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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Ähnliches wie Schwimmbewegungen zu vollführen. Aber trotz der brenzligen
Lage nagte immer noch die Neugier in mir, und ich drehte den Kopf, um einen
letzten Eindruck von dem Inferno zu erhaschen. Dort, wo die seltsame
Irrenanstalt einmal gestanden hatte, war nur noch ein Feuermeer zu sehen, aus
dem die gesprengten Gebäudefundamente wie dämonische Zähne ragten. Am
beeindruckendsten war dabei das Portal, durch das wir bei unserer Ankunft
gegangen waren. Es stand ohne jegliche seitliche Abstützung einfach da und
brannte lichterloh. Die ungeheure Hitze schien die gemeißelten Köpfe, Fratzen,
Torsos, Tiergestalten und gruseligen Mythenwesen in der Einfassung zum Leben
erweckt zu haben. Nach ihrem gequälten Aussehen zu urteilen, waren sie
immerwährend von Schmerzen durchdrungen. Doch nun kam es mir so vor, als wanden
sie sich in dem Höllenfeuer, schrien und wehklagten, und als würden sie uns
anflehen, sie mitzunehmen.
    Mein Blick streifte weiter und wurde zum Finale mit dem
Allergrausigsten konfrontiert. Zack und der Panzermann standen am Ufer und
starrten uns reglos nach. Das heißt, ich nahm an, daß sie es waren, denn die
beiden Gestalten brannten lichterloh am ganzen Körper, als hätten sie vor
Ausbruch des Feuers eine Kerosindusche genommen. Nichtsdestotrotz hielten sie
still, fixierten uns mit flammenden Augen, in denen es rubinrot glühte. Ihr
Blick brannte sich im wahrsten Sinne des Wortes unauslöschlich in mein
Gedächtnis ein. Irgendwann kippten sie schließlich um. Gleich darauf erfolgte
die stärkste Explosion. Das Kloster oder was von ihm noch übrig war löste sich
mit einem gigantischen Knall endgültig in tausend umherfliegende
Gesteinsbrocken auf, wobei aus der Mitte der Insel grelle Leuchtstreifen in
Form eines Blumenbuketts in den Himmel schossen. Ich hatte vielleicht eine
fragwürdige, aber zweifellos ganze Arbeit geleistet!
    Mein Blick glitt nach vorne, und mit einem Mal bemerkte
ich einen markanten Kontrast zwischen der Lage des Anführers der
Befreiungsaktion und der der Befreiten. Letztere hatten sich jeweils einen
ihrer spitzohrigen Lieblinge auf die Schulter gepackt und schwammen in aller
Seelenruhe zum gegenüberliegenden Ufer. Der Mond beschien ihre kahlen Köpfe und
schlohweißen Haare mit seinem hellen Licht, und wenn man das kleine Feuerwerk
von eben ausblendete, hätte man sich der Illusion hingeben können, einem Haufen
rüstiger Senioren beim Nachtschwimmen zuzuschauen. Ich dagegen hatte plötzlich
ein riesiges Problem. Und es war echt schwer, dieses Problem all den
gutgelaunten Nachtschwimmern zu vermitteln, weil der Abstand zwischen uns schon
eine gute Strecke betrug und sekündlich größer wurde. Ich konnte nicht
schwimmen!
    Bisher hatte ich zwar mit der heftigen Pfotentreterei so
getan, als könne ich mich über Wasser halten, und irgendwie war mir das auch
tatsächlich gelungen. Allerdings merkte ich nun, daß es sich dabei um nichts
weiter als um eine Kombination aus Selbsttäuschung und einem Überschuß an
Adrenalin handelte. Da half mir auch das Wissen wenig, daß meine Art eben nicht
zum Schwimmen geboren war. Es gab keinen Zweifel, trotz der erträglichen
Wassertemperatur tauchte mein Kopf immer öfter unter, die Beine machten
schlapp, und meine Kräfte ließen merklich nach. Ich begann schwer zu atmen und
blickte mich nach Refizul um. Kein Refizul weit und breit! Noch schlimmer, die
übrigen knöchrigen Nachtschwimmer hatten sich inzwischen so weit von mir
entfernt, daß ich sie allein am Schimmer ihrer ergrauten Haare in der Ferne
ausmachen konnte.
    Ich wollte einen Hilferuf ausstoßen, als mir jäh ein
Schwall Wasser ins Maul schwappte. Die letzten Reserven neigten sich dem Ende
zu, und das Wasser in meiner Luftröhre verursachte ein heftiges Husten.
Daraufhin rutschte mein offenes Maul erneut unter Wasser, so daß ich noch mehr
vom selbigen schluckte. Ich wollte mich umdrehen, um abzuschätzen, ob der Weg
zurück zur Insel vielleicht eine größere Überlebenschance bot. Doch dazu kam es
nicht mehr. Mit einem Mal war mein Kopf ganz unter der Wasseroberfläche, der
aussichtslose Versuch, durch Husten das Wasser aus der Luftröhre zu bekommen,
bewirkte das Gegenteil, und ehe ich mich versah, bekam ich keine Luft mehr. Der
See durchspülte Nase, Rachen, Lunge, mein gesamtes Inneres, und ich ertrank.
    Langsam sank ich nieder, während ich dumpf spürte, wie
immer mehr grünlich schimmerndes Naß in mich flutete. Über mir verwandelte sich
der Silbermond durch die

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