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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kommen«, beharrte Josef und streckte wieder klassenkämpferisch die linke Vorderpfote in die Höhe …
    Das Proletariat sowie die Bourgeoisie vernahmen wiedermals wohlvertraute Laute. Wir wandten uns alle zum Park, wo gerade drei weitere Artgenossen Opfer der Impulsregner wurden. Sie alle trugen ein rabenschwarzes Fell und gehörten aus dieser Entfernung zu urteilen der Rasse Orientalisch Kurzhaar an. Auch sie versuchten in einer Kombination aus kopflosem Zickzacklauf und unwillkürlichen Bocksprüngen den tausendfachen Spritzern zu entkommen. Natürlich erfolglos. Dann kreuzten sich unsere Blicke, und die neuen Eindringlinge verstanden sofort, wo sie sich ins Trockene retten konnten.

    Als sie tropfend vor uns standen, registrierte ich, dass das Trio von einem ganz anderen Kaliber als unsere Möchtegern-Revolutionsarmee war. Trotz ihres momentan unvorteilhaften Looks umgab sie das Flair des Unnahbaren. Ihre Körper waren wie durch einen digitalen Filmtrick extrem gestreckt und sehr geschmeidig. Die schmalen, keilförmigen Köpfe, in denen unergründliche phosphorgrüne Augen leuchteten, verliehen ihnen etwas von grauen Eminenzen. Lange Beine und Schwänze ließen den Vergleich zu Windkläffern aufkommen, die auf unsere Art umgemünzt worden waren. Doch hinter all der Eleganz schien etwas Bedrohliches zu glimmen, wie hinter schneidigen Generalsuniformen.
    »Sind wir jetzt endlich komplett?«, fragte ich. Es sollte ein Witz sein. Der offensichtlich nicht gezündet hatte, weil keiner auch nur den Maulwinkel verzog.
    »Wenn du mit ›komplett‹ auch uns meinst, liegst du verkehrt, du Komiker.« Der zuvorderst stehende Orientale sprach in einem tiefen und ziemlich coolen Ton. Er schien überhaupt den Ton anzugeben. Seine spitze schwarze Schnauze, die an Radarschüsseln gemahnenden Riesentrichter, insbesondere jedoch seine grünen Glutaugen überzeugten mich zunehmend, dass ich ihm lieber nicht im Dunkeln begegnen wollte. »Wenn wir gewusst hätten, dass wir nach all den verheißungsvollen Dingen, die wir über diesen Ort vernommen haben, hier nur zwei alte Männer und eine Ansammlung von genetischem Sondermüll vorfinden, wären wir gleich zu Hause geblieben.«
    »Klar«, sagte ich. »In Doktor Frankensteins Labor für die Züchtung besonders wertvoller Gene. Aber keine Sorge, Eure Durchlaucht, was Eure Augen gerade beleidigt, ist tatsächlich
nur das, was Ihr vermutet, nämlich der aus des Schlosses Fenstern rausgeschmissene Müll. Das Kronjuwel, zu dessen Erlangung Ihr die lange Reise angetreten habt, liegt gleich hinter diesen Mauern.« Ich deutete zum Anwesen.
    »Das ist ja wirklich rührend, wie du über deine eigenen müden Witze lachen kannst, Bruder. Reiß mal einen Witz darüber .« Er hob ein wenig die rechte Pfote empor und ließ daraus eine einzige Kralle hervorblitzen. Donnerwetter, so etwas in der Art hatte ich zuletzt in einem Fernsehbericht über mittelalterliche Folterinstrumente gesehen! Oberflächlich betrachtet war es natürlich eine gewöhnliche Kralle, sichelförmig und sich von der Wurzel aufwärts zu einer dolchartigen Spitze verjüngend. Doch wenn man genauer hinsah, bemerkte man, dass sie unnatürlich voluminös und lang war. Zudem schien sie wie bei einer Speerspitze zu beiden Seiten Einkerbungen zu haben, damit das Eindringen ins Fleisch reibungsloser vonstattenging. Diese Typen hatte man anscheinend tatsächlich im Labor gezüchtet.
    Mit einem Mal wurde mir klar, dass eiskalte Killer vor mir standen. Genauer gesagt Zeitgenossen, die sich über die artspezifischen Gepflogenheiten des Drohens, Bluffens und Kleinbeigebens bei einer echten und in der Regel folgenlosen Konfrontation lächelnd hinwegsetzten. Nein, diese finsteren Herren hier fackelten bestimmt nicht lange und schlitzten einem die Kehle auf, bevor man überhaupt noch irgendein Kampfprogramm starten konnte. Psychopathen, Serienkiller, notorische Meuchler oder wie man sie auch sonst nennen wollte. Aber wieso interessierten sich diese Blutzombies für die von den Medien herbeihalluzinierten Milliarden einer
verängstigten Artgenossin? So hirnschwach konnten selbst sie nicht sein, dass sie im Ernst erwarteten, die reiche Erbin würde den ganzen Zaster herausrücken, sobald sie ihr die tollen Krallen präsentierten. Und selbst wenn es tatsächlich wie im Märchen zuginge, wie wollten sie die Tonnen von Banknoten wegschleppen und sie in Futter und andere Vergnügungen verwandeln? Oder waren sie etwa von einem Dunkelmann engagiert

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