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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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geworden war. Und nicht mehr so totenstill wie bisher. Ein fernes Rattern drang allmählich an unsere Ohren. Wir schauten uns beide nach beiden Seiten der Strecke abwechselnd um, und nach einer kleinen Weile sahen wir am linken Ende der Röhre zwei Scheinwerfer uns entgegenkommen. Sie gehörten anscheinend einem Triebwagen, der ungewöhnlich langsam in unsere Richtung fuhr. Obgleich ich ziemlich überrascht war, ermahnte mich eine schlaue
innere Stimme, besser zurückzutreten und mich in eine dunkle Ecke zu verkriechen, um von den Menschen in diesem Zug nicht gesehen zu werden. Das Gleiche spürte Kurt wohl auch. Deshalb schlichen wir wie von einem Magneten angezogen still und leise rückwärts und quetschten uns hinter eine Mauer.
    Der Zug, der augenscheinlich aus einem anthrazitfarbenen Triebwagen und lediglich einem einzigen angehängten Güterwaggon bestand, nahm immer klarer Gestalt an. Entsprechend dem Gleismaß, besaßen beide Wagen eine sehr schmale Form, und man sah es ihnen schon von Weitem an, dass es sich bei ihnen um ganz speziell für diese Route angefertigte Vehikel handelte. Als die drollige Eisenbahn schließlich nur wenige Meter von der Station entfernt war, offenbarte sie noch mehr Eigentümlichkeiten. Der Triebwagen besaß kein Führerhaus, sondern lediglich einen verdecklosen Sitz für den Führer, der vor einem Armaturentisch saß. Hinter seinem Rücken hatten zu beiden Seiten jeweils zehn Soldaten in voller Kampfmontur und mit vorgestreckten MPs in Reih und Glied Stellung bezogen. Es schien sich in der Tat um eine militärische Eisenbahn zu handeln. Wie brisant militärisch merkten wir jedoch erst so richtig, als der Zug im ruhigen Tempo an der Station vorbeiglitt und wir für ein paar Momente mit heruntergeklappten Unterkiefern einen Blick auf die Fracht des Güterwaggons werfen konnten. Es war kein gespenstischer Anblick, sondern ein apokalyptischer!
    Eine wohlgeformte Gurke wurde da transportiert. Eine Gurke allerdings von der Dimension einer kleinen Segeljacht. Lang, schneeweiß lackiert, am Heck mit vier Flugflossen
und am Bauch mit einer Programmiervorrichtung voller blinkender Dioden ausgestattet. Es handelte sich unverkennbar um eine Bombe. Aber nicht um irgendeine Bombe, sondern um eine Rakete, auf der auch noch tellergroß ein alarmierendes Zeichen prunkte: ein kleiner schwarzer Kreis auf neongelbem Grund, umgeben von drei schwarzen Flügeln. Das Atomzeichen erinnerte ein wenig an einen Flugzeugrotor.
    »Das ist eine Atombombe«, sagte Kurt leise, als der geisterhafte Zug fast schon vorbeigeschwebt war. »Ich wurde früher in einem U. S.-Stützpunkt eingesetzt und habe desgleichen öfters gesehen.«
    »Was du nicht sagst, Kurti. Und ich dachte schon, die fahren einen Obelisken spazieren.«
    Wir bewegten uns wieder zur Bahnsteigkante, um dem immer kleiner werdenden Zug nachzuschauen. Allmählich ließ das Staunen nach und machte einem kalten Grausen Platz. Kurt atmete schwer, es hörte sich schon wie ein Röcheln an. Ich selbst war zu sehr in Gedanken vertieft, als dass ich auf meine eigenen unwillkürlichen Geräusche achten konnte. Verflucht, diese neue Entwicklung übertraf sogar das Chaos mit der Zeit. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Und die noch dringendere Frage lautete: Wenn »oben« über so etwas Unfassbares wie die Verlaufsrichtung der Zeit gestritten wurde, wie konnte hier »unten« eine Atombombe dem Abhilfe verschaffen? Wollte man damit etwa die Zeit bombardieren? Anstatt auch nur einen Schritt in dem Rätsel »oben« weitergekommen zu sein, hatte sich mir zu allem Überfluss nun »unten« ein weiteres Rätsel aufgetan.
    »Eigentlich bin ich für das Detektivische zuständig, aber was hältst du davon?«, wollte ich von dem neu gewonnenen Kollegen erfahren. »Oder wirst du jetzt wieder solche Phrasen wie ›Nicht mein Zuständigkeitsbereich‹ und ›Ich gehorche nur Befehlen‹ dreschen?«
    »Hör zu, Kleiner, wie man unschwer erkennt, sind wir beide grundverschieden. Das betrifft vor allem die Denke.« Er wirkte mit seinen Knickohren und dem ganzen erdwärts strebenden Gesicht wie ein Depressiver, der gerade noch aufrecht stehen kann. »Das heißt aber nicht, dass du wegen deines affigen Zynismus der Schlauere von uns beiden bist. Was mir übrigens scheißegal wäre. Es fällt sehr wohl in meinen Zuständigkeitsbereich, wenn eine Atombombe unter dem Regierungsviertel herumeiert. Und was das Gehorchen von Befehlen anbelangt, so werden diese durchaus eingehalten,

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