Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
geschmackvoller Musterung und war höchst beeindruckt vom Vertäfelungswahn an Wand und Decke; auch ließ ich mich alle naselang von Lüstern bescheinen, welche in ihrer Exklusivität einen Antiquitäten-Katalog von Christie’s für sich allein hätten bestreiten können. Doch beschlich mich nach einer Weile das Gefühl, dass ich mich im Kreis drehte. Es hatte keinen Zweck, ich war gefangen in einem Luxuslabyrinth. Nachdem ich mir dies eingestanden hatte, hockte ich mich erst einmal auf meinen Hintern. Vielleicht wollte ich über meine Dusseligkeit oder auch über meinen im Lauf der Jahre doch arg nachlassenden Orientierungssinn philosophieren. Vielleicht wollte ich aber auch nur warten, bis die Polizei endlich eintraf und mich auf einer Trage hinausschleppte.
    Da fiel mein Blick auf eine offen stehende Tür, eine so seltene Erscheinung an diesem Ort wie ein Baggersee in der Sahara. Flott lief ich zu der Oase und lugte ganz vorsichtig um den Türpfosten. Keine spektakuläre Entdeckung, es war bloß ein Büro. Allerdings eins, das sowohl vom Umfang als auch von der Ausstattung her mächtig imponierte. Ja, so stellte sich der schnurrhaarige kleine Moritz die Kommandozentrale eines Konzerns vor.
    Durch ein bis zum Holzfußboden reichendes Panoramafenster fluteten die letzten Strahlen der Abendsonne in den in Pastellgelb gehaltenen Raum und tauchten alles in Glutrot. Auf einem überdimensionalen Mahagoni-Schreibtisch standen drei Computer-Flachbildschirme, von denen zwei unterschiedliche Landflächen aus der Vogelperspektive zeigten. Ganz gewiss stammten die Bilder nicht von Google Earth, dafür waren sie zu scharf und »bewegten« sich. Man
sah förmlich ganze Baumreihen im Wind wanken. Schnell begriff ich, dass es sich um Liveaufnahmen eines Satelliten handelte. Und ich hatte immer gedacht, solch brillante Bildqualität könnten allein supergeheime Militärdrohnen liefern, die einer privaten Nutzung nicht zugänglich sind.
    Die Aufnahmen waren überzogen mit einem Netz aus Ziffern- und Buchstabencodes; irgendwelche Koordinaten, nahm ich an, und sonstige Informationskürzel über die Beschaffenheit der Region. Am meisten faszinierte mich das Bild auf dem mittleren Schirm. Es erlaubte die Sicht auf eine mittelgroße Insel, welche der Fernweh-Fantasie eines verhinderten Globetrotters entsprungen schien. Umgeben vom azurblauen Meer bot dieses Fleckchen Erde alles, was man sich bei einer Trauminsel nur wünschen konnte: atemberaubende Strände mit mehlweißem Sand, daran anschließend ein kleiner Dschungel als Pflanzenmantel, danach grüne Berge und Täler und im Zentrum eine leidliche Wüste mit verdorrten Bäumen. Sogar eine provisorisch hergerichtete Landebahn war irgendwo zu erkennen. Ein Kind mit einem ordentlichen Lego-Baukasten hätte sich kein schwärmerischeres Paradies zusammenmontieren können. Doch anscheinend existierte diese Trauminsel wirklich, und so wie es aussah, war sie vollkommen unbewohnt.
    Auf dem dritten Bildschirm schließlich waren schlicht und einfach schwimmende Fische zu sehen. Geschätzte fünfzig Stück und ebenfalls von oben aufgenommen. Erst kam mir das Ganze wie einer dieser mäßig amüsanten Bildschirmschoner vor. Aber auf den zweiten Blick bemerkte ich, dass es sich wieder um ein Livebild handelte, das ein riesiges Becken zeigte, in dem sich die ziemlich vollgefressen wirkenden Viecher
tummelten. Der durch die gemächlich wogende Wasseroberfläche einer schwankenden Geistererscheinung gleichende Beckenboden war sogar mit einem exquisiten goldsilberigen Mosaik des Meeresgottes Neptun verziert. Erst der dritte Blick verriet, dass man es auch bei den glitschigen Bewohnern des Beckens nicht etwa mit deren essbarer oder dem Auge schmeichelnder Ausgabe Marke Heimaquarium zu tun hatte, sondern mit Neptun ebenbürtigen Geschöpfen. Wenn ich mich nicht schwer täuschte, waren es Kois, jene asiatischen Karpfen, die sich heutzutage der gemeine Milliardär zusätzlich zu seiner Araber-Pferdezucht zulegt. Diese voluminösen Biester - manche von ihnen können eine Länge von einem Meter und ein Gewicht von über zwanzig Kilo besitzen - überhaupt als Fische zu bezeichnen konnte einem schwerfallen, begann ihr Kaufpreis doch erst bei mehreren Tausendern. Ihre Grundfarbe war zwar ein fahles Weiß, doch trugen sie überall korallenrote Schuppenmuster, die ins Größenwahnsinnige ausgearteten Leberflecken ähnelten.
    Als ich mir das Livebild so anschaute, passierte etwas höchst Irritierendes. Sobald ein

Weitere Kostenlose Bücher