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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Stimme des goldäugigen Pis an meinem Ohr, vielleicht auch nur in meinem Kopf. »Wir wissen nicht mehr, warum er uns so faszinierte und weshalb wir so begierig darauf waren, ausgerechnet ihm einen Besuch abzustatten. Er war ganz blau, fast zur Gänze von Wasser bedeckt und besaß in Relation zu seinem Umfang wenig Landmasse. Ja, vielleicht war es das: Wasser! Diesem Element kann wohl kein Lebewesen widerstehen …«
    Der Morf näherte sich der blauen Kugel namens Erde und tauchte schließlich durch das Weiß der Wolkenstrudel in die Erdatmosphäre ein. Erst rückte Afrika, dann immer deutlicher Arabien ins Bild, schließlich das Gebiet, wo auch Ägypten lag, ein braunbeiger Landstrich voller Wüsteneien. Doch es war nicht das heutige Ägypten, das sah man sofort,
weil kaum Städte existierten, und es war auch nicht alles Wüste. Im Gegenteil, dort, wo sich ein mächtiger Fluss durch das Land wand, der Nil, wucherte die Vegetation ins Paradiesische und überdeckte die Ufer mit verschwenderischem Grün.
    »… Die Erinnerung daran, warum uns dieses Fleckchen Erde so sehr angezogen hat, ist uns abhandengekommen«, sagte Pi aus dem Hintergrund. »Vielleicht weil es unserem Planeten auf den ersten Blick so ähnlich sah. Jetzt wissen wir, dass wir dieses Land niemals hätten betreten dürfen. Aber es war zu spät …«
    Der Morf neigte sich auf einen großen belebten Platz zu, auf dem Menschenmassen ob der Invasion aus dem Himmel oder eines göttlichen Wunders in Panik schreiend auseinanderstoben oder vor Bewunderung und Ehrfurcht erstarrten. Um den Platz standen die herrschaftlichsten Häuser und prächtigsten Paläste, und auch aus ihnen strömten dunkelhäutige Menschen in wallender Kleidung und mit fein gezwirbelten, langen Haaren heraus, um zwischen Angst und Begeisterung schwankend dem wundersamen Ereignis beizuwohnen. Als sie schließlich erkannten, dass dem Morf eine nicht enden wollende Karawane von Pis entstieg, fielen sie auf die Knie, selbst der König und seine Hofschranzen und Priester taten es, und stimmten einen schrägen Kultgesang an.
    »… Wir waren wegen unserer fortschrittlichen Technologie wie Götter für sie, Francis, und als solche behandelten sie uns auch. Sie gaben uns die besten Speisen, die innigste Zuneigung und die höchste Verehrung, und sie erhoben uns zu ebenbürtigen Göttern neben ihren eigenen
Göttern. Wir wurden zu einem essenziellen Teil ihrer Kultur und Religion …«
    Nun sah ich Heerscharen von Steinmetzen riesenhafte Sphinxe meißeln, Künstler Holzstatuen von den neuen Göttern schnitzen und Schriftkundige ihre Hieroglyphen in Steintafeln kerben oder auf Wände von Grabkammern malen. Wo sie gingen und standen, stets begegnete man den Besuchern aus Chronos mit Ehrerbietung und Anbetung. Sie durften im Schlafgemach des Pharaos schlafen, sich bei königlichen Fressgelagen als Erste bedienen, und sie wohnten fulminanten Festivitäten bei, die ihretwegen veranstaltet wurden.
    »… Ich glaube, man nennt es bei euch auf der Erde Ferien«, fuhr Pi fort. »Ja, es waren die schönsten Ferien, die wir je erlebt haben – und die einzigen. Aber irgendwann packte uns doch das Heimweh, und wir beschlossen, nach Chronos zurückzukehren. Da gab es allerdings ein kleines Problem. Einige von uns, nicht viele, vielleicht ein paar Hundert, wollten sich von der Erde nicht mehr trennen und ihr Leben für immer auf ihr verbringen, obwohl sie sich bewusst waren, dass gerade das Leben durch die Beschaffenheit der dortigen Naturgesetze endlich ist. So sehr hatten sie diesen Planeten lieb gewonnen …«
    Nun gewahrte ich eine pompöse Verabschiedungszeremonie, dessen Zentrum wieder der glühende Morf bildete. Männer mit geschminkten Gesichtern, die nur eine Schärpe trugen, und die hübschesten Frauen in exquisitesten Gewändern tanzten um ihn herum. Der Pharao, seine Gattin und der gesamte Hofstaat verfolgten den Zirkus von einer luxuriösen Tribüne aus, und allen quollen Tränen aus den
Augen. Vor dem Morf verabschiedeten sich die Heimkehrer und jene, die auf der Erde bleiben wollten, mit Nasenstübern. Es war ein ergreifender Anblick.
    »… Wir kehrten nach Chronos zurück, Francis, im naiven Glauben, dass mit unserer Art auf der Erde alles so bleiben würde, wie wir es verlassen hatten. Es war ein Trugschluss! Unterschiedliche Faktoren führten im Lauf der Zeit zu dramatischen Veränderungen auf der Erde. Und bei uns zur Ernüchterung. Man verlor im alten Ägypten nach und nach den Respekt

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