Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
Vom Netzwerk:
ich diesen »Fan« loswürde.
    Auftun? Unglaublich, aber als ich linker Pfote erneut in einen namenlosen Flur einschwenkte, erblickte ich an dessen Ende einen dieser gläsernen Aufzüge, mit dem ich vor Stunden aus dem Depot hochgefahren war. Wenn ich jetzt alles aus mir herausholte, mehrere Zähne zulegte, schnell in den Aufzug schlüpfte und dann fix irgendeinen Knopf drückte, dann würde Bruder Knickohr vor verschlossener Tür stehen, und ich war ihn los. Wo ich allerdings dann landen würde, war eine andere Frage.
    Ich setzte den Plan sogleich in die Tat um, auch wenn es mich die allerletzten Kraftreserven kostete. Unseresgleichen eignet sich in dieser Disziplin nur zum Sprinten und ist für die lange Strecke gänzlich ungeeignet. Bisher jedenfalls ist kein Mensch auf die Idee gekommen, Stadien zu bauen, um darin ein Rudel Spitzohren hinter einer blöden Mausattrappe herrennen zu lassen und sein liebes Geld darauf zu verwetten, welcher von uns als Erster durchs Ziel kommt. Dennoch drückte ich bis zum Geht-nicht-mehr
aufs Gaspedal, hetzte buchstäblich um mein Leben und hatte kurz vor dem Aufzug tatsächlich das Gefühl, Hasso abgehängt zu haben. Jedenfalls war das enervierende Geknurre deutlich leiser geworden.
    Die Glastür schwang automatisch auf, und mit einem beherzten Satz sprang ich in den Kasten. Sofort vollführte ich einen erneuten Satz, diesmal vertikal, und berührte die unterste Taste an der Steuerungskonsole. Dann erst getraute ich mich, durch das sich langsam schließende Glas in den Flur zu schauen. Ja, mein Plan war aufgegangen. Der Kläffer befand sich in beachtlicher Entfernung. Demzufolge würde er wohl seine Beziehung zu mir kaum weiter intensivieren. Nur hätte diese doofe Tür etwas schneller zugehen können. Es fehlte noch ungefähr ein halber Meter, bis die Kabine restlos verriegelt war und mein Verfolger mit seiner hässlichen Visage gegen das Glas knallen würde.
    Da plötzlich ging in dem Köter eine Veränderung vor sich: Auch er explodierte! Er verdoppelte seine Laufgeschwindigkeit auf der letzten Strecke nicht nur, sondern verdreifachte, ach was, verfünffachte sie sogar. Er wurde zu einer abgefeuerten Kugel. Der offene Spalt an der Glastüre betrug jetzt geschätzte fünfunddreißig Zentimeter. Hasso schoss weiterhin mit einem Affentempo geradewegs auf den Aufzug zu. Dreißig Zentimeter! Hasso, dessen flatterndes Gesicht inzwischen dem eines Fallschirmspringers mit einer Fallgeschwindigkeit von dreihundert Stundenkilometern glich, war nur noch ein paar Schritte entfernt. Fünfundzwanzig Zentimeter! Hasso machte inzwischen den Eindruck eines fleischgewordenen Herzinfarkts. Trotzdem beschleunigte er noch einmal. Er würde es nicht mehr schaffen.
Nun vielleicht dreiundzwanzig Zentimeter! Juchuu! Zwanzig Zenti…
    Mit einem krachenden Gepolter stürzte der Kläffer durch die immer kleiner werdende Lücke in den Aufzug hinein und prallte mit voller Wucht gegen die hintere Wand. Die Glastür verriegelte den Aufzug, der sich umgehend in Bewegung setzte.
    »Du schwachsinnige Ratte!«, rief er aus. Es hörte sich eher wie ein Wehklagen oder besser wie Weinen an. Kein Wunder, der Bums gegen die Wand musste bei ihm einen Vulkanausbruch an Kopfschmerzen ausgelöst haben. »Musstest du es mir so schwer machen? Hast du wirklich gedacht, dass du mir entkommen kannst?«
    »Nee, eigentlich nicht. Aber das mit der schwachsinnigen Ratte gehört eher zu unserem Hassvokabular. Eine Frage: Bist du vielleicht so verhängnisvoll mit dem Kopf gegen die Wand geknallt, dass ich doch noch eine Chance zur Flucht hätte? Ich meine, eine klitzekleine?«
    »Bestimmt nicht!« Er rappelte sich wieder auf. Es ähnelte aus meiner Sicht dem Auftauchen einer Skyline, die in aller Eile neben einem kleinen Häuschen hochgezogen wird. Dann schüttelte er sich kräftig, wobei mir jede Menge übel riechendes Zeug aus seinem Fell um die Ohren flog. Nach einer solch anstrengenden Hatz stanken diese Viecher wie Kanalarbeiter. Der Kratzer an seiner Nase hatte in der Zwischenzeit zu bluten aufgehört.
    »Wir können das weitere Vorgehen auf zweierlei Weise gestalten, Freundchen«, fuhr er fort. Er war wieder ganz der alte Kotzbrocken und ragte über mir wie ein düsteres Gebirge empor. »Du kannst dich deinem Schicksal fügen und brav
mit mir kommen. Oder aber du willst weiter diese lächerlichen Flucht-Spielchen veranstalten, und ich muss dich zwischen meine Zähne klemmen und zu meinem Herrn schleifen. Glaub mir, ich werde

Weitere Kostenlose Bücher