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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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ein Knurren seinem deformierten Maul. »Hör zu, du Komiker, wenn du und
deine Pappkameraden dem Jungen etwas angetan habt, werde ich euch jetzt
eigenpfotig in die Geheimnisse der Schwerkraft einweihen! Ist mir scheißegal,
ob ihr in der Überzahl seid. Wenn's drauf ankommt, nehme ich es mit euch allen
gleichzeitig auf. Scheiße ja!«
    »Das gleiche gilt auch für mich«, sprang ich ihm bei.
    »Darauf kannst du dich verlassen, Methadon oder wie immer
du heißt!«
    Metathron lächelte süffisant, und auch seine geleckten
Kumpane konnten sich ein blasiertes Lächeln nicht verkneifen. »Nein, nichts
dergleichen, Francis. Wir würden niemandem etwas antun, weil ... Nun ja, wir
sind Pazifisten. Ich hatte nur plötzlich so ein Gefühl, daß dein Sohn
inzwischen unrettbar verloren ist. Solcherlei Gefühle habe ich oft.«
    »Ach nee, was du nicht babbelst! Bist du so eine Art
Nostradamus für mittlere Lohngruppen oder was?« Ich verbarg meine Sorge um den
Kleinen verbissen hinter einem höhnischen Zynismus. In Wahrheit fraß sich diese
Sorge wie eine aggressive Säure durch mein Bewußtsein, wo es schreckliche
Vorstellungen auslöste, die ich mir vor ein paar Minuten nicht im schlimmsten
Alptraum hätte ausmalen können.
    »Also, eine Zukunftsvorhersage würde ich mir ehrlich
gesagt nicht zutrauen«, antwortete der Abessinier. Es war schon im
schlechtesten Sinne bewundernswert, wie er mir einfach so ins Gesicht sagte,
daß mein Junge tot war, und dabei gleichzeitig ein Gehabe an den Tag legte, als
spreche er über das Wetter. »Es ist nur so, daß wir extrem sensibel sind für
das, was im Revier gerade geschieht. Man könnte es auch als Empathie
beschreiben.«
    »Und wie kommst du auf die Idee, daß Junior tot ist? Hast
du etwa gesehen, daß ihm etwas zugestoßen ist?«
    »Ich erinnere mich nicht, über den Tod von irgend jemandem
gesprochen zu haben. Aber ... Da gibt es doch diesen Vertrag, den du
abgeschlossen hast?«
    »Was für einen blöden Vertrag?«
    Metathron blinzelte mich schelmisch an wie ein
Kaufhausdetektiv, der die Unschuldsbeteuerungen des Ladendiebs nur mit Humor zu
ertragen vermag. Es war mir schleierhaft, was er meinte. Das heißt... Ich
spürte etwas in mir aufglühen, so etwas wie ein Stück schweres Metall, das ich
in einer eisigen Kammer meines Bewußtseins all die Jahre mit mir herumgetragen
hatte und das sich nun bemerkbar machte. Allerdings hatte ich nicht die
geringste Ahnung, was es damit auf sich haben könnte. Schwammige Bilder gingen
mir durch den Kopf, doch weder erfaßte ich ihren Inhalt, noch vermochte ich sie
zu interpretieren. Der Kerl hatte mich kalt erwischt, wie man so schön sagt.
    »Was für ein blöder Vertrag?« fragte auch Blaubart und
blickte abwechselnd mich und Metathron an. Er war nicht weniger verwirrt als
ich.
    »Ach ja, der Vertrag«, sagte ich schließlich, weil mir
sonst nichts Gescheites einfiel. »Gustav, mein Dosenöffner, hat mit dem
Tierarzt so eine Art Krankenversicherung abgeschlossen. Das ist in meinem Alter
günstiger, als bei jedem Besuch eine Riesensumme hinzulegen. Aber was hat das
mit Junior zu tun?«
    »Gar nichts.« Metathron kniff die Augen zusammen. Kein
Fünkchen Humor war darin mehr zu sehen. »Ich meine einen anderen Vertrag. Lange
her. Du erinnerst dich nicht?«
    »Nö.«
    Es trat eine gespenstische Pause ein, in der niemand so
recht wußte, wie weiter vorzugehen war. Sogar der stets hocherregte Blaubart
brachte kein Wort mehr heraus. Der starke Wind und in seinem Schlepptau
Myriaden von Schneeflocken sausten uns um die Ohren, und angesichts des
luftigen Schauplatzes hoch über dem ganzen Revier hätten wir uns auch genauso
gut im Showdown eines Thrillers befinden können.
    »Obwohl uns die Sache aussichtslos scheint, wollen wir
euch bei der Suche nach Junior begleiten«, sagte Metathron nach einer quälend
langen Weile.
    »Aus reiner Barmherzigkeit?« fragte ich überrascht.
    »Nein«, entgegnete er, »im Auftrag von Mr. Geheimnisvoll!«

9
     
    MORGENROT. So stand es in korallenroten Lettern auf einer
Leuchttafel über dem Glaspalast, der in Gestalt eines wie unter Hitze
verbogenen, hochkant aufgestellten Rechteckes in den schneedurchtosten Himmel
ragte. Ein Musterbeispiel postmoderner Architektur, das sich zweifellos ein
Star seines Fachs hatte gut bezahlen lassen. Soviel zur exzellenten Finanzkraft
des Bauherrn. Das Gebäude stand auf einer winzigen Insel, die sich im Sommer
bestimmt als eine Augenweide für Strandspaziergänger anbot. Nun jedoch,

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