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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ehemaliger persönlicher Assistent von Adelheid Kant und erster Sekretär des Hauptbüros Kantsky , hat in Oxford studiert. Aber nicht ›irgendwas mit Wirtschaft‹, wie du vermutet hast.«
    »Sondern?«
    »Zoologie!«

    »Häh?«
    »Und er hat sein Studium sogar mit Auszeichnung abgeschlossen. Danach war er Doktorand bei einer gewissen Francine Patterson im kalifornischen Woodside. Das ist die weltberühmte Psychologin, die das Gorillamädchen Koko zum Sprechen gebracht hat. Über die Jahre hat Koko tausend Handzeichen erlernt, zweitausend englische Wörter kann sie verstehen. Patterson ist überzeugt, dass ihr zentnerschwerer Schützling einen IQ von etwa 75 bis 90 hat, knapp unterhalb des IQ 100 des Durchschnittsmenschen. Für kritische Wissenschaftler handelt es sich dabei jedoch nur um einen sogenannten bedingten Reflex. Ihrer Meinung nach spüren feinfühlige Tiere die Signale des Trainers und liefern das, was von ihnen erwartet wird. Sie können also nicht wirklich sprechen, sondern sind vielmehr geschickt dressiert. Na ja, was ein Menschenhirn sich eben so über niedere Arten zusammendenkt.«
    »Von Koko dem Gorillamädchen habe ich schon gehört. Aber was hat sie mit unserem aktuellen Problem zu tun?«
    »Ich dachte, das könntest du mir erklären, Paps. Denn die Wendung, die dann im Leben des Marc Forster folgte, übersteigt meine Vorstellungs-, pardon, Kombinationskraft. Soweit ich es recherchieren konnte, erhielt er nach ein paar Jahren Gorillagequatsche ein sehr lukratives Angebot, noch dazu eins, für das er keinerlei Qualifikationen mitbrachte.«
    »Adelheid Kant höchstpersönlich hat ihm angeboten, ihr Sekretär zu werden.«
    »Genau. Das ist schon ziemlich bizarr. Top-Manager für die oberste Etage eines Navigationssystem-Konzerns werden
gewöhnlich nicht gerade in zoologischen Zirkeln gesucht.«
    »Wann wurde ihm dieses Angebot gemacht?«
    »2007.«
    »Das Jahr, in dem Adelheids Söhne bei dem Autounfall auf Capri gestorben sind und in dem Domino als Liebesersatz für die alte Dame ins Haus kam«, sagte ich, aber eigentlich redete ich mit mir selbst. In meinem Kopf flogen zahlreiche geometrische Formen umher, die passend zusammengesetzt ein klärendes Bild hätten hervorbringen können. Doch sie setzten sich nicht zusammen.
    »Ach, und über die reizende Milliardenerbin habe ich mich auch ein wenig kundig gemacht.« Man sah es Junior an, dass er unglaublich stolz auf seine Nachforschungen war. Ich gab mir alle Mühe, einen übertrieben bewundernden Gesichtsausdruck aufzusetzen. »Domino stammt aus Wien und kommt aus einer dieser Super-Zuchtklitschen. Reiche Säcke zahlen dort für unseresgleichen den Preis eines Malediven-Urlaubs, nur weil man ihnen vorher gehobenen Schwachsinn über erlesene Zuchtlinien eingetrichtert hat. Das Fell der luxuriösen Ware soll im Sonnenschein brillantblau schimmern oder das Gesicht eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Tränensack-Visage von Tommy Lee Jones haben. Für so etwas zahlen diese Idioten jeden Preis.«
    Jetzt musste ich meine Bewunderung nicht mehr spielen. Auch nicht meine Verwunderung. Hatte doch Domino erzählt: Ich habe keine Ahnung, wie und wann genau ich bei Adelheid gelandet bin. Höchstwahrscheinlich über eine Tierheim-Adoption. Wusste sie tatsächlich nicht, woher sie stammte? Okay, das Erinnerungsvermögen eines jeden Lebewesens,
einschließlich des Menschen, reicht nicht bis ins Babyalter zurück. Dennoch musste sie während des Zusammenlebens mit Adelheid irgendwie erfahren haben, dass sie nicht zu den Glückskindern gehörte, die durch eine Laune des Schicksals in das Land der goldenen Löffel katapultiert worden sind, sondern qua Geburt schon ein Glückskind gewesen war. Weshalb allerdings hätte sie sich für ihren Ursprung besonders interessieren sollen, wo es doch keiner von uns tat? Das ganze klassenbewusste Brimborium mit Rassen und den unübersichtlich vielen ästhetischen und charakterlichen Unterscheidungen war ein Fimmel der Zweibeiner, insbesondere der wohlhabenden Zweibeiner. Domino hatte einfach geraten, sonst nichts.
    »Junior, du bist eine Bereicherung«, sagte ich. »Am liebsten würde ich dir den Fall abgeben, schon allein deswegen, weil du der schönere Detektiv von uns beiden bist.«
    »Ich weiß nicht, Paps«, entgegnete er. »Du bist schön, das sagt sich so leicht - und bei der ersten Panne heißt es dann: Schön doof bist du! Ich meine, bis jetzt warst es am Ende immer du, der den entscheidenden Geistesblitz zur

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