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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Weg zum Flughafen befanden. War etwa ein Zwischenstopp geplant, von dem ich nichts wusste? Vielleicht sollte ich Sancta danach fragen. Oder noch besser den ersten Präsidenten von Felipolis in spe, den großen Staatsmann Herzl. Doch was spielte es für eine Rolle, in welche Richtung es ging, wenn der So-wie-es-ist-ist-es-gut-Rausch unvermindert weiterwirkte? Dann fuhren wir eben nicht zum Flughafen, sondern nach Bremerhaven oder auf den Mond. Was scherte es mich?
    Allmählich tauchten in der Ferne einzelne Lichter auf. Sie wirkten wie Funzeln im schwärzesten Universum. Erst als
der Bus dichter heranrollte, merkte ich, dass es sich dabei um schier antike Außenwandleuchten an einem verrotteten Ziegelstein-Gemäuer handelte. Das Gemäuer wiederum gehörte zu der Frontfassade eines manufakturähnlichen Gebäudes, das offenkundig aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts stammte. Zwei grauen Rauch ausstoßende Schornsteine ragten aus dem Pultdach in den stürmischen Himmel empor. Alles an dem Bau trug Kennzeichen des Verfalls und der Morbidität, geradeso, als hätte man eine architektonische Leiche vor sich, die wegen ihrer ursprünglichen Funktion kurzzeitig wiedererweckt worden war. Einzelne Steine waren von den Mauern abgefallen, die Facettenfenster rußgeschwärzt und das Schiebetor aus Holz schon ganz morsch geworden. Über dem letzten prunkte ein mächtiges, aber fast völlig verblasstes Emailleschild, auf dem ein paar gut erhaltene, schwarze Lettern Anlass zum Knobeln gaben: I RK E TO UM.
    Die Busse fuhren auf einen Hof, der an Schäbigkeit dem Rest der Örtlichkeit um nichts nachstand. Blätter und abgefallenes Geäst wirbelten im heftigen Wind auf dem aufgeplatzten und vom Unkraut überwucherten Betonboden umher. Eins stand fest, wenn das hier ein Flughafen sein sollte, dann war der größte Puff in der Stadt in Wirklichkeit die Akademie für Agrarwissenschaften. Aber auch egal. Es war ja eine Verklärte Nacht und Felipolis, die Trauminsel, wo die Götter der Wildnis zu einem sprachen, wartete auf uns, und jeden Moment würde ein A380 um die Ecke düsen, um uns dorthin mitzunehmen. Wenn nicht, dann eben nicht.
    Vor dem Tor standen seltsamerweise dieselben zwei Typen, die auch in der Lagerhalle bei Kantsky für Ordnung gesorgt hatten. Sie mussten uns vorausgefahren sein. Und auch
hier war ihre Aufgabe die gleiche. Einer von ihnen berührte eine Taste am Rahmen, worauf das Tor quietschend aufging und den Blick in einen alten Saal freigab. Dann öffneten sich die Bustüren, und die spitzohrigen Legionen strömten wie ferngelenkt über den Hof in das heruntergekommene Gebäude. Ich fragte mich, warum ich das alles eigentlich so selbstverständlich mitmachte, wo ich mich doch sonst stets meines Eigensinns rühmte. Warum? Ganz einfach: Man hatte mir den Willen genommen.
    Schließlich standen wir dicht gedrängt im Saal, der überall von mächtigen, bis zum Dach reichenden Holzsäulen gestützt wurde. Der erste und bleibende Eindruck war der von uriger Gemütlichkeit. Der Grund hierfür war neben der angenehmen Raumtemperatur vor allem das heimelige Licht. Ein warmer Schein flimmerte über die alten Mauern und den speckigen Steinboden, und unsere hundertfachen Felle glühten so intensiv kupfern, als hätte sich Weihnachten im Datum geirrt und wäre vorzeitig angerückt. Doch wo lag die Quelle des magischen Lichts?
    Ich schaute mich um und entdeckte sie auf Anhieb. Sie war ja auch kaum zu übersehen. Es wunderte mich, dass sie mir nicht gleich beim Hereinkommen ins Auge gesprungen war. Vier in die links gelegene Mauer eingebaute, gusseiserne Öfen, etwas größer als professionelle Back- oder Pizzaöfen vielleicht, gewährten durch ihre offen stehenden Klappen Einblick in ihre Röhren. Darin flammte, brodelte und zischte es von den unteren Rändern her, was darauf schließen ließ, dass die Dinger mit Gas betrieben wurden und gegenwärtig auf dem niedrigsten Niveau liefen. Der Feuerschein sorgte für das behagliche Licht in der Halle. Für
das Hochfahren des Feuers waren klobige Hebel neben den Ofenklappen vorgesehen. Ich fragte mich, ob es sich tatsächlich um Backöfen handelte, kam jedoch zu einem anderen Ergebnis, als ich sah, dass die jeweiligen Böden lediglich aus groben Eisenrosten bestanden. Nein, diese Öfen buken nichts, sondern erfüllten einen ganz anderen und sehr schlichten Zweck.
    Der unleserliche Schriftzug auf dem ausgeblichenen Emailleschild draußen kam mir wieder in den Sinn: I RK E TO-UM. Als alter

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