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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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bist unheimlich schlau, was?«, begann er und nagelte mich mit diesem gedankentiefen Blick geradezu fest. »Du denkst, das hier ist ein grausames Spiel. Nennt man dich nicht sogar in einer Art ironisierter Hochachtung …« Er hielt inne und war für Augenblicke geistesabwesend, als rufe er telepathisch die passenden Daten aus dem Internet ab. » … Klugscheißer? Du hast recht: Die Wahrheit kommt immer ans Licht. Du vergisst aber nur eine Kleinigkeit, Klugscheißer: Manchmal gibt es wichtigere Dinge als die Wahrheit. Das kann sich jemand wie du, der sich den lieben langen Tag den Hintern von der Sonne wärmen lässt und dessen größte Sorge es ist, ob die Sonne auch noch morgen scheinen wird, natürlich schwer vorstellen.
Pathetische Reden schwingen über Opfer, ohne selbst eins zu erbringen, das ist kein Kunststück. Ich will es mal so ausdrücken, mein Freund: Du hast nicht die leiseste Ahnung davon, was hier zurzeit vor sich geht und welch epochale Bedeutung dies für unsere Rasse besitzt. Du hast nur ein großes Maul, weiter nichts.«
    »Dann erklärt es mir. Keine Sorge, ich bin nicht leicht zu erschüttern. Ich hab schon Pferde kotzen sehen.«
    Er lachte bitter. »Worum es geht, hat eigentlich nichts mit uns zu tun, Klugscheißer. Und doch berührt es den innersten Kern unserer Art. Es mag dir vielleicht so vorkommen, aber niemand wird hier geopfert. In Wahrheit opfern allein wir uns – die Bruderschaft der Schwarzen . So, jetzt aber ab in den Morf mit dir!«
    Was darauf folgte, kann man sich denken. Max sagte mir mit einem resignierten und traurigen Blick stumm Adieu und trat zur Seite, worauf die hinter mir stehenden Schwarzen, es dürften so um ein Dutzend sein, sofort vorpreschten und mich erneut in die Zange nahmen. Sie stießen mich vorwärts, obwohl ich bockte und mich wehrte wie der widerborstigste Esel. Aber es nützte nichts. Eingeklemmt in diesem schwarzen Block, wurde ich Stück um Stück in Richtung des Morfs gezerrt. Zumindest kam ich jetzt in den Genuss, mir das Ding aus der Nähe anzuschauen.
    Es handelte sich dabei sozusagen um den Anus eines überdimensionierten, sich papierschlangengleich windenden Gedärms, das scheinbar endlos in die Tiefe führte. Grob geriffelt und an der kreisförmigen Innenwand rot pulsierend, zirkulierte darin ein wie mit Goldstaub durchsetzter
Wind. Zu diesem mischte sich zwischendurch immer wieder ein wirbelnder Dunst. Daher der Brodem, der dem Morf regelmäßig entstieg. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es in diesem Schacht schon zu Betriebszeiten der Fabrik so ausgesehen haben sollte. Dafür wirkte er irgendwie zu organisch. Jeder Industriebau besaß tausenderlei architektonische Geheimwinkel, die dem Außenstehen verborgen blieben. Aber mit absoluter Sicherheit besaß keine Fabrik der Welt einen in den Untergrund führenden Schacht in Form eines pulsierenden Gedärms.
    Während ich dem Abgrund entgegentaumelte, sah ich noch etwas anderes. Ein Seitenblick verriet es mir. Die Clowns auf den Laufgittern rechter Pfote schienen trotz ihres unermüdlichen Einsatzes inzwischen echte Probleme bekommen zu haben. Ich registrierte, wie die Lämpchen an den Steuerungskonsolen Paff!-Paff!-Paff! eins nach dem anderen zerplatzten oder einfach ausgingen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die antiquierten Kisten endgültig ihren Geist aufgaben, was unweigerlich Konsequenzen für die Stromversorgung haben würde. Die ohnehin schon am Rand eines Herzinfarktes agierenden »Mechaniker« verwandelten sich daraufhin in hin- und herwischende Derwische, denen ein normales Auge kaum mehr folgen konnte. Mit geradezu selbstmörderischem Wagemut fuchtelten sie immer noch an den Hebeln und Knöpfen der Anlage, obgleich es an einigen Stellen bereits zu brennen begann.
    Der sich anbahnende Total-Blackout war auch den sieben Blackies auf dem Podest nicht entgangen. Unruhe kam zwischen ihnen auf.
    »Los, beeilt euch!«, schrie der oberste Richter und erhob
sich synchron mit seinen Kollegen. »In den Morf mit ihm! In den Morf mit ihm! Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Sowohl sie als auch die aufgekratzte Menge hier unten warfen im schnellen Rhythmus ihre Köpfe zwischen dem feurigen Spektakel auf den Laufgittern und dem Spektakel mit dem bockenden Francis hin und her. Unterdessen fingen nicht nur die Konsolenknöpfe an zu explodieren, sondern auch die Konsolen selbst. Flammen schlugen meterweit in die Höhe, und die »Mechaniker« nahmen unter panischem Gejaule Reißaus.
    Die

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