Felicity Gallant und das steinerne Herz (German Edition)
fragte sie den Zollbeamten.
Er nickte. »Ja, in der ganzen Welt. Es ist besorgniserregend.«
»Wie sind Sie auf die
Sturmwolke
gekommen?« Felicity fand es unhöflich, ihn so direkt zu fragen, aber sie konnte ihre Neugierde einfach nicht länger im Zaum halten.
»Ich habe Abednego gebeten, mich mitzunehmen.«
»Und er hat so ohne Weiteres Ja gesagt?« Es war schwer zu glauben. Jeder wusste, wie misstrauisch und verschlossen die Besatzung der
Sturmwolke
Fremden gegenüber war.
Jasper sah verträumt in den Himmel hinauf. Er genoss die Fahrt in dem Segelboot. Als Kind war er oft segeln gegangen. »Ihr erinnert euch doch sicher noch an die Sache mit der Sturmmaschine, die ich gefunden und nach Wellow gebracht habe?«
Henry schnaubte. »Klar, wie sollten wir uns
nicht
erinnern? Schließlich hätte das blöde Ding uns beinahe alle in tausend Stücke zerrissen.«
Jasper Cutgrass nickte ernst. »Ich wollte die Sturmmaschine an einen sicheren Ort möglichst weit weg bringen, damit sie nie wieder Unheil anrichten kann, und Abednego hat mir angeboten, die Reise auf der
Sturmwolke
zu machen. Aber in Wirklichkeit wollte er mich nur auf sein Schiff locken, um die Sturmmaschine als Waffe gegen die
Herrin
zu verwenden.«
»Ach so«, sagte Henry.
»Aber die Gentry besaß noch eine Reihe anderer Dinge, die nicht weniger gefährlich waren«, fuhr Cutgrass fort. »Nachdem die
Herrin
verschwunden war, ging ich zu Abednego und redete ihm ins Gewissen. Ich schlug ihm vor, wir sollten uns zusammentun und versuchen, diese Sachen aufzuspüren, um sie unschädlich zu machen. Und seitdem sind wir in dieser Mission unterwegs.«
Was für ein Abenteuer! Felicity war hingerissen.
Mr Cutgrass wandte sich an Henry. »Ich habe deinem Vater sehr viel zu verdanken«, sagte er. »Er hat mir die Augen geöffnet. Er ist ein sehr kluger Mann und unbestechlich anständig.«
»Ja, er ist nicht ganz ohne.« Dann runzelte Henry die Stirn. »Wann haben Sie ihn denn kennengelernt?«
»Als ich nach all den Jahren mit der Sturmmaschine daherkam, hat er keinen Moment gezögert, die Verantwortung auf sich zu nehmen. Er wusste natürlich, welch schreckliches Unheil sie anrichten konnte, und er hat mir klargemacht, dass …« Er verstummte, als er sah, dass Henry ihn mit offenem Mund anstarrte. Ihm wurde bewusst, dass er bereits zu viel ausgeplaudert hatte.
Er wechselte hastig das Thema. »Derzeit sind wir hinter dem Blutstein her, genauer gesagt
waren
wir hinter ihm her, ehe wir unsere Suche abbrechen mussten, um nach Wellow zu fahren. Aber es ist nicht so schlimm, wir kamen ohnehin gerade nicht weiter.« Er blickte hinüber zu den Uferklippen. »Jetzt müssen wir erst einmal diese Gefahren bekämpfen.«
Felicity fröstelte. Sie starrte aufs Wasser, das nun, als sie sich Wellow näherten, wieder weiß wurde. Schweigend fuhren sie Richtung Hafen, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Miss Cameron katalogisierte gerade Bücher, als Felicity, Henry und Jasper Cutgrass in die Bibliothek kamen. Felicity fühlte sich schrecklich unwohl. Sie schämte sich immer noch für ihren Wutausbruch und hätte sich wirklich gerne entschuldigt, aber in Anwesenheit eines Fremden kam das nicht infrage.
Miss Cameron blickte von ihrer Arbeit auf. »Ah, ihr habt jemanden mitgebracht.«
»Mr Cutgrass ist mit Kapitän Abednego gekommen«, sagte Felicity.
Kaum hatte sie seinen Namen ausgesprochen, tauchte Abednego in der Eingangstür auf, begleitet von Jeb.
»Haben meine Kollegen ihn geschickt?«, fragte Miss Cameron.
Der Kapitän nickte. »Sie haben vorgeschlagen, dass Jasper sich in der Bibliothek nützlich machen soll. Und Jeb hat angeboten, bis auf Weiteres in Wellow zu bleiben.«
Miss Cameron sah Abednego an. Felicity hatte den Eindruck, dass das nicht die Unterstützung war, die sie erwartet hatte. Wer waren diese geheimnisvollen Kollegen, von denen sie gesprochen hatte? Es mussten einflussreiche Leute sein, wenn sie Abednego dazu bewegen konnten, um die halbe Welt nach Wellow zu segeln.
»Jeb und Jasper werden mir bestimmt eine große Hilfe sein«, sagte Miss Cameron schließlich.
»Ihre Kollegen bitten Sie, mit mir zu kommen. Sie werden anderswo gebraucht«, fuhr Abednego fort.
Miss Cameron lächelte kühl. »Das geht leider nicht. Ich bin für die Bibliothek verantwortlich und kann hier nicht einfach alles stehen und liegen lassen.«
Mr Cutgrass setzte zum Sprechen an, aber Abednego hob warnend die Hand, und er verstummte.
»Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher