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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Sicherheit bringen. Auf Wiedersehen. Falls es ein Wiedersehen überhaupt noch gibt …« Sprach’s und hechtete mit einem beherzten Sprung durch das Loch im Drahtgeländer einfach so in den Abgrund. Ich verfolgte seinen Fall mit der benebelten Geistesgegenwart eines Traumatisierten, konnte jedoch selbst in diesem desolaten Zustand nicht begreifen, dass er das tatsächlich getan hatte. Mir blieb einfach die Spucke weg. Pi stürzte immer tiefer und tiefer, bis er nur noch ein kleiner schwarzer Punkt in weiter Ferne wurde und schließlich …
    Da hörte ich das Klackern der Kieselsteine auf dem Seitenweg, die unter hundertfachen Pfoten erzitterten. Ich wandte mich vom Geländer ab und sah voller Entsetzen die Armee der Schwarzen auf mich zustürmen. An Flucht war jetzt nicht mehr zu denken, denn die vorderste Reihe hatte schon die Terrasse betreten. Ehe ich richtig reagieren
konnte, hatte die Bande mich umzingelt, um nicht zu sagen umquetscht. Fassungslos starrte ich in zahllose goldgelbe Augen, die nicht gerade Herzenswärme ausstrahlten.
    »Francis?«, fragte einer von ihnen in barschem Ton.
    »Ähm, nein, ihr seid leider zu spät gekommen. Francis hat gerade Selbstmord begangen, indem er runtergesprungen ist. Litt an Depression im Endstadium oder so. Ich heiße Rüdiger.«
    »Sehr witzig. Mitkommen!«
    Ich wollte gerade noch so einen total lustigen Kracher vom Stapel lassen, da zwängte mich die Meute mit aller Gewalt in ihre Mitte und schleifte mich von der Terrasse. Auf der Straße nahm sie nicht den Weg stadtwärts zurück, sondern überwand den Gipfel zur anderen Seite hin und begann den Abstieg über den ausgedörrten und felsigen Grund. Es war unmöglich, mich aus der engen Umschlingung, in der mich diese schwarzen Bastarde gefangen hielten, zu befreien, und so rumpelte ich mit ihnen den spärlich mit wilden Büschen bewachsenen Hügel hinunter. Die Aussicht von der Rückseite der Medaille gestaltete sich weniger berauschend. Das schmutzige Geheimnis, das der Hügel solange unter Verschluss halten konnte, so lange man die Perspektive von der Stadt aus einnahm, trat hier mit frappierender Hässlichkeit offen zutage. Diesseits lag nämlich unten im Tal ein längst aufgegebenes Industriegebiet, dessen schrottiger Look schon von weiter Ferne sehr gut zu erkennen war. Aufgegebene Fabrikhallen, eingestürzte Lager, in sich zusammengefallene Silos, monströse, verrostete Leitungssysteme. Was die schwarze Truppe mit
mir dort vorhatte, blieb ein Rätsel. Mir schwante allerdings nichts Gutes.
    Endlich erreichten wir den menschenleeren Industriefriedhof und bewegten uns zielgenau auf eine Fabrikhalle mit ausnahmslos eingeschlagenen Scheiben zu. Das riesenhafte Eisentor stand einen Spaltbreit offen. Sanfter Wind wehte über die Einöde und sorgte um die überall vor sich hingammelnden, halb ausgeweideten Maschinen, Motoren und Röhrenstraßen herum für Staubverwirbelungen. Während wir im Schweinsgalopp auf das Tor zusteuerten, stellte sich schon die nächste Überraschung ein. Sternförmig strömten von allen Himmelsrichtungen Scharen von schwarzen Brüdern und Schwestern (falls man sie als solche bezeichnen konnte), die in ihrer Mitte ebensolche Pechvögel wie mich mit sich schleiften. Die sahen auch nicht gerade so aus, als wären sie über den erzwungenen Ausflug direkt außer sich vor Freude. Na, wer sagte es denn, ich gehörte sozusagen einem erlauchten Kreis an.
    Schließlich gelangten wir zu der aufgegebenen Fabrikhalle und gingen hinein. Darin wurde es noch schwärzer, was das Publikum betraf. Denn der gigantische Kasten war bis zum Platzen voll mit diesem schwarzhaarigen Volk, das uns, also mich und meine gekidnappten Leidensgenossen, wenn nicht gerade mit hasserfüllten, so doch mit äußerst misstrauischen Blicken bedachte. Im einfallenden Sonnenlicht durch die zerstörten oberen Fensterreihen funkelten Tausende von giftgelben Augen wie mysteriöse Substanzen, die einst an diesem Ort produziert worden sein mochten.
    Entlang der hohen Mauern türmten sich Stockwerke von Laufgittern, welche zu undefinierbaren, altmodischen Steuerungskonsolen führten. Von diesen aus war wohl einst die gesamte Fabrikanlage gesteuert worden. Nun jedoch waren ihre Leuchtdiodenaugen blind geworden und die Nadeln der Messanzeiger erstarrt. Alles stillgelegt. Das heißt, so stillgelegt nun auch wieder nicht. Tatsächlich glühten einige der roten und grünen Lämpchen an den verrosteten Kästen immer noch, und die Schalter und

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