Felidae Metamorphosis (German Edition)
war.
„Ich weiß, es ist Irrsinn“, stimmte sie ihm zu. „Aber die Polizei wird überfordert sein. Du weißt, was Werwölfe und Wer-Katzen unterscheidet?“
„Der Gestank nach nassem Hund?“
„Das auch“, bestätigte sie lachend. „Während ich mich nur bei Vollmond verwandeln muss, muss er es in drei aufeinander folgenden Nächten. Wir haben also noch eine. Dann ist für vier Wochen Schluss. Und wer weiß, wo er bis dahin untergetaucht ist …“
***
Als das Läuten an der Haustür sie aufschreckte, unterdrückte Felicia einen Fluch.
Sie erwartete niemanden. Nicht ausgerechnet jetzt, da der Tag zur Neige ging, das Rund des Mondes mehr und mehr erstrahlte und der Wunsch in ihr anschwoll, sich in seinem golden-magischen Licht zu räkeln, zu strecken und sich darin nicht zu sonnen, sondern zu monden.
Durch die Glassegmente der Haustür entdeckte sie … Dr. Christine Anderson.
Zunächst hätte Felicia am liebsten gar nicht geöffnet. Doch im Haus brannte Licht: unübersehbar. Die Ärztin wusste, sie war daheim.
Ihre Schuld, sagte sich Felicia. Offenbar hatte sie erneut vergessen, das Tor zu schließen. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen.
„Hallo“, sagte sie lapidar, als sie die Haustür öffnete. Ihre Freude hielt sich in Grenzen; irgendetwas an der Ärztin fand sie nicht ganz koscher. Doch sie fragte sich, lag das an ihr selbst oder an Onkel Jims Worten über sie.
„Verzeihen Sie die Störung, Miss Welch.“
„Ja? Was gibt’s?“
„Haben Sie Zeit?“
„Kommt darauf an, wofür.“ Sie bezweifelte, dass man sie zu einem Cocktail einladen wollte.
Die Ärztin grinste; ihre Zunge strich ein wenig zu lasziv über die blutroten Lippen.
„Werwolfjagd.“
Felicias Miene versteinerte sich jäh. Zunächst meinte sie sich verhört zu haben, aber nein, kein Zweifel.
Abermals ein Grinsen der Ärztin. Als wolle sie es erzwingen, hereingebeten zu werden, stützte sie sich mit der Rechten gegen den Türrahmen.
Felicia dachte nicht daran, sie in ihr Haus zu lassen. Vielleicht würde man ihr das als Unhöflichkeit auslegen, interessierte sie jedoch nicht. Ihr Zuhause war ihr geradezu heilig. Sie brauchte hier keine fremde Nase, die herumschnüffelte.
„Geben Sie’s zu, Sie glauben an meine Theorie vom Werwolf.“
„Es ist jedenfalls eine Überlegung wert.“
„Ich bin fest davon überzeugt“, fuhr die Ärztin fort. „Außerdem kenne ich die Bücher Ihres Vaters.“
„Angesichts der Auflage dürfte es kaum jemanden geben, der sie nicht kennt.“
„Im Gegensatz zu den meisten Lesern, die nur konsumieren, weiß ich aber, er hat sehr genau recherchiert.“
Das hörte Felicia andauernd. Es schien, als kenne jeder den Schriftsteller Roger Welch besser als sie.
Sie beschloss, Anderson im eigenen Saft schmoren zu lassen. Sie setzte ihr bestes Rutsch-mir-den-Buckel-runter-Gesicht auf. „Angeblich zeichnet gute Recherchearbeit einen guten Schriftsteller aus …“
„Auch was Werwölfe und Wer-Katzen anbelangt?“
Wie ein eiskalter Blitz durchfuhr es Felicia.
Wie hatte sich ihr Dad auch nur dazu hinreißen lassen können, einen Roman über Wer-Katzen zu schreiben…? Keine Frage, damit hatte er seiner Geliebten ein Denkmal setzen wollen, was ihm auch gelungen war. An die Schwierigkeiten, die sich dadurch womöglich für seine Tochter ergaben, hatte er dabei nicht gedacht. Wie auch? Die hatte es damals noch nicht gegeben.
„Dr. Anderson: Weshalb sind Sie hier?“
„Wie ich schon sagte: Werwolfjagd. Heute ist noch Vollmond. Und offenbar treibt sich hier in der Gegend ein Werwolf herum …“
„Auf den Sie es abgesehen haben?“
Mit einem Nicken holte sie aus ihrer Jacke eine Pistole.
Felicia kannte sich mit Schusswaffen nicht aus. Im Gegensatz zum größten Teil der Bevölkerung hatte ihr Vater sie abgelehnt, und sie benötigte ohnehin keine. Wenn es hart auf hart kam, hatte sie ihre Krallen und Zähne, um sich zur Wehr zu setzen, die waren effizienter. Dennoch erkannte selbst eine Dilettantin wie sie, es handelte sich um eine großkalibrige Waffe.
Und sie roch das Silber darin. Jenen eleganten Duft, anmutig fahl wie das kalte Mondlicht sich in einem See spiegelte. Betörend, einschmeichelnd und unbeschreiblich.
Automatisch richteten sich Felicias Nackenhärchen auf.
„Silberkugeln?“, vergewisserte sie sich.
Andersons Grinsen wurde breiter, triumphierend. „Ich wusste, Sie …“ Den Rest ließ sie offen.
„Sie wussten was?“
… Dass Sie das Silber riechen,
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