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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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panisch um.
Durch die vielen Durchbrüche in den Mauern sahen wir in der Ferne acht oder
zehn menschliche Gestalten in einer Reihe auf uns zuschreiten. Es waren
ergraute alte Herren in legerer Freizeitkleidung, und sie hielten sonderbare,
dunkle Ruten vor ihren Körpern. Später erfuhr ich, daß es sich dabei um
kleinkalibrige Gewehre handelte, die sie normalerweise bei der Kaninchenjagd verwendeten.
Noch ehe wir reagieren konnten, richtete ein in der Reihenmitte befindlicher
Mann seine Rute auf uns und ließ sie mit einem gewaltigen Knall an der Spitze
explodieren. Wir sahen einen Feuerstrahl daraus hervorkommen. Daraufhin
explodierte mein kleiner Bruder neben mir, jedenfalls sah es so aus.
Ungläubigen Blickes sah ich, wie sein kleiner Körper sich von einem Moment zum
anderen in Blutmatsch verwandelte, hoch durch die Luft wirbelte und hinter
einem Busch verschwand. Weitere Schüsse hallten, und die drei Mädchen nahmen
endgültig Reißaus. Wie auseinanderdriftende Strahlen eines dreieckigen Sterns
rannten sie von der nahenden Gefahr davon. Doch es half ihnen nichts. Eine
Schwester nach der anderen wurde von den Kugeln eingeholt, überschlug sich im
Augenblick des Todes im Gras oder blieb wie gegen eine unsichtbare Mauer
geprallt leblos liegen.
    Ich wußte, daß ich jetzt dran war. Aus reiner Verzweiflung
– oder vielleicht war es tatsächlich ein instinktiv ausgelöster genialer
Schachzug gewesen – rannte ich nicht weg, sondern den Mördern geradewegs
entgegen. Damit hatten sie nicht gerechnet! Besser gesagt, sie mußten sich jäh
auf ein Ziel umstellen, das sich ihnen in rasender Geschwindigkeit näherte,
anstatt sich wie gewohnt von ihnen zu entfernen. Das aber wollte den Alten auf
die Schnelle nicht gelingen. Schon huschte ich zwischen den Beinen eines Jägers
hindurch, dessen verdutztes Gesicht mit dem weit offenstehenden Mund mir immer
in Erinnerung bleiben würde. Ja, ich hatte es ihnen gezeigt, aber leider
handelte es sich dabei lediglich um einen Sekundenerfolg. Denn ich spürte
geradezu körperlich, wie die Glorreichen Zehn nach dieser Überrumpelung eine
Wende um hundertachtzig Grad vollzogen, ihre Ruten ganz in Ruhe ansetzten und
meine Wenigkeit wieder ins Visier nahmen.
    Mein Gespür sollte mich nicht trügen. Rechts und links und
vorne und hinten sah und hörte ich die Kugeln einschlagen gleich
Bombeneinschlägen en miniature, die jedesmal kleine Krater ins Gras rissen. Vor
mir gab es nichts, hinter dem ich Schutz hätte suchen können. Da waren nur wild
gewachsene Pflanzen und Blumen und die schon erwähnten, mit Durchbrüchen
versehenen Mauern, durch welche die Killer bequem hindurchballern konnten. Das
Ende meines kurzen Lebens schien besiegelt, und obwohl ich wie aus einem
Katapult geschossen um dieses bißchen Leben rannte, sah ich im Geiste schon das
Fallbeil herabsausen.
    Davor jedoch sah ich noch etwas anderes. Nämlich ein
faßförmiges Ding inmitten eines verlotterten Gartens mit verrostetem
Gartenmobiliar und krüppeligen Bäumen an den Seiten. Überall wucherten Farne
und Gräser urwaldartig empor; wilde Rosenbüsche hatten so viele und opulente
Blüten getrieben, daß der gesamte Ort von ihren abgefallenen roten und weißen
Blättern übersät war. Der zylindrische, aus dunkelgrauem Stein grob gehauene
Gegenstand rückte sekündlich näher, während die Kugeleinschläge wie eine
grausame Begleitmelodie weiter an mir vorbeizischten. Allmählich erkannte ich,
daß es sich bei dem bauchigen Stein, von dem ich jetzt nur mehr ein paar
Körperlängen entfernt war, um einen alten Brunnen handelte. Mama hatte einmal
beiläufig etwas von einem unterirdischen Speicher erwähnt, aus dem die Menschen
in früheren Zeiten ihr Wasser geschöpft hatten, der heutzutage jedoch, wenn
überhaupt, nur noch als Dekoration anzutreffen war. Meist waren Brunnen oben
mit einer Abdeckung aus Holz oder Stein versehen, damit ein unachtsames
Menschenkind im Spiel nicht hineinplumpste.
    Es schien mir die einzige Möglichkeit zur Rettung meiner
Haut, obwohl zwei gewichtige Argumente dagegen sprachen. Wenn ich auf den
Brunnenrand sprang und der Zugang tatsächlich verschlossen war, dann gab ich
für die Jäger ein Ziel wie auf einem Präsentierteller ab. Und falls der Brunnen
tatsächlich offenstand und ich mich in die Röhre fallen ließ, landete ich
letztendlich im Wasser und würde irgendwann ganz gemütlich darin ersaufen. Es
waren tolle Aussichten! Nur, was blieb mir anderes übrig?
    Wie von unsichtbaren Drähten

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