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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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allerdings klar wurde, worum sich diese Arbeit drehte.
    Blaubart schien von einem Eifer gepackt, den ich von ihm kaum kannte. Gewöhnlich war er es, der eine Sache gemächlich anging. Offenkundig wollte er mir beweisen, dass er meine Geschichte ernst nahm. Oder aber er nahm sie überhaupt nicht ernst und wollte mir genau das Gegenteil beweisen.
    Er steckte seine Nase in die Unterlagen auf dem Boden, als verstehe er etwas davon, zuckte mit seinen wie angeknabbert wirkenden Ohren nervös und machte ein theatralisch-kritisches Gesicht. »Was haben wir hier? Keine Ahnung, ich kann nicht lesen. Irgend so ein blödes Zeug, was ein anderer Prof gesabbert hat.« Er trippelte weiter zu einem umgestoßenen Stapel Bilder von Göttern aus der ägyptischen Mythologie. Amun, der im Verborgenen waltende Luft- und Windgott mit seiner zylindrischen Kopfbedeckung und dem goldenen Stab in der Hand, befand sich unter
ihnen, aber auch der hundeköpfige Anubis und die unserer Art nachgebildete Bastet.
    Blaubart betrachtete die Dargestellten mit ratlosem Blick. »Auch nur blödes Zeug«, befand er schließlich. »Jedenfalls nichts, was uns weiterhelfen könnte.« Er wanderte zum nächsten Papierstoß, wirbelte ihn durcheinander, wobei seine Krallen die einzelnen Papiere in der Hektik teilweise zerfetzten oder gänzlich zerrissen, und begutachtete sie mit der geschwindelten Konzentration des Analphabeten. »Hier ist auch nur Blödsinn zu sehen. Nichts Aufregendes, würde ich sagen …«
    Mir platzte der Kragen. »Blaubart, was machst du da eigentlich?«
    »Was?« Er schaute mich an, als hätte ich ihm die Frage nach der Weltformel gestellt.
    »Kannst du mir vielleicht erklären, was du damit bezweckst?«
    »Ich dachte, ich soll dir helfen.«
    »Aber bestimmt nicht, indem du wie ein Irrer wahllos irgendwelche Papiere durchhechelst, von denen du eh nichts verstehst.«
    »Ach, tue ich das nicht, Herr Klugscheißer? Nun, ich hatte dich so verstanden, dass wir den Dingen gemeinsam auf den Grund gehen. Scheiße ja!«
    Ich setzte mir einen versöhnlichen Ausdruck auf und begab mich zu ihm. Wir standen in einem Meer von dahingekritzelten Manuskriptseiten, Papieren mit eng beschriebenen Hieroglyphen-Kolonnen und ziemlich vergilbten alten Wälzern. »Du hast recht, lieber Freund«, sagte ich und lächelte um Verzeihung bittend. »Ich brauche
deine Hilfe. Aber wir sollten die Suche systematisch gestalten.«
    »Wonach suchen wir überhaupt?« Der gute Blaubart, er hatte seinen Ärger schon wieder vergessen.
    »Nach zweierlei. Erst einmal möchte ich wissen, was es mit dieser Re-Gesellschaft auf sich hat. In ihrem Auftrag ist Gustav offenkundig mit einer Arbeit beschäftigt, die so geheim ist, dass er seine Arbeitszimmertür selbst vor seinen Haustieren abriegelt. Absurder geht es kaum. Ich frage mich, warum. Zweitens müssen wir herausfinden, in welcher Verbindung er zu diesem Physiker steht. Ach, da wäre noch etwas: Werd mir auf deine alten Tage bloß nicht empfindlich, alter Kotzbrocken. Das macht dich nämlich noch älter.«
    »Aber, Francis, dein hochgeschätzter Gustav hat seine Arbeitsbude derart zugemüllt, dass es einem Wunder gleichen würde, wenn wir überhaupt einen Hinweis auf ihn fänden. Scheiße ja! Wie sollen wir also vorgehen?«
    »Wie es sich für unsere Art geziemt: immer der Nase nach!«
    Ich sprang auf den Schreibtisch und besah mir die Konfusion darauf. Derweil tappte Blaubart unten schnüffelnd und die Schnurrhaare zur höchsten Aufmerksamkeit gefächert auf dem Rest des papiernen Chaos. Selbstverständlich hätte ich nun das vor mir befindliche Notebook einschalten und in den darin befindlichen Dateien spionieren können. Doch wusste ich, dass Gustav seine Gedanken zu einem Forschungsprojekt ganz altmodisch zunächst handschriftlich festhielt. Die Suche nach solcherlei Bleistift-Notizen versprach mehr Erfolg. Aber das schier grenzenlos
verstreute Zeug auf der Tischplatte glich den vielen unergründlichen Ablagerungen in der Erdschicht, die selbst dem versiertesten Geologen Kopfschmerzen bereitet hätte. Es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Wie konnte ein einzelner Mensch so viel Wirrwarr anrichten? Und wie konnte er sich darin zurechtfinden?
    Mein Blick blieb an einem knittrigen Foto von einem kunstvollen, teils ausgeblichenen Wandgemälde hängen, das vermutlich eine Grabkammer zierte. Es stellte im Profil einen Pharao mit der typischen Kopfbedeckung dar, welche aus einem rechteckig länglichen, goldbesetzten Stoffstück

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