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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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ihr denn geglaubt, warum einige von uns mit 'nem Totalschaden durch die Landschaft zotteln? Weil sie mal gegen einen Gartenzwerg gerannt sind? Ist doch klar, da ß Mäuse und Menschen die schlimmsten Tiere sind. Also regt euch wieder ab und la ß t den Klugscheißer weiterquatschen. Vielleicht präsentiert er uns ja gleich den Mörder.«
    »Ich danke dir, Kong«, atmete ich erleichtert auf und verneigte mich leicht in seine Richtung. Die schlagartig eingekehrte Stille nutzend, fuhr ich dann ohne Umschweife fort.
    »Leider kann ich mit dem Mörder vorläufig noch nicht dienen. Dafür jedoch vielleicht mit der Wahrheit. Eine ganze Reihe von euch, liebe Freunde, huldigt dem Propheten Claudandus. Wie ich im Laufe meiner Erkundigungen herausfand, hat dieser Bruder tatsächlich gelebt und war wahrhaftig eine anbetungswürdige Figur. Aber ihm haftete keineswegs etwas Heiliges an, und sein Schicksal stand leider auch sonst nicht unter dem Schutz Gottes. Genau wie die Verstümmelten unter euch wurde nämlich auch er in diesem schrecklichen Versuchslabor von Menschen gefoltert. Doch weil die Beschaffenheit seines Organismus für die Menschen eine biologische Besonderheit darstellte, mu ß te er die allerschlimmste Folter über sich ergehen lassen. Schließlich starb er, aber in Legenden und in dem Kult, den Joker im Revier einführte, lebt er fort ...«
    »Er ist nicht gestorben!«
    Eine fiepsige Mädchenstimme. Sie war irgendwo aus dieser dunklen, aus mannigfaltig bunten und großen Fellballen gestickten Decke vor mir emporgestiegen, in der Hunderte von Augenpaaren wie Wunderkerzen bei einem Rockkonzert strahlten. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Pascal mit einer Mischung aus Bestürzung und Ingrimm ins Publikum stierte, als habe man nicht mich, sondern ihn beim Sprechen unterbrochen. Die Versammelten gerieten erneut in Aufruhr und sahen sich tuschelnd nach der Besitzerin der Stimme um.
    »Wer hat das gesagt?« wollte ich wissen.
    »Ich, ich hab's gesagt«, fiepste die Stimme. Im Zentrum der Menge entstand nun Unruhe. Nach und nach wichen die dort stehenden Gäste zurück, bildeten schließlich einen Kreis um eine sehr junge Artgenossin und durchbohrten sie mit ihren sensationslüsternen Blicken.
    Sie war ein Juwel, ein betörendes Schmuckstück aus der Rasse der Harlekin. Das kräftig leuchtende Weiß ihres samtenen Fells wurde lediglich an der Nase, am linken Ohr, an der Brust und am Schwanz von den typischen kleinen, dreieckigen, schwarzen Tupfern befleckt, die ihr in der Tat das Aussehen der berühmten Theaterfigur verliehen. Als sie merkte, da ß sie von allen Seiten angegafft wurde, schien sie ihren mutigen Zwischenruf zu bereuen und zirpte vor Anspannung mit den Ohren. Dann tippelte sie nach vorne und blieb mit einem schüchternen Lächeln vor mir stehen.
    »Wer bist du, Kleines?« lächelte ich zurück, darauf bedacht, sie nicht noch nervöser zu machen, als sie eh schon war.
    »Man nennt mich Pepeline«, antwortete sie überraschend selbstbewu ß t. Ich erkannte, da ß eines Tages ein besonders verführerisches Früchtchen aus ihr werden würde. Der Gedanke erfüllte mich für einen Moment mit beschwingter Erheiterung, führte mir aber auch gleichzeitig vor Augen, wie weit die unbeschwerten Tage meiner Jugend schon hinter mir lagen.
    »Was weißt du über Claudandus, Pepeline? Und warum glaubst du, da ß er damals nicht gestorben ist?«
    »Nun, weil Urgroßvater es mir erzählt hat«, entgegnete sie und schaute sich dabei mit kindlichem Stolz im Publikum um.
    »Wer ist dein Urgroßvater?«
    »Vater Joker. Er besucht meine Mutter und mich nicht oft, und wenn er ein- oder zweimal im Jahr in unser Haus kommt, dann, um uns zu tadeln, weil wir wieder ein paar Sitzungen ausgelassen haben. Einmal aber war ich ganz allein daheim und langweilte mich zu Tode. Da schaute ganz plötzlich Urgroßvater herein, und das Tollste war, er hatte Mitleid mit mir und ließ sich zum Spielen überreden. Wir spielten und jagten den ganzen Tag zusammen. Und weil er so lieb zu mir gewesen war, wollte ich ihm auch meinerseits eine Freude bereiten und bat ihn zum Schlu ß , die Legende von Claudandus zu erzählen. Natürlich kannte ich all diese Geschichten schon auswendig, aber wenn man Urgroßvater wirklich glücklich machen will, mu ß man ihn nur eine Predigt halten lassen. Er kann ja den Propheten nicht genug preisen. So erzählte er die heilige Geschichte erneut, doch diesmal mit einer kleinen Abweichung. Erst war es das Übliche. Wie

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