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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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pulsieren und sich ständig zu verwandeln. Wie bei einer durchkomponierten Lightshow wechselten die Gebäude, falls man sie so nennen durfte, ihre Farbe. Von Signalgelb zu Beige und von Capriblau
zu Olivgrün und von Schiefergrau zu Ockerbraun und umgekehrt und völlig durcheinander.
    »Das ist meine Heimat, Francis«, sagte Pi mit fast schmachtender Stimme. Und nach einer gedankentiefen Pause fügte er hinzu: »Und auch die deine und die deiner Art.«

19
    Als wir in die Stadt einmarschierten, bestaunten mich am Straßenrand in eingefrorener Pose ganze Heerscharen von Pis. Natürlich handelte es sich nicht um 1:1-Klone von Pi. Einige waren nicht so schlank wie er, andere besaßen nicht seinen scharfsinnigen Ausdruck, sondern gehörten wohl eher der geistig schlichteren Sorte an. In den Gesichtern mancher wiederum spiegelte sich wenn nicht gerade Hass, so doch eine gewisse Abneigung gegen mich, was ich bei meinem außerirdischen Kumpel kein einziges Mal beobachtet hatte. Aber alles in allem schien die ganze Brut ohne Ausnahme und offenkundig ohne irgendwelche Mutationen ein und demselben Genpool zu entstammen. Der Phänotyp blieb stets gleich: ziemlich groß, gestreckter hagerer Leib, speckig glänzendes pechschwarzes Fell, angespitztes Gesicht, an ausladende Speerspitzen gemahnende Riesenohren und intensiv leuchtende blaue Augen.
    Die Stadt hielt nicht das, was sie von Weitem versprochen hatte. Eigentlich war es gar keine Stadt, sondern eine Art Kletterbaum und Höhlenburg in der futuristischen und ins Kolossale ausgewucherten Variante. Die farblich fluktuierende,
harmonisch gerundete Architektur stellte sich beim näheren Hinsehen eher als eine Wohlfühl-Oase für die gemeine Samtpfote dar als eine sich auf dem modernsten Stand der Technik befindliche Metropole. Es handelte sich um ein gummiartiges Blubber-Design mit flauschigen Verstecken, Sonnenterrassen, Brücken und spielerischen Nonsensgebilden. Ein Paradies, wenn man Schnurrhaare sein Eigen nannte. Von solchen Luxuslöchern und wasserbettartigen Kissen schauten skeptische Keilgesichter auf uns herab, während wir einen großen Boulevard entlangspazierten. Schwänze peitschten nervös hin und her; eine unbestimmte Spannung lag in der altrosafarbenen Luft.
    Schließlich bogen wir in eine Querstraße ein und sahen uns mit einem bizarren Bild konfrontiert. Das heißt, ich sah mich damit konfrontiert, denn Pi hatte mich ja anscheinend genau hier herlotsen wollen. Wir standen vor einer fast bis in den hellvioletten Himmel reichenden, die gesamte Straße einnehmenden Treppe, deren Stufen derart großflächig waren, dass man eigentlich von Podesten sprechen musste. Darauf saßen bis auf den letzten Quadratzentimeter Legionen der Pi-artigen Biester in Sphinx-Positur und glotzten uns stumpf an. Es erinnerte ein bisschen an ein voll besetztes Amphitheater, nur eben mit Zuschauern durchweg schwarzer Couleur. Einer der Glotzer – er saß im Mittelteil der Treppe und machte einen recht imposanten Eindruck – schien der Häuptling des ganzen Vereins zu sein. Woher ich das wusste? Er besaß im Unterschied zu den anderen goldgelbe Augen.
    »Du bist also Francis«, sagte er. In seiner Stimme klang weder Abneigung noch Sympathie, sondern eher die Geschmeidigkeit
des routinierten Redenschwingers. »Pi meinte, du hättest uns einiges zu sagen.«
    »Aha. Und wer bist du? König Midas?«
    Er lächelte milde. »Nein, nein, so etwas wie ein König existiert bei uns nicht. Hierarchien entstehen in der Regel durch Ressourcenknappheit. Derjenige, der mehr als der andere haben möchte, macht sich zum König der anderen, um sie effektiver ausbeuten zu können. Doch auf Chronos hat ja jeder alles . Auf ewig! Ich heiße übrigens – Pi.«
    »Sieh an, lauter Brüder und Schwestern. Ähm, Moment mal, wie werden eigentlich die Schwestern bei euch genannt: Pipette? Sorry, konnte mir den Scherz nicht verkneifen. Ich weiß zwar nicht, was euch Pi, ich meine, der Pi an meiner Seite erzählt hat, was ich dir und den anderen Pis so Großartiges zu sagen haben sollte. Aber sei’s drum. Bevor ich loslege, hätte ich zunächst gern einige Antworten von dir, äh, Pi. Was hat es mit alldem hier auf sich? Befinde ich mich wirklich auf einem Lichtjahre von der Erde entfernten Planeten, oder schwebe ich in einem Komatraum, nachdem mich ein Motorrad angefahren hat?«
    Der Häuptling, der gar kein Häuptling sein wollte, lächelte wieder gütig. »Was macht es für einen Unterschied? Realität ist

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