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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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etwas für Kleingeister. Der Traum ist die Realität, solange man ihn träumt, und die Realität bleibt ein Traum, wenn man sie nicht wirklich lebt.«
    »Weise gesprochen, Dalai Lama, aber könnten wir wieder zur Anfangsfrage zurückkommen? Meine Zeit ist knapp; muss gleich mit dem nächsten Morfflieger wieder nach Hause zurück, haha.«
    »Nein, Francis, du träumst nicht. Du befindest dich auf
dem Planeten Chronos. Er sorgt für uns, er erfüllt uns alle unsere Wünsche. Seit Äonen.«
    »Wie meinst du das, er erfüllt alle eure Wünsche? Sind die Jagdgründe hierzulande so ergiebig? Bis jetzt habe ich nur langweilige Wüste gesehen. Und irgendwer muss doch auch dieses bunte Disneyland erbaut haben.«
    Häuptling Pi kräuselte die Stirn, als müsse er mir eine besonders kniffelige Mathematikformel eintrichtern. »Nun, wie soll ich es dir beschreiben, Francis? Dieser Planet lebt, auch wenn er dir aus deiner irdischen Sicht trocken, steril und unfruchtbar erscheinen mag. Und wir sind ein Teil von ihm, quasi seine verlängerten Glieder. Chronos ist das Gestirn der Felidae.«
    Ich schluckte und ging kurzzeitig in mich, um eins und eins zusammenzuzählen. Als ich es getan hatte, schluckte ich etwas kräftiger. »Eine andere Frage, Pi: Wie alt bist du? Wie alt seid ihr?«
    »Was meinst du damit?«
    »Hab ich’s mir doch gedacht. Ihr seid unsterblich, nicht wahr? Ihr könnt euch weder an euren Anfang erinnern, noch zerbrecht ihr euch den Kopf über die Zukunft.« ( 5 )
    Er lächelte wieder sein Dalai-Lama-Lächeln und nickte. »Auch du wirst ewig leben, Francis. Solange du hier bist.«
    »Na, das ist ja wohl wirklich etwas zu viel verlangt«, sagte ich. Inzwischen hatte ich mich an die ungewohnte Situation einigermaßen gewöhnt und konzentrierte mich wieder auf das Wesentliche. »Unsereins arbeitet sein ganzes Leben auf dieses Ziel hin. Wer bei uns am Ende seines Lebens nicht stirbt, macht sich richtig unbeliebt. Bei den Menschen steigt sogar eine tolle Party, nachdem jemand ins Gras gebissen
hat, mit Lobreden auf den Verstorbenen, Musik und jeder Menge Leckereien zum Fressen für die Hinterbliebenen. Das will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.«
    Der goldäugige Pi stutzte. »Ach wirklich?«
    »So wie ich es sage, Bruder. Aber ich möchte mit deiner Erlaubnis jetzt zur Sache kommen. Weshalb tyrannisiert ihr uns mit diesem Zeit-Quatsch?«
    Man sah es ihm an, dass ihm bei diesem Punkt richtig unbehaglich zumute wurde. Auch die anderen Pis um ihn herum vollführten mit einem Mal unwillentliche Zuckungen und Gesten und gaben peinlich berührte Hüsteleien von sich, als habe man sie bei einer Schweinerei ertappt. »Tja, das ist eine lange Geschichte, Francis«, sagte er, und seine Goldglubscher schienen intensiver zu glühen als zuvor. »Ich denke, wir haben da wohl in der Vergangenheit einen Riesenfehler begangen. Wie du siehst, vermissen wir auf Chronos nichts. Wir haben alles, was wir brauchen, und genügen uns selbst. Aber manchmal, sehr, sehr selten, wirklich nur alle paar … Wie sagt man?«
    »Jahrhunderte, Jahrtausende?«
    »Genau. Jedenfalls packt uns bisweilen die Neugierde, und wir möchten unseren Horizont erweitern.«
    »Ihr seid eine Insel, die sich ungeheuer etwas darauf einbildet, wie wunderschön und reich sie ist«, warf ich ein. »Das Problem mit allen Inseln ist bloß, dass man über kurz oder lang einen Inselkoller bekommt, so schön und reich sie auch sein mögen. Obwohl du mir den Eindruck vermitteln willst, dass ihr den Göttern gleich seid, juckt euch also zwischendurch ein sehr diesseitiges Bedürfnis: Ihr wollt das wirkliche Leben spüren!«
    »Und exakt darin besteht der Fehler, den wir seinerzeit begangen haben, Francis. Dreh dich bitte um.«
    Ich tat wie geheißen, und bevor ich von dem, was ich erblickte, erschlagen werden konnte, zog es mich schon derart in seinen Bann, dass ich es nur noch mit aufgerissenen Augen bestaunen konnte. Ich befand mich nämlich wie der körperlose Zuschauer eines Planetariums urplötzlich wieder mitten im Kosmos und verfolgte den aufregendsten Film meines Lebens. Darin geriet schnell Chronos in den Fokus, eine reife Apfelsine in vollendeter Finsternis. Mit einem Mal schoss der Morf in Form eines gleißenden Strahls aus seiner Mitte hervor und breitete sich in rasender Geschwindigkeit zum Sternenmeer aus. Er glich einer elektrisierten Wasserschlange.
    »Vor langer, langer Zeit entdeckten wir einen Planeten am Ende der Unendlichkeit, Francis«, hörte ich die

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