Bogen um die Stelle herumgesegelt.
    »Die meisten Leute glauben, dass da kein Durchkommen ist, dass man die Sandbank umfahren muss – so, siehst du?« Er zeigte ihr den Kurs mit dem Finger auf der Karte. Dann grinste er. »Aber es gibt eine Durchfahrt, die breit genug ist für ein kleines Schiff … da.« Er fuhr an einer Reihe von höheren Zahlen entlang, die handschriftlich in der Karte eingetragen waren. »So kannst du mittendurch fahren und kommst ohne Umweg in die Bucht von Wellow.«
    »Echt?«, fragte Felicity staunend. »Aber woher weiß man –?«
    Sie brach ab, denn sie hörte Schritte draußen auf dem Gang. Sie wurde blass vor Schreck bei dem Gedanken, dass gleich jemand hereinkommen würde – immerhin waren sie ohne Erlaubnis hier eingedrungen.
    Die massive Tür ging auf und ein alter Mann trat ein. Sein Gesicht war wettergegerbt und faltig, unter den buschigen Brauen blitzten grüne Augen. Irgendwie kam er Felicity bekannt vor.
    Isaac Tempest streckte ihr lächelnd die Hand entgegen. »Miss Gallant«, sagte er erfreut. Sein Händedruck war fest und sie spürte Schwielen an seinen Händen. »Ich hoffe, Jeb hat sich anständig um dich gekümmert?«
    »Vorbildlich.« Felicity lächelte. Der alte Mann war ihr auf Anhieb sympathisch.
    »Die Tempests und die Gallants haben eine lange gemeinsame Geschichte«, bemerkte er.
    Felicity nickte. »Ich habe davon gehört«, sagte sie. »Und ich habe auch das Foto gesehen.«
    Isaac musterte sie aufmerksam.
    »Ich wollte Jeb gerade fragen, wie man es anstellt, diese Fahrrinne hier zu finden.« Sie deutete auf die Seekarte.
    Er lächelte. »Man muss einfach auf die Pricke achten, die da steckt, ein Ast von einer Weide.«
    »Was? Sie meinen den Stock, der ein Stück von der Warnboje entfernt aus dem Wasser rausschaut?«
    Jeb nickte. »Die Meeresströmungen verschieben die Sandbank immer wieder, und damit verändert sich auch der Kurs, den man fahren muss. Darum stecken wir die Pricke in den Grund, damit alle, die Bescheid wissen, sehen, wo sich die Fahrrinne gerade befindet. Man muss so daran vorbeifahren, dass sie auf der Steuerbordseite liegt. Wenn du nach Backbord schaust, siehst du auf den Dünen den alten Leuchtturm, kennst du den?«
    »Klar«, sagte Felicity.
    »Den kannst du als Visierpunkt nehmen: Du hältst direkt darauf zu, dann bist auf dem richtigen Kurs.«
    Felicity verzog das Gesicht. Das klang ganz einfach, aber sie wusste, dass es in Wirklichkeit sicher nicht so leicht war.
    Als Felicity und Jeb gegangen waren, legte Isaac Tempest behutsam die Karten zusammen und räumte sie weg.
    Sie sieht Ruby ähnlich, dachte er. Und sie ist hübsch, besonders, wenn sie lächelt. Sein Enkel fand das offensichtlich auch. Der Alte grinste. Er hörte Schritte im Raum über ihm. Vertraute Schritte. Jemand trat dort oben ans Fenster.
    »Kannst du mich bei der Bibliothek absetzen?«, fragte Felicity, als sie durch Wellow fuhren. »Ich glaube, ich muss mich bei Martha und Henry entschuldigen.«
    Sie hatte sich jetzt wieder beruhigt und sah ein, dass die beiden recht hatten: Sie durfte sich

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