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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Aufbereitung des Wassers ausgerüstet, das Innere mit fächelnden Pflanzenarmen, Felsgestein und viel Sand dekoriert. Und mitten in dieser Pracht ein Schwarm Fischlein, der seiner Existenz dadurch einen Sinn abzugewinnen versuchte, daß er von einem Winkel des grünschimmernden Glaskastens in den anderen huschte. Kein Zweifel, hier wohnte jemand, dessen Weltläufigkeit sich schon durch wenige Accessoires ausdrückte.
    Ich versicherte mich noch einmal, daß ich unbeobachtet war, und wandte den Kopf Richtung Garten. Der ominöse Gärtner schwang den Rechen bedächtig weiter über den Rasen, und der Schattenköter unter dem Baum schien ungeachtet meines Eindringens in sein Revier immer noch in seinem Schnarch-Eldorado zu schweben. Also ließ ich mich durch das Fenster auf eine der Querstreben auf dem Aquarium fallen, auf denen die Wasseraufbereitungsapparaturen installiert waren.
    Und wurde sogleich mit der nächsten bösen Überraschung konfrontiert. Nach dem Aufsetzen auf den Metallstützen blieb mein Blick auf den niedlichen Fischen auf dem Grund haften. Sie kamen mir trotz meiner fragmentarischen Kenntnisse der Aquaristik irgendwie bekannt vor. Wenn ich mich nicht täuschte, wimmelten direkt unter meinen Pfoten zirka dreißig jener Unterwasserbewohner, die sonst nur im Unterlauf des Amazonas ihr Unwesen treiben. Sie waren silberglänzend, mit golden irisierenden Schuppen und leuchtendroter Bauchseite. Doch am meisten stachen ihre dreieckigen, in Reihen angeordneten, sehr scharfen Zähne hervor. Man möge es mir abnehmen oder nicht, aber nur wenige Zentimeter trennten den Klugscheißer in geheimer Mission von den niedlichen Schuppentierchen, die ihre Beute innerhalb von Minuten völlig skelettieren können: Piranhas!
    Einem physischen Phänomen nahe, das der Mensch als »Hosenschiß« zu titulieren pflegt, und fest entschlossen, meinem angeborenen Anglertrieb mit der Pfote nicht gerade hier und jetzt nachzugehen, erwog ich kurz eine grundlegende Revision meiner von christlicher Nächstenliebe beeinflußten Gedanken über die Haustierhaltung. Hätte ich mir eben beim Absprung einen Ausrutscher erlaubt, hätten mich diese Biester ruckzuck in ein Exponat für das anatomische Museum verwandelt. Also, Hobbys hatten manche Leute! Als mein Blick abschweifte und die Wandflächen anvisierte, welche von Bücherregalen verschont geblieben waren, merkte ich, daß es sich bei den Fischen keineswegs um die Spinnerei eines pensionierten Weltenbummlers handelte. Dort prunkten zahlreiche in Holzrahmen gefaßte Fotografien, und der Inhalt dieser Bilder bewies, daß alles irgendwie zusammenpaßte.
    Mit der gebotenen Vorsicht machte ich einen Satz auf eine Kommode, über welcher die meisten Fotos hingen. Auf allen war General August Horche zu sehen, in unterschiedlichen Lebensphasen, unterschiedlicher Kleidung und an der Seite unterschiedlicher Personen. Ein drahtiger Mann, ein ganzer Kerl, wie geschaffen für ein abenteuerliches Leben in fernen Ländern. Der Blick freundlich, aber fest und mit einer Ausstrahlung natürlicher Autorität, die Gesichtszüge scharfkantig und streng, aber ohne jede Spur von Rohheit. Der Mann war stets leicht gebräunt, was darauf schließen ließ, daß er sich die meiste Zeit in sonnigen Gefilden aufgehalten hatte. Dieser wetterfeste Teint betonte seine Männlichkeit noch zusätzlich. Zumeist steckte er in Uniform, deren Varianten von Foto zu Foto die einzelnen Beförderungsstufen dokumentierten wie ein Dienstzeugnis. Horche posierte vor Panzern, hielt Reden vor Heeren, feierte Feste mit Offizieren, nahm in steifer Haltung Rangabzeichen und Medaillen entgegen und gab mit einem Zeigestock Einsatzbefehle vor Landkarten.
    So weit, so erwartet. Als ich von der Kommode zu einem Sideboard hopste und die Bildergalerie weiterverfolgte, mischten sich private Aufnahmen in den Fotoreigen. Aufnahmen, die den Hobbytaucher Horche in verschiedenen Ozeanen zeigten, wie er vor allem Kampf- und Raubfischschwärmen hinterher schwamm, offenkundig sein großes Faible, und mit Taucherkumpels vor exotischer Kulisse und auf Jachten in das Objektiv grinste. Einer von diesen Gefährten tauchte mit verdächtiger Regelmäßigkeit auf, anscheinend eine sehr enge Freundschaft, und es dünkte mich heftig, daß ich den halbnackten Knaben mit der athletischen Figur von irgendwoher kannte. Bloß woher? Natürlich hatte ich es hier mit Dokumenten aus der Vergangenheit zu tun, und Horches so linkisch in die Kamera feixender, in vollem

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