Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
Tribunale veranstaltet wie bei diktatorischen Regimen.«
»Ähm, ich will dir ja keine Angst machen, Francis …«, er wurde mit einem Mal ganz ruhig, und alles nervöse Getue fiel von ihm ab, » … aber die gehören nicht zu unseresgleichen . Jedenfalls nicht so richtig.«
»Was? Aber sie sehen doch aus wie wir, ich meine, sie sind eindeutig felin .«
»Das ist ja der Punkt, weshalb man diesen ganzen Prozess veranstaltet. Hör zu, Francis, es würde jetzt zu weit führen, dir die ganzen Hintergründe auseinanderzuklamüsern. Es geht aktuell nur darum, deinen Kopf zu retten. Lass uns lieber schnell unsere Verteidigungsstrategie abstimmen.«
»Aber was ist mein Verbrechen?«
»Du weißt schon. Du hast etwas bemerkt, was nur wenige bemerkt haben. So auch diese anderen armen Teufel dort drüben. Und deshalb bist du zu einer Gefahr geworden. Man will dich loswerden.«
»Verstehe ich nicht. Offensichtlich weißt du über diese Sache auch recht gut Bescheid, aber im Gegensatz zu mir darfst du hier den Anwalt spielen. Was unterscheidet dich von mir?«
»Na, ich merke nicht, dass die Zeit rückwärtsläuft. Außerdem ist mein Dosenöffner Physiker und beschäftigt sich schon seit einer kleinen Ewigkeit mit dem Phänomen. Deshalb haben sie mich kontaktiert und mich verpflichtet.
Sie haben mich dazu gezwungen, weil ich eh schon in die Sache eingeweiht bin, ohne etwas beweisen zu können, und darüber hinaus die Materie und Problematik recht gut kenne. Ich bin sozusagen ein Pflichtverteidiger wider Willen. Du kannst ihnen nicht entkommen, Francis. Sie sind überall. Und du musst tun, was sie dir sagen, sonst …«
»Aber wer sind sie ?«
Allmählich erstarb das Geraune und Getuschel in der Halle, Ruhe kehrte im Publikum ein, und ein erwartungsvolles Schweigen machte sich breit. Nicht so auf dem Oberdeck, das heißt auf den Laufrosten. Dort huschten und sprangen die »Mechaniker« immer noch wie von Tausend Dämonen gehetzt umher und bedienten die Tasten und Schalter der wenigen noch intakten Konsolen. Mit der Langsamkeit herabrieselnden Schnees dämmerte mir allmählich, was diese Brüder mit der kümmerlichen Restpower der Fabrik am Laufen zu halten versuchten: das glutrote Inferno in der Öffnung vor mir, was auch immer das sein mochte. Sicherlich hingen ihre konfusen Bemühungen mit irgendeiner Form von Energie- beziehungsweise Stromversorgung zusammen, doch wie sie das genau anstellten, vermochte ich nicht zu durchschauen.
»Du da, tritt mit deinem Anwalt vor!«, sagte der fetteste Schwarze von den sieben auf dem Podest mit donnernder Stimme, als auch der Letzte in der Halle mucksmäuschenstill geworden war. Ich wusste gar nicht, was Max mit »… aber die gehören nicht zu unseresgleichen « eben gemeint hatte. Für mich jedenfalls sah der Fettkloß wie das prototypische Fressopfer unserer Art aus. Bestimmt bekam
er von dem sentimentalen Depp, der ihn sich hielt, aus falsch verstandener Tierliebe fünf Mahlzeiten am Tag serviert. Zudem noch ein Leckerli hier, ein Leckerli da, plus unzählige Erfolgsprämien für die Bettelei am Tisch. Und aufgedunsen, wie er war, verwechselte er wie viele seiner Sorte sein unnatürliches Volumen mit moralischem Gewicht, mit dem er andere beschweren zu müssen glaubte. Solche im wahrsten Sinn des Wortes aufgeblasenen Wichtigtuer kannte ich zur Genüge.
»Du da« war ein spindeldürrer schneeweißer Orientale mit traurigen Augen, sein Anwalt eine greisenhafte Promenadenmischung, deren Fell schon überall kahle Stellen aufwies. Sie traten vor wie geheißen. »Mein Mandant kann sich überhaupt nicht erklären, weshalb man hier über ihn zu Gericht sitzt«, sagte der greisenhafte Typ mit müder Stimme. Also, wie der mit allen Wassern gewaschene Rechtsverdreher aus dem John-Grisham-Roman, der einen aus jeder noch so verzwickten juristischen Zwickmühle herauszuboxen vermag, sah er nicht gerade aus. »Er ist sich überhaupt keiner Schuld bewusst.«
»Wir sitzen hier über niemanden zu Gericht. Und es geht hier auch nicht um Schuld oder Unschuld, Anwalt«, tönte der Dicke vom Podest herunter, was sich wie ein selbstzufriedenes Schmatzen anhörte. »Es geht um die Sicherheit für uns alle. Wir können es nicht zulassen, dass irgendwelche Idioten herumrennen und jedem Dahergelaufenen brisante Details zustecken. Dadurch kann leicht Chaos entstehen. Es ist ganz einfach: Derjenige, der sich verplappert, wird aus dem Verkehr gezogen. Zum Schutz aller.«
»Es ist nur so, Euer Ehren,
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