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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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nicht aus Sorge um ihren Vater dazu hinreißen lassen, etwas zu tun, das den Argwohn der Großmutter erregte. Diese durfte nicht erfahren, dass Felicity wusste, wer sie war.
    »Sie haben es dir bestimmt nicht übel genommen«, sagte Jeb. »Sie sind schließlich deine Freunde.«
    An der Ecke vor der Bibliothek hielt er an. Felicity schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Danke für alles.«
    Er grinste und beugte sich hinüber, um ihr die Tür zu öffnen. »War mir ein Vergnügen.«
    Ihre Blicke begegneten sich. Felicity stieg aus, ihre Bewegungen kamen ihr noch eckiger vor als sonst. Mit steifen Schritten überquerte sie die Straße, unsicher, ob sie sich noch einmal umdrehen sollte oder nicht. Jeb beobachtete sie, dann riss er sich zusammen. Mach dich nicht lächerlich, sagte er zu sich selbst.
    Felicity trat durch die vertraute Tür der Bibliothek. Sie suchte nach Henry und Martha, aber die beiden waren nicht mehr da. Die einzige Person, die sie sah, war ein Mann, der eine sehr korrekt gebügelte Uniformjacke mit auf Hochglanz polierten Messingknöpfen trug. Er saß in einer Ecke der Abteilung »Heimatgeschichte«, um ihn herum Stapel von Büchern über die Gentry und Rafe Gallant.
    Felicity blieb abrupt stehen. Der Mann blickte von dem Buch, in dem er las, hoch und kritzelte etwas auf einen Notizblock. Dann stand er auf und ging ins Lesezimmer. Was hatte der Fremde mit der Gentry und ihrem Großvater zu schaffen? Wusste er etwas? In einem Anfall von unwiderstehlicher Neugier huschte Felicity zu seinem Tisch. Wenn er zurückkam, würde sie einfach sagen, sie interessiere sich auch für diese Bücher. Das wäre nicht einmal gelogen.
    Auf dem Tisch stand ein Köfferchen mit einem Überzug aus Segeltuch. Der Deckel war aufgeklappt. Felicity konnte eine Glaskugel sehen. Sie lag in einer Halterung, die aus zwei Metallringen bestand, und enthielt zwei voneinander getrennte Flüssigkeiten, die sich leicht zu bewegen schienen. Felicity nahm das sonderbare Gerät aus dem Kasten und hob es auf Augenhöhe an. Verblüfft spürte sie, wie eine leichte Brise über ihr Haar strich.
    »Um so was zu erfinden, braucht es einen selten klugen Kopf«, sagte eine Stimme neben ihr.
    Felicity fuhr herum und sah ängstlich den Uniformierten an, der lautlos neben ihr aufgetaucht war. Bestimmt würde er sich schrecklich aufregen, weil sie in seinen Sachen herumgeschnüffelt hatte.
    Aber der Mann blieb ganz ruhig. »Ich an deiner Stelle würde es lieber nicht zu heftig bewegen«, sagte er. »Das könnte uns beide umbringen.«
    Felicity setzte das Gerät behutsam ab. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Dieser sonderbare Mann wirkte vollkommen gelassen, und es schien ihm gar nichts auszumachen, dass sie sich an seinem Eigentum vergriffen hatte.
    »Jasper Cutgrass«, sagte er und streckte ihr die Hand hin. Felicity schüttelte sie. »Das ist eine Sturmmaschine«, erklärte er. »Barbarous Usage, der Gegenspieler deines Großvaters in der Gentry, hat sie in Auftrag gegeben. Wenn man die Flüssigkeiten sanft kreisen lässt, entsteht eine Brise, die in einem großen Umkreis zu spüren ist. Je näher du die Kugel am Körper hältst und je schneller du sie bewegst, desto stärker werden die Turbulenzen in der umgebenden Atmosphäre und desto heftiger wird der Wind. Man muss das Gerät mit ausgestreckten Armen weg vom Körper halten, um die Wirkung abzuschwächen … Na ja, so jedenfalls sollte es im Prinzip funktionieren – in der Praxis ist das Gerät leider ziemlich schwankungsanfällig.«
    Felicity sah ihn fragend an und er nickte aufmunternd. Nicht viele Erwachsene würden einem jungen Mädchen so ohne Weiteres erlauben, eine Maschine auszuprobieren, die in weitem Umkreis alles in Stücke reißen konnte, aber Jasper Cutgrass war anders als die meisten.
    Sie hielt die Kugel auf Armeslänge von sich weg und ließ sie behutsam kreisen. Ein leiser Wind umwehte sie. Die Seiten der aufgeschlagenen Bücher flatterten. Sie bewegte die Kugel etwas schneller: Der Wind frischte auf und fegte das Segeltuchköfferchen vom Tisch. Felicity spürte einen mächtigen Drang, das Tempo noch ein bisschen zu beschleunigen, und Jasper wurde rückwärts gegen ein Regal geschleudert.
    Felicity schrie erschrocken auf, behielt aber die Nerven. Sie hob den Kasten vom Boden auf und stellte die Sturmmaschine vorsichtig hinein, erst dann lief sie zu Jasper, um nach ihm zu sehen. Offenbar war ihm nichts Schlimmes passiert.
    »Man kann nur schwer dem Drang

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