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Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12

Titel: Felidae 05 - Salve Roma-neu-ok-21.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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vergnügte. Das schneeweiße
Weibchen und ihr rotbrauner Liebhaber, eine Promenadenmischung mit ausnehmend
muskulöser Figur, rieben sich zärtlich aneinander, gaben sich Nasenstüber und
stießen abwechselnd Fauchsalven der Lust aus. Es war unschwer zu erraten, was
in Kürze passieren würde.
    Meine gute Erziehung erlaubte mir die Beobachtung
nur mehr verschämt aus den Augenwinkeln; eigentlich wollte ich auf der Stelle
aufspringen und mich davonstehlen.
    Nicht so Antonio. Sein noch soeben von Melancholie
gezeichnetes Gesicht wurde schlagartig von einer sich steigernden Welle der
Faszination erfaßt. Die Augen quollen ihm geradezu über, und er starrte mit
nervös schnalzender Zunge und unverhüllt lüstern auf das Treiben der Zwei.
    »Was für ein Prachtexemplar!« wiederholte er,
diesmal etwas leiser, und pfiff aus dem Maulwinkel.
    »Ja, toller Körper«, stimmte ich ihm
pflichtschuldigst zu.
    »Aber wie es scheint, sind wir etwas zu spät
gekommen.«
    »Leider. Aber ein bißchen träumen wird ja noch
erlaubt sein. Ein Roter fehlt nämlich noch in meiner Sammlung.«
    »In meiner auch«, schwafelte ich unwahrheitsgemäß
daher, da mir die peinliche Situation den Denkapparat lähmte. Dann fiel mir
jedoch der Fehler auf, und ich vergewisserte mich, daß es sich bei dem Weibchen
um eine weiße Artgenossin handelte. Zwangscharakter, der ich nun mal bin,
konnte ich es mir natürlich nicht verkneifen, unser beider Fehler auch noch
laut zu korrigieren.
    »Ähm, du meinst wohl, eine Weiße fehlt noch in
deiner Sammlung. Der Rote, das ist der Kerl, Antonio, das Mädchen ist weiß.«
    »Du hast schon richtig gehört, Francis«, erwiderte
Antonio kühl, ohne seine meditative Betrachtung zu unterbrechen. »Ein Roter
fehlt noch in meiner Sammlung!«
    Ich öffnete das Maul, um ihm zu widersprechen,
merkte jedoch mit einem Mal, daß die Kiefer im weit geöffneten Zustand
einrasteten wie die zwei Teile eines bis zum Anschlag aufgespannten
Tellereisens. Für einen langen Moment schien in meinem Kopf ein leiser Wind zu
wehen. Dann stürzten Gefühle der Ungläubigkeit, des Entsetzens, vor allem aber
des Ekels übereinander her wie Leute, die in Panik aus einem brennenden Haus
fliehen.
    Antonio war kein Marcello Mastroianni, sondern eher
ein Helmut Berger der Schnurrhaarigen.2 Ja konnte es denn wahr sein? Kannte ich
etwas Vergleichbares aus meinem reichhaltigen Erfahrungsschatz? Hatte ich so
etwas schon einmal im Discovery Channel gesehen?
    Die Liebenden hatten inzwischen die Gasse verlassen
und sich wieder auf die große erleuchtete Straße begeben.
    Die Leere, die sie hinterlassen hatten, wirkte
jetzt wie ein trostloser Ort, an dem etwas unwiederbringlich verloren gegangen
war. Dem verhärteten Gesichtsausdruck zu urteilen sah mein »Partner« das
genauso.
    »Nun halt mal für eine sehr lange Weile die Luft
an, Francis, bevor du etwas Unüberlegtes sagst.«
    Antonio warf mir von der Seite einen etwas
linkischen Blick zu.
    Das tat ich doch glatt. Denn ich brauchte wahrlich
eine Pause, um die unerwartete Wende zu verdauen. Ich verspürte beim Gedanken
an die gleichgeschlechtliche Liebe unter uns »Männern« eine derart schlimme
Übelkeit, daß mir nicht nur das eben verzehrte Essen hochkam, sondern meine
ganze Rom-Schwärmerei gleich mit. Warum muß ich ausgerechnet an so einen geraten?
    dachte ich. Und was finden die Typen an so etwas nur? In unseren modernen aufgeklärten Zeiten gehörte es zum guten Ton, bei
diesem Thema eine sehr entspannte Geisteshaltung an den Tag zu legen. Man
schien keinen Unterschied zu machen zwischen Schokoladenliebhabern und den
Liebhabern dieser Spezialität. Aber nur schien! In Wahrheit versuchten alle
heimlich ihren Abscheu soweit unter Kontrolle zu halten, daß sie gerade noch
eine süßsaure Miene hinbekamen.
    Und ich, der ich für meinen freien Geist allseits
bekannt bin, wie brachte ich es fertig, daß meine Abneigung sich in Neutralität
verwandelte? Da kam mir plötzlich eine sensationell feinsinnige Lösung in den
Sinn: Schreiend weglaufen!
    »Auch du Brutus?« sagte Antonio schließlich in
Anspielung auf mein Wissen darüber, daß sich unter Caesars Mördern auch dessen
engster Vertrauter und Freund Brutus befunden hatte. Dabei wirkte sein Gesicht
nicht überheblich wie jemand, der sich auf der politisch korrekten Seite
befindet, sondern tieftraurig.
    »Also, ähm, ich glaube, ähm, du ziehst voreilige
Schlüsse …«, wollte ich ansetzen.
    »Du brauchst gar nicht weiterzusprechen,

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