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Felidae Metamorphosis (German Edition)

Felidae Metamorphosis (German Edition)

Titel: Felidae Metamorphosis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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ihrem Onkel vorbei, um die Spur aus der Nähe in Augenschein zu nehmen.
    Die Ärztin schien mit diesem Verhalten gerechnet zu haben. Ihre grünen Augen schienen süffisant zu glimmen, als sie beobachtete, wie Felicia neben dem Fußabdruck in die Hocke ging: leichtfüßig, fast elegant. Als übe die Schwerkraft keinerlei Einfluss auf sie aus.
    Sie verspürte den Impuls in sich, zur Wer-Katze zu werden. Die Hand in die Fährte zu legen, um die Spur aufzunehmen. Um sie mit allen Sinnen, so intensiv wie möglich, zu inhalieren, sie sich einzuprägen und irgendwann die dazu gehörige Person zu finden. Person? Eher Kreatur!
    Mühsam unterdrückte sie ihr Verlangen. Vielleicht würde sie kommende Nacht in Katzengestalt hierher zurückkehren, um das nachzuholen.
    „Das ist doch wohl ausgemachter Unfug.“ McArthur konnte sich nicht länger zurückhalten. Burschikos machte er ein Gesicht, als habe eine Horde Wildschweine seine Rosenbeete als Suhlplatz zweckentfremdet.
    „Meinst du, das hab ich selbst gebastelt?“ Angriffslustig sah Anderson ihn an.
    Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Ob er überhaupt etwas darauf erwidern sollte. In der Nacht, als Jennifer gestorben war, hatte Roger ihm erzählt, es gäbe Werwölfe. Der Arzt hatte ihn nie gefragt, woher er das wissen wollte. McArthur hielt es ohnehin für ein Hirngespinst, wie so vieles aus Rogers Feder. Doch DIE KATZENFRAU hatte er ebenfalls für eines gehalten.
    „Der Abdruck gehört eindeutig zu einem Wolf“, stellte Felicia fest, bevor sich die beiden Ärzte weiter verbal beharkten.
    „Und Sie wissen das … woher?“ Anderson bedachte sie mit einem herablassenden Blick.
    „Ich bin Biologin.“ Freilich war das nur die halbe Wahrheit. Mit ihrem absolvierten Grundstudium war sie ähnlich weit davon entfernt, eine Biologin zu sein, wie eine Küchenhilfe davon, sich Sternekoch zu nennen.
    Aber Anderson gab sich damit zufrieden und fragte nicht nach.
    „Es gibt einige Abweichungen.“ Felicia deutete auf den vorderen Bereich der Spur. „Hier ist sie eindeutig breiter als bei einem Wolf. Die Krallen scheinen mir auch länger zu sein als üblich.“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf und atmete dann demonstrativ aus. „Falls das wirklich ein Wolf war, müsste er eine Schulterhöhe von fast eins-fünfzig haben …“
    „So große Wölfe gibt es nicht.“ Den Rest ließ die Rothaarige offen, ihre Andeutung sprach für sich.
    „Aber Sie meinen, es gibt so große Werwölfe?“ Felicia sah sie frontal an. Sie wich ihrem Blick nicht aus.
    Doch Anderson kam nicht dazu, zu antworten. McArthur verhinderte das:
    „Das ist völliger Unsinn. Hallo! Ihr beide sprecht von … Werwölfen!“
    Er war ein Mann, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität stand. Bevor er an etwas glaubte, musste er entweder darüber in einem seriösen Buch oder einer Zeitschrift gelesen haben. Oder noch besser, er hatte sich mit eigenen Augen davon überzeugt.
    Eine Geste von Felicia ließ ihn verstummen.
    Sie hatte etwas entdeckt. Um genau zu sein, ihre Nase hatte etwas entdeckt. Etwas, das ihr bizarr erschien. Aufgrund der Flut an Eindrücken war es ihr zwar aufgefallen, doch sie hatte es nicht benennen können.
    Fahrig langsam, wie in Zeitlupe, erhob sie sich. Noch immer waren ihre Sinne hoch konzentriert nach außen gesandt, wie ein sperrangelweit offenes Tor, durch das jegliche Eindrücke ungehindert auf sie einwirken konnten.
    Sie wandte sich von ihrer Position geradeaus. Obwohl ihre Augen nicht geschlossen waren, versuchte sie sich vorwiegend von ihrem Geruchssinn leiten und führen zu lassen. Erst jetzt entdeckten es auch ihre Augen. Auch bei Tag waren sie denen eines Menschen bei weitem überlegen, bei Nacht waren sie allerdings noch besser.
    Was ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, befand sich keine zehn Meter von ihr entfernt, tiefer in den Wald hinein. Mühelos hätte man es übersehen können, die Polizei und die Spurensicherung traf kein Vorwurf. Sie besaßen nicht die sensiblen Sinne einer Katze.
    Wortlos deutete Felicia auf das Haarknäuel, das an einem umgestürzten Stamm hing. Es handelte sich um Fell. Dunkelbraunes, struppiges Fell. Penetrant stank es. Ähnlich wie die Wölfe, die Felicia gelegentlich in Zoos und in Tierparks gesehen hatte. Sobald sie auf der anderen Seite des elektrisch geladenen Zauns aufgetaucht war, waren sie auffällig unruhig und nervös geworden. Als ahnten sie ganz genau, was sie war.
    Das Fellknäuel roch nicht ganz genau

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