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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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brutzeln anfängt!«
    Wir liefen alle gleichzeitig in die Toilette, hechteten
die Fensterbank hoch und begannen zu miauen, ein Wink an Gustav, daß er uns ins
Freie entlassen möge. Und da kam er auch schon, das heißt er stampfte heran,
der Alptraum aller Verfettung-der-westlichen-Welt-Apokalyptiker, und bekundete
im Selbstgespräch sein Erstaunen darüber, weshalb wir bei diesem Sauwetter
überhaupt hinaus wollten. Man verstand ihn natürlich schlecht, da seine Backen
wie bei einem Monsterhamster bis zum Platzen vollgestopft waren mit
irgendwelchen Frühstücksdelikatessen, an denen er geräuschvoll mahlte.
Schließlich öffnete er das Fenster, und Eiseskälte gepaart mit
umherschwirrenden Schneeflocken schlug uns entgegen, so daß es in der Tat der
Überwindungskraft eines Polarforschers bedurfte, um an dem gefaßten Entschluß
festzuhalten. Mit einem Seitenblick registrierte ich, daß Sancta enthusiastischer
dreinschaute als ich selber.
    »Nein, meine Liebe, du kommst nicht mit«, sagte ich.
    »Aber wieso, Francis, ich habe den Kleinen genauso lieb
wie du. Und um es etwas deutlicher zu formulieren, sollten wir wirklich in Gefahr
geraten, so bin ich doch wohl die Gelenkigere von uns beiden.«
    »Das weiß ich, Sancta. Dennoch könnte ich es nicht
verwinden, wenn dir etwas zustieße. Außerdem muß einer von uns hier die
Stellung halten. Vielleicht ist Junior in der Zwischenzeit zurück und glaubt
dann wiederum seinerseits, wir wären verschollen. Jetzt mach dir mal keine
Sorgen. Vermutlich hat ihn unterwegs zu dem Brunnen der starke Schneefall
überrascht, und er hat sich in irgendeinem Keller verkrochen.«
    Ich gab ihr einen zärtlichen Nasenstubser, bevor sie
weiter protestieren konnte, und sprang dann gemeinsam mit Blaubart auf die
schneebedeckte Terrasse. Hinter uns wurde das Fenster von Gustav wieder
verschlossen. Ich blickte zurück und sah meine Herzensdame hinter der Scheibe
ihren Sugar-Daddy giftig anfunkeln. Es sollte ihr Mißfallen demonstrieren. Doch
las ich hinter ihrer empörten Fassade etwas anderes, die Furcht nämlich und die
einsetzende Ahnung, daß sich das harmlos begonnene Gedenken an Gestern zu etwas
Verhängnisvollem im Heute materialisieren könnte. Offen gesagt war das auch
meine Vermutung.
    »Na, dann wollen wir mal!« Blaubart humpelte tapfer ein
paar Schritte vorwärts, um sodann abrupt innezuhalten. »Ähm ... da fällt mir
gerade etwas ein.« Er schwenkte seinen kaputten Kopf mit den wie von einer
hyperaktiven Schere zugefügten Narben über die vor uns befindliche
Gartenlandschaft. Durch den dichten Schneeschleier trat ein Nebeleffekt ein,
der das Setzkasten-Muster der zahlreichen Gartenmauern und die Rückfassaden der
Gründerzeithäuser unscharf erscheinen ließ. Mal ganz abgesehen von der Kälte,
die mir schon jetzt in alle Glieder kroch.
    »Scheiße nein, wie soll ich sagen, Francis, aber ich habe
das blöde Gefühl, daß ich das ständige Auf-und-Ab an den Mauern bis zu diesem
verdammten Brunnen nicht schaffen werde. Sicher, ich kann es immer noch mit
jeder Arschgeige aufnehmen, die mir krumm kommt, aber ...«
    »Du brauchst nicht weiterzureden, Blaubart«, sagte ich.
»Ich habe da, ähm, auch ein Problem – nämlich dasselbe wie du. Ich kann mir
auch nicht vorstellen, daß es mir noch gelingt, bis zu unserem Zielort die
Mauern auf- und abzuhüpfen. Du hattest zwar recht: Wenn man so alt wird wie
wir, dann hat das tatsächlich den unbestreitbaren Vorteil, daß man erst viel
später stirbt. Aber um welchen Preis? Deshalb habe ich mir eine weniger
strapaziöse Route einfallen lassen. Wenn auch eine weit gefährlichere.«
    Ich machte kehrt und eilte zu der dachwärts im Zickzack
verlaufenden hölzernen Außentreppe an der Rückfassade. Sie diente sowohl als
Feuertreppe als auch im Sommer als Hochsitz für Gustav und Archie, um bei einem
Gläschen Wein die schöne Aussicht auf die Gärten zu genießen. Ich stieg die mit
Schnee vollgepappten Stufen empor, während Blaubart hinter mir herhastete.
    »Was hast du vor?«, rief er mir nach.
    »Das kannst du dir doch denken. Wir gehen einfach den
glatten Weg über die Dächer.«
    »Den glatten Weg? Scheiße nein! Kannst du dir vorstellen,
wie es dort oben bei dem Wetter aussieht?«
    »Lebhaft. Aber kennst du eine andere Alternative?«
    »Ähm ...«
    »Scheiße nein! Na also.«
    Als wir an dem ersten Stockwerk vorbeistreiften, sahen wir
durch die halbverglaste Balkontür Archie in seinem Ebay-Lager hocken, zu dem er
seine ganze Wohnung

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