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Felidae Metamorphosis (German Edition)

Felidae Metamorphosis (German Edition)

Titel: Felidae Metamorphosis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Waldweg.“
    Sie meinte sich verhört zu haben. Denn sofort erinnerte sie sich an den erstickten Schrei, den sie letzte Nacht vernommen hatte. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, doch ihr wurde keine Gelegenheit gegeben, sie zu ordnen, denn McArthur setzte noch eines obendrauf:
    „Man entdeckte am Fundort die Abdrücke von Katzenpfoten. Auch die Bisswunden an ihm sind eindeutig.“ Er schluckte hart. „Sheriff Wilkins meinte, Lepsky sei von einer großen Raubkatze angefallen und getötet worden.“
    Das war es also!
    Liebend gern hätte Felicia schnell umgeschaltet und hätte sich so cool benommen wie jemand, der nie die Zügel aus den Händen gab. Vergebens. Ihr Magen rebellierte und machte einen doppelten Salto rückwärts. Ihr Gaumen war wie ausgedörrt, und ihr Kreislauf sackte rapide nach unten wie ein Raubvogel im Sturzflug.
    „Sheriff Wilkins ist davon überzeugt, es war eine entflohene Raubkatze aus einem Privat-Zoo“, knirschte der Arzt mürrisch. „Aber seien wir ehrlich: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür?“
    Rau hustete Felicia. Sie versuchte gegen die Paralyse ihrer Stimmbänder anzukämpfen. Keine Chance. Sie hatte keine Ahnung, was sie auf die unausgesprochenen, jedoch eindeutigen Vorwürfe ihres Onkels erwidern sollte.
    „Das war ich nicht.“ Zu mehr war sie nicht fähig. Obwohl ihr klar war, das war weder eine eloquente Erklärung, noch ein Alibi. „Onkel Jim – ich hab noch niemandem etwas angetan.“
    Dr. McArthurs Schweigen erschien ihr lauter als jeder Vorwurf. Er hätte ihr so gern geglaubt. Er wollte ihr auch glauben. Doch er befürchtete das Schlimmste.
    Felicia war indes kreidebleich geworden. Doch im Gegensatz zu dem Arzt wusste sie, sie hatte niemanden getötet.
    „Wurde gefressen?“, wollte sie stattdessen wissen.
    „Nicht, dass ich wüsste. Weshalb?“
    „Ansonsten hättest du mir den Magen auspumpen können, um es zu überprüfen.“ Sie klang unversehens hart und unnachgiebig. Vielleicht hatte die Verdächtigung, noch dazu von Onkel Jim, einen wunden Punkt bei ihr getroffen. „Und bevor du annimmst, ich sei vielleicht nicht ich selbst gewesen und könne mich nicht daran erinnern: Ich glaube, ich habe gehört, als er getötet wurde.“
    Neugierig geworden sah er auf.
    „Natürlich wusste ich nicht, was da geschah. Das kapiere ich erst jetzt.“
    „Du meinst …?“ Abermals sah er sie in einer Weise an – selbst wenn sie sich fest vorgenommen hätte, ihn zu belügen, sie hätte es nicht gekonnt.
    „Als es geschah, war Vollmond und ich war verwandelt, zugegeben. Aber erstens hatte ich die Gewalt darüber, zweitens war ich weit entfernt.“
    Unvermindert musterte er Felicia, versuchte allein durch seinen entlarvenden Blick herauszufinden, ob er ihren Worten Glauben schenken konnte.
    Mühelos hielt sie ihm Stand. Sie hatte nichts getan, das Unrecht gewesen wäre – und sie hatte nichts zu verheimlichen. Jedenfalls nicht vor ihm!
    Als die Hoffnung ihrer Unschuld Gewissheit für ihn wurde, atmete er erneut tief durch. Diesmal allerdings vor Erleichterung. Jetzt war er davon überzeugt, sie hatte mit dieser Tat nichts zu schaffen. Gequält lachend, aber doch unendlich zufrieden, zog er sie zu sich hin und küsste sie auf die Stirn.
    „Danke“, flüsterte er.
    „Danke? Wofür?“
    „Danke dafür, dass ich mich nicht getäuscht habe.“
     
    ***
     
    Das Szenario hatte etwas Schauriges an sich, obwohl kaum noch etwas zu erkennen war.
    Es verstand sich von selbst, die Leiche war längst abtransportiert worden, vermutlich in die Pathologie, wo man ihr die letzten Geheimnisse des Todes zu entreißen versuchte. Wo man explizit die Nackenwunde untersuchte, um herauszufinden, von welchem Tier sie stammte. Bei dieser Gelegenheit würde man auch noch den Brustkorb und den Schädel des Toten öffnen, wie es bei Obduktionen üblich war.
    Deshalb lief es Felicia auch vorwiegend deshalb kalt den Rücken hinab, weil sie wusste, was hier geschehen war. Nicht wegen dem, was sie sah.
    Dr. McArthur kannte den Weg. Mitten im Wald gelegen, Luftlinie grob geschätzt zwei Meilen von ihrem Elternhaus entfernt. Sie verglich es mit ihrer Erinnerung an letzte Nacht. Das kam in etwa hin.
    Es handelte sich um eine naturbelassene Piste. Forstfahrzeuge fuhren darauf, gelegentlich auch einige Pärchen auf der Suche nach einem Platz, wo sie ungestört blieben.
    Die Sträucher im Umkreis waren nach unten gedrückt. Einige dünne Bäume hatten das Geschehene nicht überstanden; ihre schlanken

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