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Felidae Metamorphosis (German Edition)

Felidae Metamorphosis (German Edition)

Titel: Felidae Metamorphosis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Miss Welch , ergänzte Felicia insgeheim. Ihr wurde schlecht bei diesem Gedanken. Sie hatte den Eindruck, die Ärztin wusste alles von ihr. Vielleicht noch mehr, als sie über sich selbst wusste. Allein bei dieser Vorstellung drehte sich ihr der Magen endgültig um.
    Als sie keine Antwort bekam, machte sie eine auffordernde Geste. Alles in ihr bebte, ihr wurde schwindlig, trotzdem versuchte sie gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    In die Enge getrieben kam ihr allerdings eine rettende Idee:
    „Was wussten Sie? Dass ich ein Werwolf bin?“
    Andersons Miene zufolge hatte sie damit nicht gerechnet. Sie machte einen konsternierten Eindruck.
    Grund genug für Felicia, das auszunutzen und in die Offensive zu gehen:
    „Sind Sie hierhergekommen, um mir zuzusehen, wie ich zum Werwolf werde? Meinen Sie, ich würde Sie angreifen, und Sie könnten mich mit einer Ihrer dämlichen Silberkugeln erlegen?“ Sie spuckte die Worte geradezu hin. „Suchen Sie sich jemand anders, den Sie diffamieren können!“
    Die Ärztin war von der verbalen Attacke zu verwirrt, um darauf zu antworten. Sie konnte sich nicht einmal entschuldigen, falls das ihre Absicht gewesen wäre. Felicia ließ das nicht zu.
    „Ich weiß nicht, was in Ihrem kranken Hirn vor sich geht, aber Ihre Phantasie schlägt die meines Vaters um Längen. Und jetzt auf Nimmerwiedersehen.“
    Völlig außer sich warf sie der Ärztin die Tür vor der Nase zu. Geistesgegenwärtig zog diese ihre Hand vom Türrahmen zurück, ansonsten wäre sie eingeklemmt worden.
    Schwer atmete Felicia durch. Sie begriff nicht, was sie getan hatte. Normalerweise war ihr eine solche Aggressivität fremd. Doch sie war darüber keineswegs erschrocken, im Gegenteil, sie fühlte sogar ein wenig Stolz.
    Der magisch-mystische Mond mochte sie dazu gebracht haben.
    Sie verzichtete darauf, nachzusehen, wie lange Anderson noch vor ihrer Tür stand. Nicht nur sie hätte sie gesehen, sondern auch umgekehrt.
    Stattdessen trat Felicia zwei Schritte beiseite, an die Wand. Mit dem Rücken daran gelehnt glitt sie zu Boden.
    Ihr Gesicht wurde zum Antlitz der Katze, als sie prüfend die Nase hob.
    Soeben verließ die Ärztin die Terrasse. Gut so!
    Felicia roch, wie der Geruch der Frau schwächer wurde, sie hörte deren Schritte, die sich entfernten. Doch vor allem nahm sie eines wahr: das Silber. Wohltuend kribbelte es in ihrer Nase, prickelnd und köstlich. Wie aus einer anderen Welt, in der sich die Katzen ihr eigenes kleines Paradies geschaffen hatten.
     
    ***
     
    „Du warst letzte Nacht im Haus?“ Dr. McArthur musterte Felicia misstrauisch, als sie am frühen Morgen vor seiner Haustür stand. Ein wenig zu früh, wie es den Anschein hatte: Er trug seinen Morgenmantel, das wuchernde Haar stand ihm zu allen Seiten vom Kopf ab. Offenbar hatte sie ihn soeben geweckt.
    „Ja, ich bin drin geblieben“, stellte sie fest, während sie eintrat. „Wenn man schon eine Warnung vom Sheriff höchstpersönlich bekommt …“
    Das beruhigte ihn sichtlich. „Ich hab mir die schlimmsten Sorgen um dich gemacht.“
    „Ich hab es doch sozusagen versprochen …“
    „Eben deshalb bin ich davon ausgegangen, du lässt dir das nicht entgehen.“
    „Tut mir leid“, meinte sie, auch wenn sie nichts dafür konnte.
    „Du bist nicht unverwundbar …“
    Nein, das war sie nicht. Aber wenigstens litt sie im Gegensatz zu einem Werwolf nicht unter akuter Silberallergie und starb nicht elendig, sobald etwas von dem magischen Metall in den Blutkreislauf geriet.
    „Sag‘ bloß, du wirst allmählich vernünftig?“
    Dazu winkte sie lediglich ab. Es hätte zu weit geführt, ihm zu erklären, wie wütend sie noch immer wegen Andersons Besuch bei ihr war.
    „Ich bin aus einem bestimmten Grund hier“, gestand sie und drängte sich an ihm vorbei in die Küche. Sie brauchte jetzt einen starken Kaffee, und die Kaffeemaschine bei ihr zu Hause gab keinen Mucks von sich. „Eigentlich aus zwei Gründen. Ich will noch bei jemand anderem vorbeischauen.“
    „Ach ja? Ich wusste nicht, dass du sonst jemanden hier kennst.“
    „Der Bibliothekar …“
    „Frank?“
    „Ja, Frank Lang“, bestätigte sie und wusste, McArthur würde ihr sogleich eine Romanze mit ihm unterstellen. Auch gut – es gab sicher unangenehmere Aspiranten dafür. „Er meinte, er sei Dads größter Fan und besitze alles von ihm. Ich habe mich erinnert, auf dem Dachboden befinden sich zwei Truhen mit handgeschriebenen Manuskripten. Ich will ihm eines davon schenken. Für

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