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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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eines jeden friedliebenden Artgenossen. Der mindestens acht Kilo schwere Perser Smoke mit seinem furchterregenden schwarzen Wassermelonenkopf, in dem blutorangene Augen wie Vulkanschlote glühten, besaß ein total verfilztes, aschefarbenes Fell. Die Beine und die prankengleichen Pfoten gingen in einen abgründig dunklen Ton über, was so wirkte, als trüge er Stiefel. Mit seiner von zahllosen Kämpfen narbenübersäten Plattnase, seinen winzigen Ohren, die in dem zerzausten Kopffell gar nicht mehr zu sehen waren, und seinem zu einem Kampfhund passenden Gebiß stellte Kong so etwas wie die Horrorversion unserer Art dar.
    Kong war für seine Bosheit und Gewalttätigkeit berüchtigt. Ebenso für seine beiden Begleiter, welche ihn wie ein Doppelschatten stets flankierten. Herrmann und Herrmann, zwei langhalsige, linkische Orientalen, waren ihrem fetten Boß in Nibelungentreue ergeben. Wann immer Kong einen Kampf um die Führerschaft im Revier vom Zaun brach oder einen Neuling mit einer Schutzfuttererpressung bedrohte, hielten ihm diese kohlschwarzen, mit Dauerschielen und schiefem Grinsen geschlagenen Kanaillen den Rücken frei. Hinter dem abstoßenden Trio hatten sich die üblichen Verdächtigen versammelt. Gelangweilte Spinner, die nach einer Abwechslung zu ihrem öden Alltag Ausschau hielten, und Opportunisten, die in der warmen Stube das vorbildliche Haustier gaben, aber danach fieberten, ihre unterdrückten Aggressionen endlich mal an etwas anderem als an einem kranken Vogel auszutoben. Auf den ersten Blick die ideale Truppe für eine Befreiungsaktion.
    Was sich als weniger ideal erwies, hing mit dem oben erwähnten Wörtchen »einstmals« zusammen. Denn wenn ich alt war, so waren Kong, Herrmann und Herrmann und all ihre nach Aufregung lechzenden Sympathisanten inzwischen schon scheintot! Mochte ja sein, daß Kong früher das Revier in Angst und Schrecken versetzt hatte. Doch nun sah er wie ein aufgeschwemmter Klops aus, der wohl einige Mühe haben durfte, sich von seinem Platz zu erheben. Bei näherer Betrachtung merkte man, daß von der einstigen Herrlichkeit allein die Fassade übriggeblieben war, und auch die war bereits ganz schön mitgenommen. Das Fell war ergraut, das Gesicht eingefallen und das Killergebiß von ehedem voller Lücken und stumpf geworden. Herrmann und Herrmann, wiewohl jünger als ihr Meister, erging es nicht besser. Von einer athletischen Orientalenfigur konnte keine Rede mehr sein; die Brüder waren so ausgemergelt, daß die Rippen sich im Brustkorbbereich einzeln abzeichneten. Das Gelb ihrer Augen wurde von einer trüben Schicht überzogen, und aus ihrem vormals pechschwarzen Fell wuchsen erschreckend viele weiße Haare, an einigen Stellen wies es sogar kahle Stellen auf.
    Dieses deprimierende Bild des Alters und des Verfalls boten sämtliche der sich im Hintergrund regenden Recken, die für ein bißchen Nervenkitzel ihre müden Knochen in höchste Gefahr bringen wollten. Ich wollte nicht ungerecht sein, denn immerhin waren sie bereit, für eine gute Sache ihr Leben zu riskieren. Doch die Wahrheit war: Ich hatte kein Elitecorps vor mir, sondern eine Gurkentruppe!
    »Laß es mich so ausdrücken, Blaubart«, sagte ich, nachdem es mir gelungen war, die erste Enttäuschung hinter einem höflichen Lächeln halbwegs zu verbergen. »Ich kenne nicht nur den verehrten Kong, sondern wohl jeden einzelnen hier. Und ich danke euch allen, daß ihr mithelfen wollt, gequälten Geistern die Freiheit zu schenken. Das Problem ist nur, daß ich euch schon wirklich sehr lange kenne. Das heißt, wir alle haben schon ein paar Jährchen auf dem Buckel ...«
    Kong gab ein Wiehern von sich: der Auftakt zu einem seiner üblichen cholerischen Anf ä lle.
    »Was soll das bedeuten, du Klugscheißer? Willst du etwa behaupten, daß wir zum alten Eisen gehören und nicht mehr imstande sind, zu zeigen, was eine Harke ist? Schau bei Gelegenheit mal in den Spiegel. Offen gesagt hast du auch schon mal knackiger ausgesehen!«
    Herrmann und Herrmann stimmten pflichtschuldigst ein höhnisches Gekicher an und gaben damit einen beeindruckenden Einblick in die Ruinenlandschaft ihres Gebisses.
    »Exzellent, Boß, exzellent!« jubelte der rechte Herrmann lispelnd. »Wir werden noch auf sein Grab pissen, stimmt's?«
    »Schnauze!« dankte es ihm Kong. »Blaubart hat uns verklickert, daß unsere Leute sich in Not befinden. Also habe ich jeden, der im Revier Rang und Namen hat, bei seiner Ehre gepackt. Hinter mir stehen die besten

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