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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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passenden Code besitzen, sind Sie mittels dieses Handys in der Lage, das Transportmittel zu steuern. Oder aber die Steuerung zu stören. Letzten Endes bedeutet dies, dass mit Galileo …«
    »… alle elektronische Waffengewalt in den Händen von Kantsky liegen wird«, beendete der greisenhafte Sträfling in spe den Satz und schlug sich vor Begeisterung mit einer Hand auf den Schenkel. Die Rotation des Spazierstocks zwischen seinen Fingern hatte sich verlangsamt, und das Runzelgesicht schien so weit entkrampft, dass nur noch gütige Faltentäler zu sehen waren. Forster hatte den alten Mann tatsächlich überzeugt. »Ich sehe schon, Galileo ist eine Dienstleistung, die sich die westlichen Staaten teuer erkaufen müssen. Selbst die Anerkennung eines neuen Staates, dessen Bürger besondere Immunität genießen, werden sie schlucken. Das kapiere ich.« Der Opa lächelte nun so selig, als schaue er seinen Enkeln beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke unterm Christbaum zu.
    »Genau«, bestätigte Forster. Ich konnte sehen, wie seine schmalen Lippen ob des Triumphes leicht hysterisch vibrierten. Er nahm den ausgestreckten Arm herunter und ließ das Handy in der Hosentasche verschwinden.
    »Eine Frage hätte ich noch, junger Freund«, meldete sich der inzwischen vollends entkrampfte Alte erneut zu Wort. »Was geschieht mit all diesen Viechern, die das Gebäude seit
Tagen so hartnäckig belagern, als hätte eine Futterfabrik den Tag der Offenen Tür vermeldet? Und zu denen Sie, wie man hört, einen besonderen Draht haben.«
    »Für sie ist gesorgt.« Forster zwinkerte, als hätte er einen Insider-Joke gerissen. »Sie werden mit uns leben. Denn schließlich haben wir ihnen unseren Staat zu verdanken. Vergessen Sie nicht, vordergründig ist das Ziel dieses ganzen Plans der Tierschutz. Diese Animal Army werden wir tüchtig vorführen. Während deren Mitglieder von einem Eldorado für Tiere nur träumen und dafür in den Fußgängerzonen mit ihren Blechbüchsen klappern und dabei nur den Passanten auf die Nerven gehen, haben wir das Tierparadies schon gegründet. Milliarden über Milliarden Euro für Tiere - das soll uns eine Tierschutzorganisation einmal nachmachen!«
    Na, dann war ja wohl alles bestens. Diese Menschen wollten uns nicht, wie ich befürchtet hatte, öffentlichkeitswirksam als kuschelige Kasperle missbrauchen, um hinter den Kulissen ihren pekuniären Interessen nachzugehen. Ich meine, man stelle sich einmal vor, eine Regierung würde ihren Bürgern Folgendes eröffnen: Von euren Steuergeldern wird jetzt ein Staat für die Spitzohren gegründet! Vermutlich würde als Reaktion darauf sofort die gesamte Politikerkaste gelyncht. Nun gut, die Herrschaften hier handelten nicht gerade uneigennützig. Aber im Vergleich zu dem, was wir dafür im Gegenzug bekamen, war ihr personaler Profit vernachlässigbar.
    Plötzlich wurde ich von einer Welle der Scham überrollt. Ich schämte mich für meinen ach so überragenden Intellekt. Wie schafsköpfig war ich doch in die geistige Falle getappt. Auch ich halluzinierte mittlerweile schon von einem Staat
für uns, für meine Art, ja, für meine Rasse. Oder um es ein bisschen härter auszudrücken: Ich geilte mich an dem Gedanken schon richtig auf, obwohl ich ihn noch unlängst für die lächerlichste Idee der Welt gehalten hatte. Was hatte es nur mit dieser Verheißung eines eigenen Staates auf sich, die jetzt bewiesenermaßen nicht nur die Menschen völlig einzunehmen vermochte? Sobald sich irgendwo fünf Wichte zusammentaten, konnte man sich der nächsten Forderung so sicher sein wie der Gluthitze in der Sahara: Wir wollen unseren eigenen Staat! Es war sozusagen ein Naturgesetz. Nicht einmal ich, Francis, der zynische Klugscheißer, war gefeit gegen diesen populistischen Schwachsinn, dem etwas von einer raffinierten Droge anhaftete. Einmal angefixt, war davon schwer loszukommen. Solcherlei philosophische Überlegungen gingen mir durch den Kopf, während ich hinter der Feuerblende dieser bizarren Versammlung beiwohnte. Doch eine andere, noch brennendere Frage drängte sich mir auf: Wieso glaubte ich allen herzerwärmenden Beteuerungen zum Trotz Forster kein Wort?
    »Das ist mir alles zu viel. Ich weiß nicht, ob ich in meinem Alter noch dazu imstande bin …«
    Die leise, gebrochene Stimme gehörte einer greisenhaften Dame. Auch sie saß unweit von Forster. Im Gegensatz zu dem hochfahrenden Großväterchen in der steuerrechtlichen Zwickmühle, der sich trotzdem nicht vom hohen Ross

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