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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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worden? Was allerdings noch haarsträubender klang.
    »Okay, nachdem wir das mit den Witzen hinter uns gebracht haben, wäre vielleicht die Frage angebracht, was euch denn zu zwei alten Männern und einer Ansammlung von genetischem Sondermüll führt«, sagte ich.
    »Wieso quatschst du überhaupt in einer Tour für die ganze Truppe?«, sagte die Oberkralle. »Bist du so was Ähnliches wie der Anführer, oder machst du dich nur wichtig?«
    »Das Letztere trifft eher zu, fürchte ich. Ich heiße Francis, und ich bin nur aus einem einzigen Grund hier: um allen Anwesenden hier klarzumachen, dass es bei dieser scheinbaren Erbschaftsorgie für keinen etwas zu holen gibt. Nicht einmal für die Erbin selbst.«
    »Was du nicht sagst! Na, dann kannst du ja schon mal Leine ziehen, während wir Doofen uns noch ein bisschen darüber streiten, wer von dem Nichts wie viel abkriegt. Bevor du aber Adieu sagst, merk dir noch meinen Namen, Klugscheißer. Ich heiße Clint, und die beiden hinter mir sind meine Freunde Smith & Wesson. Und immer, wenn du übermütig wirst und glaubst, du müsstest deine Nassnase in Dinge reinstecken, die dich einen Scheißdreck angehen, denk an diese Namen. Ich wette, dann hast du augenblicklich
das dringende Bedürfnis, dich lieber wieder mit deiner Briefmarkensammlung zu beschäftigen.«
    »Obar bitte, mejne Herrn, fürwas itzt jene Animositäten glejch am Anfang?«, warf Herzl sich dazwischen. »Kejner van uns hot de Absicht, solchene meschuggene menschliche Ejgenschaften als wie de Gier aufs Geld zu ibernehmen …«
    »Gier ist vielleicht zu viel gesagt«, unterbrach ihn Josef. »Aber auch eine Weltrevolution benötigt gewisse finanzielle …«
    »… und schon amol überhaupt und garnicht nicht de Allermeschuggenste: de Sensationslust! Der blödsinnigste und verabschejungswürdigste Charakterzug des Menschen!«, fuhr ihm Herzl über das Maul. »Mir wolln ejner von de Unsrigen bejistehen, de wos in diesem Augenblick …«
    Der Krach, der schon wieder losbrach, war diesmal allerdings so ohrenbetäubend, dass alle zusammenzuckten, den Körper schlagartig nach unten pressten und sich unwillkürlich im Gras festkrallten. Sogar die furchtlosen Orientalen. Im Sekundenbruchteil erfassten wir, dass die Quelle des neuerlichen Getöses keineswegs ein neues Opfer der Impulsregner war, sondern auf der entgegengesetzten Parkseite lag. Sofort rissen wir unsere Köpfe zum schlossähnlichen Gebäude hin und sahen uns mit einem Bild konfrontiert, das uns den Atem nahm.
    Das von erlesener Glasmalerei veredelte, mittlere Fenster im dritten Stockwerk zerbrach in tausend Scherben, und ein Mann schoss daraus hervor. Einen Wimpernschlag lang war er eine pittoreske Erscheinung im frei schwebenden Scherbenmeer. Er trug einen schwarzen Anzug und eine feuerwehrrote Krawatte, hatte grau melierte Haare und stieß bei
seinem Sturz einen erbärmlich schrillen Schrei aus. Seine Arme ruderten während des Fluges verzweifelt, und seine Beine zappelten wie bei einer Aufzieh-Puppe. Gar nicht pittoresk sah die Landung aus. Der Mann schlug mit einem dumpfen Knall auf der Kühlerhaube eines auf dem Hof geparkten schwarzen Bugatti-Cabrios auf, wobei deutlich zu vernehmen war, wie jeder einzelne seiner Knochen zerbrach. Als der Körper mit den grotesk verwinkelten Gliedern zur Ruhe kam, brach aus Nase und Mund eine wahre Sturzflut von Blut hervor und färbte die ganze Kühlerhaube dunkelrot.
    Wir alle standen mit aufgerissenen Augen so reglos da, als hätte man uns den Saft abgedreht. Ich war der Erste, der aus dem Staunen herauskam. »Okay«, sagte ich. »Hat noch jemand eine Briefmarkensammlung, um die er sich jetzt kümmern muss?«

3
    Die Hölle brach los! Und zwar nicht nur auf unserer, sondern auch auf der anderen Seite. Der aus dem Fenster förmlich herauskatapultierte Mann lag nicht einmal drei Sekunden auf der Kühlerhaube des Bugattis, da stürmte eine Menschenherde aus dem Hauptportal und umlagerte den Gefallenen mit Ausrufen des Entsetzens und wüsten Flüchen an die Adresse des spekulativen Mörders. Immer wieder rissen sie die Köpfe hoch und starrten wie gebannt hoch zu dem zersplitterten Fenster, als würde derjenige, der den armen Teufel herausgeschubst hatte, ihnen zu Gefallen dort erscheinen und triumphierend lachend die Finger zum Victory-Zeichen formen.
    Die Herrschaften machten schon optisch einen betuchten Eindruck. Sowohl textil- als auch frisurtechnisch gehörten sie eher dem konservativen Lager an. Nicht zu

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