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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Überzeugungen in den heutigen Zeiten nicht gerade politisch korrekt - auch wenn sie ihren Wahrheitsgehalt kein bisschen eingebüßt haben. Wir leben gegenwärtig leider in einer Welt, in der das gemeine Gesinde uns vorschreiben will, wie wir zu leben haben. Wenn aber diese verdrehte Welt nicht mitspielt, können wir Adelheids Traum in unserem eigenen Staat - unserem eigenen Zion - Wirklichkeit werden lassen und dort tun und lassen, wie es uns beliebt. Doch wie jeder junge Staat braucht auch Felipolis für Infrastruktur, Energie-, Wasser- und Nahrungsmittelversorgung und den Aufbau einer kleinen Verwaltung erst einmal Kapital. Kantsky hat seinen Anteil geleistet und die Insel gekauft. Schon in einer Woche werden Hunderte von Schiffen mit Baumaterial, technischem Equipment und einem Ingenieur- und Arbeiterheer vor der Küste Koroyanas anlegen, um das neue Reich
zu errichten. Sie kennen ja alle die Pläne und die Computersimulationen.«
    Er nahm eines der Heftchen vom Stapel und streckte es in die Höhe wie ein Schiedsrichter die Rote Karte beim Foul. »Das hier, meine Damen und Herren, ist Ihr Ticket ins Paradies. Es ist Ihr Personalausweis, der Sie als Bürger des Staates Felipolis auszeichnet!«
    Tosender Beifall brandete auf, als wäre das Stückchen Pappe so etwas wie das vom Propheten eigenhändig geschriebene Heilige Buch. Einige, die im buchstäblichen Sinne vor (Finanz-)Kraft nicht mehr laufen konnten, weil sie nämlich im Rollstuhl saßen, trommelten mit ihren welken Händen vor Begeisterung auf den Tisch. Forster gab sich ganz gerührt und rang sich ein dankbares Lächeln ab.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie Ihre alte Staatsangehörigkeit verlieren. In Felipolis werden Doppel-, Dreifach- oder gar Vierfachstaatler die Regel sein. Was wir Ihnen aber anbieten, kann Ihnen kein anderer Staat der Erde anbieten: vollkommene Immunität und Schutz vor fiskalischer Verfolgung. In Felipolis steht für Sie immer ein Haus bereit, das niemand ohne Ihre Zustimmung betreten darf. Sie werden verstehen, dass ein solch umfassender Schutz seinen Preis hat. Und da sind wir beim Thema der Finanzierung dieses einzigartigen Projekts angelangt. Sie kennen den Preis: dreihundert Millionen Euro. So viel kostet ein Ausweis auf Ihren Namen. Mit diesem Dokument sind Sie ein rechtmäßiger Bürger von Felipolis und damit aller, wenn ich es mal so salopp formulieren darf, milieuspezifischer Sorgen enthoben. Noch ein Wort zu der angestrebten Staatsform in Felipolis: Es gibt gar keine! Denn alle Bewohner sind ja reich.«
    Marc Forster sandte ein gekünsteltes Gegacker gen Decke, was bei den zum Mitlachen Aufgeforderten eher für ein peinliches Schweigen denn Amüsement sorgte. Doch offensichtlich konnte der Kerl sich einen solchen Fauxpas leisten, ohne dass jemand aus dem erlauchten Kreis seine Erbärmlichkeit durchschaute. Was mich anging, schwankte ich ob dieses Ränkespiels globaler Dimension zwischen höchster Verblüffung und Fassungslosigkeit. Es war nichts Neues für mich, dass mehr als die Hälfte der Hirne auf diesem Planeten krank bis unrettbar defekt waren. Doch erstaunte mich, welch enorm übersteigerte Blüten diese Tatsache treiben konnte. Wie konnten Menschen, die offenkundig gerissen genug waren, Milliarden zusammenzuscheffeln, sich auf einen derartig irrsinnigen Plan einlassen? Wie nur? Ich hatte es ja mit meinen eigenen Spitzohren gehört. Und da mein Hirn weder zu den kranken noch zu den defekten zählte, kam ich nur auf eine ebenso verblüffende wie überzeugende Antwort: Verdammt, es könnte klappen!
    »Ich bitte Sie nun, verehrte Gäste, über die vor Ihnen befindlichen Rechner Ihre Überweisungen zu tätigen - natürlich nur, wenn Sie tatsächlich ins Paradies wollen.« Wieder schoss Glatzi eine peinliche Lachsalve ab, die keinen der Anwesenden auch nur zu einem Grinsen animierte. Bei Lichte betrachtet rührte der plötzliche Ernst, der sich über den Konferenzsaal gelegt hatte, wahrscheinlich gar nicht mal vom unterschiedlichen Humorniveau her. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie hoch aktuell die gängigen Preise für eine Einbürgerung standen, aber dreihundert Millionen Euro waren ein bisschen happig. Da musste selbst die Milliardärsoma lange für stricken. Kein Wunder also, dass nun schlechte Laune ausbrach.
»Tut mir leid, junger Mann, ich muss wieder quengeln«, unterbrach der Herr der Altersflecken die eingetretene Stille. Der krokodilköpfige Spazierstock zwischen seinen knochigen Fingern nahm

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