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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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erstreckte sich offenkundig weiter als gedacht. Von den Rücklichtern des Zuges war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Aber wer weiß, vielleicht hatte der Knickohrsoldat neben mir die Sache falsch eingeschätzt und diese mysteriöse Bahn fuhr doch bis nach Sibirien.
    Wir bewältigten mit Mühe und Not eine weitere Schleife und wollten uns schon eine kleine Rast gönnen, als wir in weiter Ferne plötzlich Licht erblickten. Eine fahle, schemenhafte Helligkeit zwar, aber dennoch auffallend und mit Sicherheit nicht auf die Rücklichter des Zuges zurückzuführen. Kurt und ich blickten uns vielsagend an – und verstanden uns auf Anhieb ohne Worte. Der Schleichgang
war nun angesagt. Geduckt und darauf bedacht, die Pfoten auf den Schwellen völlig geräuschlos aufzusetzen, krochen wir zu der Quelle der Helligkeit, die sich nach und nach als ein großes Tor entpuppte, durch das Licht in den Tunnel strömte. Beim Näherschleichen erkannten wir, dass es sich ganz offensichtlich um eine menschenverlassene Verladestation handelte, in der ein Laufkran en miniature und ein fahrerloser Gabelstapler standen. Die Arbeit hier war also erledigt und der Geisterzug seiner Fracht entledigt weitergefahren.
    Als wir an der Verladestation angekommen waren, sprangen wir von den Gleisen lautlos auf den Bahnsteig und checkten erst einmal die Lage. Vor uns lag ein quadratischer Durchgang, dessen Decke ein paar trübe Scheinwerfer zierten. Leichter Dunst stieg vom Boden auf. Uns war klar, dass die endlos scheinende Unterführung zu etwas Größerem führen würde. Da sich auch hier kein Mensch mehr befand, nahmen wir all unseren Mut zusammen und spazierten einfach drauflos. Aus dem spinnwebenverhangenen Beton um uns herum und dem auf Schritt und Tritt anzutreffenden Mäusekot schloss ich, dass dieser Ort nicht sehr oft frequentiert wurde. Regierungen behielten ihre Geheimnisse gerne für sich, das war wahrlich kein Geheimnis, aber dass sie es offenbar direkt unter den Hintern ihrer Staatschefs taten, schockte mich dann doch.
    Allmählich veränderte sich die Szenerie um uns herum, und die Stille wich nach und nach einem kraftvollen Summen und Brummen. Olivgrün bemalte Maschinen vom Umfang von Wohnwagen begannen links und rechts unseren Weg zu säumen. Sie waren auffällig kastenartig und mit
baumstammdicken, wie gewaltige Hörner hervorragenden Kupferspulen versehen. Ein undefinierbarer Wust an Kabeln und Röhren bekleidete sie. Druckanzeigen mit nervös zuckenden Nadeln und andere Regeleinheiten, an denen sich Schalter, Tasten und münzgroße, vielfarbig leuchtende Lämpchen befanden, schienen ihnen die Steuerung zu ermöglichen. Es roch nach Diesel und Öl. Sämtliche dieser Ungetüme liefen dem Anschein und der Lautstärke nach zu urteilen auf Höchstleistung.
    Langsam begriff ich, dass es sich um Generatoren, Hochspannungsverteilungsanlagen und Transformatoren handelte. Großer Gott, hier verrichtete ein Minikraftwerk seine Arbeit. Was aber bei Lichte besehen gar nicht so verwunderlich war. Denn die neuralgischste Schaltstelle einer Nation, eben der Regierungssitz, konnte sich im Falle eines nationalen Blackouts keinen Stillstand leisten. Er musste selbst im Notfall wortwörtlich unter Strom stehen, damit er auch unter den widrigsten Umständen handlungsfähig blieb. Das Komische war nur, dass zurzeit von einem drohenden Blackout keine Rede sein konnte. Also wurde die Zusatzenergie für etwas anderes gebraucht.
    Das trübe Licht wich zunehmend einer immer gleißender werdenden Helligkeit. Und das Gedröhn der Generatoren einem vielstimmigen aggressiven Gebell. Kurt und ich verlangsamten unsere Schritte, und nachdem wir erneut einverständliche Blicke ausgetauscht hatten, presste sich jeder von uns dicht an eine Seite des Durchgangs. Ganz vorsichtig wagten wir uns dann einen Kopf weit nach vorn. Unterdessen wurde das Licht derart blendend, dass uns schon die Augen schmerzten. Schließlich lugten wir um
die Mauer nach unten zu einer abwärts führenden Betonrampe, die wiederum in eine von Riesenscheinwerfern ausgestrahlte Halle mündete. Und deren Anblick hatte es wirklich in sich!
    Mit einem Schlag wurden mir verschiedenerlei Dinge bewusst. Zunächst einmal die banale Erkenntnis, dass wir mittlerweile schon ganz schön lange hier unten unterwegs waren. Denn in der Zwischenzeit hatte sich oben offenkundig etwas sehr Unerwartetes getan. Zum Nachteil, nein, zur Katastrophe für die Bruderschaft der Schwarzen. So wie es aussah, hatte man ihnen

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