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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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ist.
    Ich mu ß meine Gedanken ordnen, mu ß in diesem Tagebuch die kommenden Ereignisse für die Nachwelt festhalten. Obgleich ich, was das Schreiben angeht, durch zwei Laborjournale und die Korrespondenz mit der Schweiz genug belastet bin, möchte ich das Projekt zusätzlich aus meiner privaten, ganz und gar unwissenschaftlichen Sicht schildern. Ich gestehe, ich bin eitel. Seit einem Monat habe ich allen Grund dazu!
    Mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Die Jahre im Institut erscheinen mir rückblickend wie ein böser Traum. Das demütigende Lachen Professor Knorrs, das wie ein hä ß licher Tusch jeden meiner kreativen Einfälle höhnisch begleitete, gehört ein für allemal der Vergangenheit an. Zwanzig Jahre habe ich für dieses idiotische Institut gearbeitet, dessen einziges Renommee darin besteht, das beste Kantinenessen Europas aufzutischen. Und der Dank dafür ist: »Sie werden sehen, lieber Kollege, das, was Sie sich da in den Kopf gesetzt haben, gehört ins Reich der Phantasie.«
    Der Teufel soll sie alle holen! Ich hasse sie nicht einmal. Denn sie sind nichts anderes als unbedeutende Bürokraten, die den lieben langen Tag ihre geistige Energie darauf verwenden, wie sie den Staat um die Spesenabrechnungen bescheißen können. Ohne mich, Kollegen. Good bye!
    Auch bei PHARMAROX sitzen sie, die Bürokraten. Aber im Gegensatz zu ihren staatlichen Artgenossen müssen sie sich ab und zu etwas einfallen lassen, wenn sie sich nicht eines schönen Tages samt ihrer teuren Büromöbel auf der Straße wiederfinden wollen. Herr Geibel und Dr. Morf haben mir das Labor »gespendet« und ein Forschungsvorhaben von einem Jahr eingeräumt. Bis dahin wollen sie Ergebnisse sehen, sonst ist es aus mit der Großzügigkeit.
    Ich danke Gott, dem Allmächtigen.
     
     
    24. Januar 1980
     
     
    Das Labor ist ein Traum! Es ist in einem dreistöckigen Altbau untergebracht und ist ausgestattet mit den modernsten Errungenschaften der Labor- und Medizintechnik. Ich kann mein Glück immer noch nicht fassen. Zusätzlich zu dem Monatsgehalt von zehntausend Schweizer Franken und dem Experimentierparadies steht mir bei Erfolg eine Prämie von 1,5 Millionen Franken und eine dreiprozentige Beteiligung am Gewinn zu, von dem Lizenzgeschäft ganz zu schweigen. Da soll doch noch jemand behaupten, dass die Schweizer Geizhälse seien!
    Manchmal frage ich mich, wie es jetzt um mich aussehen würde, wenn ich im letzten Winter nicht persönlich bei PHARMAROX angeklopft und um eine Unterredung mit Geibel gebeten hätte. Der greise Pförtner im kathedralartigen Entree hielt mich sicherlich für verrückt, bequemte sich jedoch trotzdem zu einem Anruf. Geibel hatte zum Glück meinen Artikel im Scientific American gelesen und verlangte mich zu sehen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Aber was, wenn alles anders gekommen wäre? Ich bin jetzt einundfünfzig Jahre alt, und auf meinem halbkahlen Schädel findet sich kein einziges schwarzes Haar mehr. Von klein auf wollte ich meinem Leben einen Sinn geben. Wenn ich sterbe, möchte ich in der Welt eine Spur hinterlassen haben und nicht einfach erlöschen wie ein Lichtlein in einem Meer von Lichtlein. Die Spur braucht nicht spektakulär zu sein, sie soll lediglich Sinn machen. Doch das widerliche Klinkenputzen, der ewige Schriftwechsel mit Pharmafirmen in aller Welt, die Sisyphusarbeit, Vorstandsetagen zu überzeugen, hatten in den letzten Jahren ganz schön an meinen Nerven und Kräften gezehrt. Wenn ich ehrlich bin, war PHARMAROX die letzte Station auf meiner Suche nach einem Finanzier.
    Warum sich aber Gedanken machen über schwarze Stunden, die nie eingetreten sind? Mein Leben ist nicht mehr schwarz und auch nicht grau. Im Gegenteil, da ich diese Zeilen zu Papier bringe, blicke ich aus dem Fenster meines im ersten Stock gelegenen Büros geradewegs in die Sonne. Sie scheint klar und hell, als wolle sie mir zu meinem Einzug gratulieren.
    Zu meinem Ärger mu ß ich den Kontakt zum Institut weiterhin aufrechterhalten. Knorr und seine Spießgesellen üben einen nicht unerheblichen Einflu ß auf die Veterinärbehörde aus, die für die Tierversuchsgenehmigungen zuständig ist. Nach meinen Informationen sitzen einige von der Bande sogar in den Kommissionen. Soll der Alptraum niemals enden?
     
     
    1. Februar 1980
     
     
    Wir sind endlich komplett. Ziebold und Gray, der amerikanische Molekularbiologe, sind heute zu uns gestoßen, und ich habe ein bi ß chen mit einer Magnumflasche Sekt

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