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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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seinem Schöpfer gegenübertreten wird, und schon in der übernächsten Sekunde erkennt, daß ebendieser in seiner unergründlichen Weisheit das Todesurteil wieder rückgängig gemacht hat. Und noch besser fühlt man sich, wenn einem nach der abrupt unterbrochenen Himmelfahrt Speis und Trank vom Feinsten serviert werden. Unglaublich, aber wahr, so erging es dem alten Klugscheißer nach seiner Rettung vor den Miniaturseeungeheuern, und nicht genug damit, man kümmerte sich richtig um ihn, bettete ihn in wohlriechende Tücher, redete beruhigend auf ihn ein und streichelte ihn liebevoll. Derart innig gingen Hektor und sein Herrchen mit mir um, daß ich Gustav beinahe ein Kündigungsschreiben ins Haus geschickt hätte - plus einer Klage wegen Schmerzensgeld für entgangene Freuden in den zurückliegenden Jahren.
    Nachdem Hektor mich aus dem Aquarium gefischt hatte, kam gleich der Gärtnergeneral in die Baracke gerannt, schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und leitete umgehend die oben beschriebenen Genesungsmaßnahmen in die Wege. Angesichts solch massiver Fürsorge war es natürlich recht problematisch, die beiden Krankenpfleger weiterhin der Verstrickung in die Mordaffäre zu verdächtigen. Auch genierte ich mich, mit der Tür ins Haus zu fallen und Hektor wegen der Ahnungslosigkeit, die er mir hinsichtlich der Cave-canem-Spur vorgespielt hatte, eine Szene zu machen. Aber sobald Ruhe und durch die mannigfaltigen Leckereien Sättigung in meinem Magen eingekehrt waren und der Hausherr sich überzeugt hatte, daß sein Liebling und ich uns offenbar gut verstanden, fing ich innerlich vor Wut zu kochen an.
    Als Horche am Nachmittag endlich die Baracke verließ und zu seinen diversen Botaniktätigkeiten, die er bei solch einem tadellosen Garten wohl ständig neu erfinden mußte, zurückkehrte, platzte mir schließlich der Kragen.
    »Hast du mir nicht eine lange Geschichte zu erzählen, Partner?« forderte ich Hektor auf. Ich gestehe, vielleicht hätte ich mit einem schlichten Dankeschön für die zweite Lebensrettung anfangen sollen. Doch paradoxerweise provozierte mich gerade die überschwengliche Liebenswürdigkeit dieses alten Zettels stets zu flegelhaftem Benimm. Vielleicht gab es ja dieses böse Gen tatsächlich, das Gen in jedem Mäusequäler, welches nur die Aufgabe besaß, seinen Träger gegenüber Mondanheulern feindselig zu stimmen. Und auch wenn die letzteren die ersteren vor lauter Zuneigung adoptierten, das Haß-Gen ließ sich einfach nicht ausschalten.
    »Partner? Ich dachte, wir sind keine Partner. Und würden es nie sein.«
    Nun hatte er es mir aber gegeben! Sein eingefallenes beigebraunes Gesicht mit den graumelierten Flecken, die sich von den Unterlidern bis zu der schwarzen Schnauze erstreckten, signalisierte kein bißchen Ironie. Er hatte lediglich meine eigenen Worte vom gestrigen Tage wiederholt.
    »Ich hab's mir anders überlegt«, sagte ich, immer zu Späßen aufgelegt. »Solange du diese Nummer mit dem rettenden Nackenzieher beherrschst, ist eine Partnerschaft mit dir wohl unerläßlich, auch wenn ich mich aus verständlichen Gründen nicht mit einem derartigen Abschleppdienst revanchieren kann, wenn du in Not geraten solltest.«
    Insgeheim hoffte ich, daß auf diesem Wege mein in dumme Witze verpacktes überfälliges Dankeschön bei ihm angekommen war. Ein offenherziges »Vergelt's Gott!« hätte es natürlich auch getan. Doch ich mußte Rücksicht auf mein Kläfferhasser-Gen nehmen. Der Anflug eines vieldeutigen Lächelns huschte denn auch kurz über Hektors müde Augen, bis die nüchterne Stimmung wieder zurückkehrte.
    »Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet«, setzte ich nach.
    »Also ...« begann er.
    »Also, zunächst einmal bist du kein pensionierter Polizeikläffer!«
    »Nein.«
    »Du hast deine Leute, mich, uns alle angelogen und ...«
    »Laß uns einen kleinen Spaziergang machen«, unterbrach er mich, wandte sich ab und zog los.
    Wir verließen die Baracke und flanierten über die sich idyllisch windenden Sandsteinwege, auf die sich allmählich der kupferfarbene Tüll der Nachmittagssonne legte. Jetzt, mit gefülltem Magen und allen Gefahren entronnen, erschien mir der Ort so gar nicht mehr wie das reale Abbild meines Alptraums. Weit davon entfernt, unter dem Musterrasen irgendwelche Massakrierten zu vermuten, genoß ich den Anblick der Rosenhecken an den Flanken, die ein hinreißendes Mosaik aus Altrosa und Rubinrot bildeten. Ich ließ meine Augen von den milden

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