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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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hinausging. Dafür, dass er mir trotzdem die Stange hielt, gebührte ihm mein nicht enden wollender Dank. »Sie freuen sich über unsere Anwesenheit wie kleine Kinder«, fuhr er fort. »Du musst wissen, dass diese U-Bahn-Typen sonst nicht viel zu lachen haben, Francis. In der Regel fahren sie zur Arbeit oder von dort wieder zurück, tagein, tagaus, das ganze Jahr über. Da ist unsereiner ein willkommener Augenschmaus. Arme Sklaven, die sie sind. Was bin ich dem Allmächtigen dankbar, dass er mich als Spitzohr auf die Welt hat kommen lassen, Scheiße ja!«
    Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, hoppelten wir schließlich die lange Treppe höllenwärts, wobei wir von unseren Miteilenden auf zwei Beinen bereits mit amüsierten Blicken bedacht wurden. Unten in der großen Durchgangshalle, von der es zu den vielen Bahnsteigen noch weiter abwärtsging, wurde es allerdings auf einen Schlag ungemütlich, und kein Mensch fand mehr die Muße, uns Aufmerksamkeit zu schenken. Das Gegenteil war der Fall. Wir mussten zusehen, dass wir von den umherhetzenden Pendlern, krakeelenden Saufbrüdern und frechen Jugendlichen nicht zertreten wurden, und waren immerfort mit Ausweichmanövern beschäftigt. Es ähnelte einem Fußballspiel
ohne Regeln – und wir als Ball mittendrin. Mir ging auf, dass ich mich zeit meines Lebens eigentlich nur mit Luxusproblemen beschäftigt hatte.
    In einem stillen Moment, als zufällig eine Leere um uns entstanden war, schaffte ich es schließlich, den Kopf hochzureißen und die von der Decke hängenden, gelblich leuchtenden elektronischen Anzeigetafeln mit den Bahnsteignummern und Abfahrtszeiten zu studieren. Zunächst war es etwas verwirrend, doch dann fand ich die anvisierte Destination und das dazugehörige Gleis. Und wurde sogleich von derselben Panik erfasst, mit der sich jeder U-Bahn-Stammfahrer rund um die Welt wohl täglich herumschlagen muss: Meine Bahn fuhr mir gerade davon!
    »Komm, Blaubart!«, rief ich, nachdem mir auf der Anzeige neben dem Bestimmungsort MUSEUMSMEILE die nächstmögliche Abfahrtzeit wie ein grelles Warnsignal ins Auge gesprungen war. »Wir müssen schnell runter zum Gleis 8, wenn wir die Bahn in einer knappen Minute noch erwischen wollen …«
    Wieder hasteten wir wie Hunderte von im Sauseschritt dahinjagenden Füßen um uns herum eine lange Treppe abwärts, wo uns unten am Bahnsteig gerade die einfahrende Bahn erwartete – und das ultimative Chaos. Gleichzeitig mit unserer war nämlich vis à vis ebenfalls eine Bahn eingetroffen, und die Menschen hetzten in einem wilden Durcheinander umher, um auszusteigen, einzusteigen, umzusteigen oder einfach diesem Inferno zu entfliehen. Da blieb die Rücksicht auf den »Augenschmaus«, von dem Blaubart noch vor Kurzem geschwärmt hatte, natürlich auf der Strecke. Erneut waren wir vollauf damit beschäftigt, uns von den wilden
Horden nicht zertreten zu lassen. Turnschuhe, Sandalen, Hochhackiges, Designer-Latschen, Boots, selbst völlig unbeschuhte Füße bedrängten und bedrohten uns gleich den Mammutstampfern eines japanischen Filmmonsters. Da bekam die Redewendung »jemandem auf den Schlips treten« eine lebensnahe Bedeutung – wenn man Schlips durch Schwanz ersetzte.
    Mir tat Blaubart leid, weil er wegen seiner diversen Verstümmelungen diesem gewissenlosen Volk nicht so fix wie ich ausweichen konnte. Deshalb sorgte ich mich nicht nur um meine eigene Sicherheit, sondern hatte auch ständig alle Pfoten voll damit zu tun, meinen Freund immer noch rechtzeitig zur Seite zu schubsen, damit er nicht im letzten Augenblick den Stilettoabsatz eines Damenstiefels oder dergleichen in den Rücken gebohrt kriegte.
    Aber auch mit ihresgleichen gingen die Kinder Adams nicht gerade sanftmütig um. Sie ließen die Ankommenden nicht einmal in Ruhe aussteigen und quetschten sich, sobald die Türen aufgingen, sofort an ihnen vorbei in den Waggon. Den Rucksackträgern war es völlig wurscht, dass sie im hektischen Gewirbel ihr schweres Gepäck ihrem Nachbarn ins Gesicht schlugen, und derjenige mit dem breitesten Kreuz hielt es für völlig normal, den Hänfling neben sich beiseite zu stoßen, um drinnen schnell einen freien Platz zu ergattern. Oft hatte ich von Menschen in Extremsituationen gelesen, zum Beispiel von Überlebenden eines Flugzeugabsturzes in unwegsamem Gelände oder von Darbenden während einer schlimmen Hungersnot. Ab einem gewissen Punkt der Verzweiflung hatten sie allesamt ihr bisschen Menschlichkeit
über Bord

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