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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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entgegen und hieß mich willkommen. Ich trat
ein.
    Die Türen hinter mir schlossen sich, und ich befand mich
in einem riesigen Raum, den Empfangshalle zu nennen eine lachhafte
Untertreibung gewesen wäre. Er bestand komplett aus strahlendweißem Marmor, der
einem die Augen blendete. In die Wände waren Tausende blaue Lämpchen
eingelassen, die in der Masse an ein Sternenzelt erinnerten. Am anderen Ende
begrenzte eine neuerliche Glasfront den Raum, allerdings war diese von
milchiger Beschaffenheit, so daß das, was sich dahinter verbarg, ein Geheimnis
blieb. Rechterpfote lag die sich wie ein mittelgroßes Schiff ausnehmende, ovale
Portiersloge, selbstverständlich ebenfalls aus kostbarstem Marmor gehauen.
Davor stand ein Hinkelstein von einem Portier in edelster Uniform, die aus
einem bis zu den Lackschuhen reichenden, scharlachroten Mantel mit goldfarbenen
Stickereien und Knöpfen und einer ebenso intensiv rot leuchtenden Mütze auf dem
kantigen Schädel bestand. Und nicht zu vergessen die weißen Samthandschuhe. Er
wirkte irgendwie panzerartig, und das aufgedunsene Gesicht war übersät von
Pockennarben. So einen Winzling wie mich hätte er mit einem Finger wegkicken
können.
    Langsam trippelte ich durch die Empfangshalle, wobei ich
den Panzermann aus den Augenwinkeln unter Beobachtung behielt. Dieser gebärdete
sich jedoch trotz der von mir hinterlassenen roten Spur aus Blutstropfen auf
dem blanken Marmor nicht im mindesten erbost. Im Gegenteil, er winkte mich mit
einem freundlichen Lächeln durch und wies noch mit der anderen Hand zu der
Milchglasfront. Also schleppte ich mich, der Ohnmacht nahe, dorthin. Allmählich
forderte der Blutverlust seinen Tribut. Wieder gingen automatische Schiebetüren
auf, und der Anblick, den sie freilegten, überstieg in solch einem Ausmaß meine
Aufnahmefähigkeit, daß ich den Zeitpunkt für gekommen hielt, der drängenden
Ohnmacht endlich nachzugeben ...
     
    Als ich wieder zu mir kam, leuchtete mir mildes Licht ins
Gesicht. Ich lag auf einem Operationstisch und schaute geradewegs in eine
dreiäugige OP-Lampe. Um mich herum standen zwei grün bekittelte Mediziner mit
Mundschutz. Sie zurrten gerade mit Pinzetten die Knoten der letzten Nähte an
meinen Wunden fest. Ich ließ schwach den Kopf kreisen und stellte fest, daß ich
mich in einem chirurgischen Saal der Extraklasse befand. Die Narkose- und
Dauerbeatmungsapparate, die EKG-Schreiber, die Herzüberwachungssysteme und
andere undefinierbare medizinische Geräte schienen allesamt auf dem modernsten
Stand der Technik zu sein. Überall funkelte Chrom und blinkten bunte Diagramme
auf Monitoren.
    Als ich den Kopf etwas hob, sah ich vor mir ein
Panoramafenster. Der Ausblick war atemberaubend. Offensichtlich hatte man mich
in eines der oberen Stockwerke verfrachtet. Ich schaute aus mindestens hundert
Metern Höhe auf den See und den umliegenden verschneiten Wald herab. Die
mörderischen Schneeschauer hatten sich inzwischen verzogen. Dafür hatte die
kalte Wintersonne das Ruder übernommen und ließ die ganze Umgebung in ihrem
grellen Licht erstrahlen. Der zugefrorene See war eine funkelnde Platte und der
Tannenwald ringsumher eine mit Wattebäuschen ausstaffierte
Weihnachtsdekoration. Nur ein Dekorationselement hatte sich anscheinend in Luft
aufgelöst: Den vereisten Fährmann in seiner vereisten Fähre konnte ich nirgends
erblicken.
    Die zurückliegenden Stunden kamen mir wie ein bizarrer
Traum vor. Insbesondere der unglaubliche Anblick, der sich mir hinter den
Milchglastüren geboten hatte, schien mir wie ein Trugbild meines von den
Verletzungen umnebelten Verstandes. Oder konnte es tatsächlich wahr sein? Vielleicht
spielte mir aber auch mein Gedächtnis einen Streich, weil ... weil so, wie ich
mich momentan fühlte, stand ich ganz offenkundig unter irgendwelchen Drogen,
starken Schmerzmitteln vielleicht oder den Nachwirkungen der Narkose.
Wahrscheinlich waren diese surrealen Erinnerungen Echos von einem besonders
plastischen Traum, der sich mir während meiner Ohnmacht aufgedrängt hatte.
    Eine schattenhafte Gestalt schwenkte die OP-Lampe beiseite
und glotzte mir mit dem Lächeln eines Engels ins Gesicht. Der Mann gehörte
nicht zum Ärztepersonal; dieses war nach der Erledigung seiner Arbeit
verschwunden.
    Nein, derjenige, der mir da so freundlich in die Augen
blickte, war ein alter Bekannter. Zuerst führte ich das Wiedererkennen auf das
komische Zeug zurück, das gegenwärtig durch meine Adern floß. Doch dann, als
die Realität

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