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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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vor den dort gebliebenen ›Göttern‹, weil sie keine ›Wunder‹ mehr vollbrachten. Irgendwann wurden sie wie andere Tiere behandelt, obgleich der Kult um sie im Untergrund weiterwirkte. Unsere Schwestern und Brüder pflanzten sich fort, aber die Kinder glichen immer weniger ihren Eltern, weil die sogenannte Genmutation ein wesentlicher Bestandteil des Planeten Erde ist. Doch das Verhängnisvollste war, dass die folgenden Generationen die Erinnerung an Chronos, an uns, an ihren Ursprung und ihre Wurzeln verloren. Von Generation zu Generation vergaßen sie immer mehr, bis sie sich am Ende als gewöhnliche Tiere unter anderen Tieren wähnten.«
    »Stopp!«, widersprach oder dachte ich. Das mit der Kommunikation gestaltete sich in hiesigen Gefilden ziemlich rätselhaft. »Diese Bruderschaft der Schwarzen scheint euch ja als fünfte Kolonne über Jahrtausende hinweg in Treue fest die Stange gehalten zu haben.« Dabei sah ich vor mir wie in Zeitraffer die Entwicklung unserer Spezies von etwas einst Sakralem zu einem ekelhaften Witz namens »Stubentiger« durchlaufen. Streuner, die unter den Tischen der Menschen um Almosen bettelten, Spitzohren, die im
Mittelalter zur falschen Zeit am falschen Ort waren und gemeinsam mit den vermeintlichen Hexen gefoltert und verbrannt wurden, die Bedauernswerten in den Versuchslabors, die lächerlichen Püppchen in den Ausstellungen mit gewachstem und onduliertem Fell … Ach, hol’s der Teufel!
    »Das ist wahr«, erwiderte Pi. »Wir brachen die Verbindung zu der Erde nie wirklich ab. Es gab immer diese Gruppe, nämlich die Schwarzhaarigen, die uns seit jeher näherstanden als der bis zur Unkenntlichkeit mutierte Rest. Mit ihnen teilten wir unsere Geheimnisse und gewährten ihnen den Zugang zum Morf. Selbstverständlich sind sie nicht wie wir, aber sie besitzen einen direkten Draht zu unserer Seele. Sie vertreten unsere Interessen, präziser, sie vertreten die Interessen unserer Art auf Erden. Sie sind Botschafter und Wächter der Felidae in Personalunion. Und sie haben die menschlichen Machthaber zu allen Zeiten wissen lassen, dass eine höhere Macht über ihnen steht. Leider nicht immer erfolgreich.«
    Die Bilder verblassten, wurden unschärfer, bis sie schließlich völlig erloschen. Ich wandte mich wieder zu – meinen Ahnen! Tausende blaue Augen, umrahmt von einem rabenschwarzen Fellteppich, starrten mich nachdenklich und traurig an. Allein in dem goldenen Augenpaar im Zentrum funkelte noch etwas Kämpferisches.
    »Okay, ich habe es kapiert«, sagte ich. Obwohl mich die neuen Eindrücke und revolutionären Erkenntnisse elektrisiert und meinen Appetit auf mehr geweckt hatten, spürte ich gleichzeitig, wie mich jetzt schon die ersten Wellen des Heimwehs umspülten. Dieses bonbonfarbene Schlaraffenland sollte meine ursprüngliche Heimat sein? Gott bewahre!
»Und jetzt wollt ihr euch an den Menschen rächen, indem ihr sie an ihrer empfindlichsten Stelle trefft, nämlich an ihrem Götzen namens Zeit.«
    »Rache?« Häuptling Pi schüttelte entschieden den Kopf. »Ich kann mir ungefähr denken, was du damit ausdrücken möchtest. Aber diese Regung gibt es bei uns nicht, Francis.«
    »Ach nein? Aber Unschuldige töten, diese Regung ist bei euch noch intakt, ja?«
    »Wenn du die zurückliegenden Geschehnisse rekapitulierst, müsstest du zu einem anderen Ergebnis kommen. Auf der Erde läuft jetzt die Zeit rückwärts und macht so selbst die böseste Tat wieder ungeschehen. Darauf bist du doch schon selbst gekommen, Francis, oder etwa nicht? Die Tötungen waren lediglich ein Instrument, ein speziell irdisches Instrument, um vorübergehende Probleme zu bereinigen. Es ist natürlich sehr bedauerlich, dass es ein paar Hellsichtige wie dich gibt, die – wodurch auch immer – die Zeitumstellung mitbekommen haben. Wir haben alles in unserer Macht Stehende unternommen, um dich aus dem Verkehr zu ziehen, wie man so sagt. Aber dagegen hast du dich recht tapfer gewehrt. Mit Pis Hilfe natürlich. Jedenfalls tut es uns unendlich leid, wenn wir dir dadurch psychische und physische Schmerzen zugefügt haben sollten.«
    »Aber warum veranstaltet ihr so einen Blödsinn, verdammt noch mal?«
    Pi erhob sich und stieg über die anderen hinweg die Stufen zu mir hinab. Er war weit prächtiger als der neben mir stehende Pi. Sein Körper war ein einziges windschnittiges Geschoss, das Fell so glänzend, als sei es immerwährend feucht, und das Gesicht so gewunden wie ein Designerprodukt
von Philippe

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