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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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darüber nach. Sie wird Ihnen schon einleuchten.«
    Ich stürmte hinaus. Es hatte anscheinend keinen Sinn, zu bleiben. Mehr noch, je länger ich herumhing, desto größer war die Gefahr, dass er sich einredete, es sei besser, mich rauszuschmeißen, und ich war noch nicht bereit zu gehen.
    Ich schob den Kopf in den Arbeitsraum. »Peele will, dass mir jemand Türen öffnet«, sagte ich. »Freiwillige?« Diese Unwahrheiten – wenn man erst einmal damit angefangen hatte – waren ein fantastisches Mittel, um sich Arbeit zu ersparen.
    Rich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Cheryl kam ihm zuvor. »Ich gehe«, sagte sie. »Überschreib mir die Schlüssel, Rich!« Rich schloss den Mund wieder und zuckte die Achseln. Es kam zu einer kurzen Transaktion, in deren Verlauf Cheryl mit ihrer Unterschrift bestätigte, dass sie den großen Schlüsselbund erhalten hatte. Dann gingen wir zur Tür.
    Ich ging den Flur hinunter, und Cheryl fiel mit mir in Gleichschritt. »Zum russischen Raum?«, fragte sie.
    »Nein. Auf den Speicher.«
    »Auf den Speicher? Aber da ist nichts.«
    »Ich weiß. Mein Bruder sagte, nichts kann eine ziemlich coole Sache sein.«
    Zwei Tage zuvor, voller undurchsichtiger Schatten, war mir der Dachboden schaurig und bedrohlich erschienen. Bei Tageslicht sah er nur leer aus.
    Ich ging zum Raum am Ende, und Cheryl folgte mir. Ich wies auf den Schrank.
    »Was ist da drin?«, fragte ich.
    Cheryl schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung«, gestand sie. »Warum?«
    »Ich bin nur wissensdurstig. Befindet sich an Richs Ring ein Schlüssel zu diesem Schrank?«
    Cheryl schenkte mir ein hinterhältiges Grinsen. »Das soll keine zweideutige Anspielung sein, aber wenn es ein Loch hat, dann hat Rich einen Schlüssel.«
    Sie ging auf ein Knie und betrachtete das Schloss in der Schranktür. Dann nickte sie zufrieden und begann die Schlüssel an dem schweren Schlüsselring durchzugehen. »Silverline 276«, sagte sie. »Es ist dasselbe Schloss wie unten im Erdgeschoss.«
    Sie schob den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und zog die Tür mit einer überschwänglichen Geste auf.
    Der Schrank war leer.
    »Vielleicht hat er einen doppelten Boden oder eine falsche Rückseite«, sagte Cheryl und klang nicht besonders überzeugt. Sie bückte sich, um nachzuschauen, und ich ertappte mich dabei, wie ich auf ihre Rückseite starrte – genauer: ihren Hintern, und der war unleugbar echt. Mein Körper reagierte spontan. Mir schoss Blut ins Gesicht und in andere entlegene Körperteile. Erregung explodierte in mir wie ein Signalfeuer.
    Als Cheryl sich aufrichtete, bemerkte sie meine neue Gemütslage auf Anhieb. Sie musste in meinem Gesicht geschrieben stehen.
    »Sie sind gar nicht mit mir hierhergekommen, um Schranktüren zu öffnen, nicht wahr?«, wollte sie wissen. Es sollte eine Zurechtweisung sein, aber es klang nicht sehr überzeugend. »Sie kleiner Mistkerl!«
    Es war der Sukkubus: Juliet. Sie war in mein Innerstes vorgedrungen – das war ihr Geheimnis und ihre Macht – und hatte die äußere Hülle meiner Lust von »normal« auf »seismisch« geschaltet. Augenscheinlich verflüchtigte sich dieser Zustand nicht, und die Nähe zu Cheryl hatte so etwas wie ein Nachbeben ausgelöst. Ich wappnete mich für eine Ohrfeige, aber Cheryl betrachtete mich mit fragender, nachdenklicher Miene. Ich öffnete den Mund zu einer Erklärung, aber sie schüttelte lebhaft den Kopf, damit ich gar nichts sagte.
    »Ich hatte noch nie Sex während der Arbeitszeit«, murmelte sie schließlich, »und Sie sind ganz schön attraktiv – auf eine gewisse schäbige Art, die von der Regierung sofort eine Gesundheitswarnung aufgedruckt bekäme. Sie wissen ja, was ich immer sage, nicht wahr?«
    Ich hatte es vergessen, aber jetzt erinnerte ich mich. »Wenn man etwas nie versucht hat, hat man nicht das Recht, zu sagen, man mag es nicht.«
    »Genau. Aber sind Sie sicher, dass Ihre Augen nicht etwas versprechen, was Ihre Hose nicht halten kann?«
    »Das ist eine berechtigte Frage«, sagte ich und versuchte, die Teile meines Hirns, die nicht für stoßweises Atmen und Schwitzen zuständig waren, wieder zu aktivieren. »Cheryl, das bin nicht ich. Dies ist nur eine Nachwirkung von…«
    Sie schloss meinen Mund mit einem Kuss, der schwach nach Kaffee und Zimt schmeckte. Ich hatte ausgiebig Gelegenheit, davon zu kosten.
    Dann wichen wir auseinander. Sie lächelte wieder. Es war ein Lächeln voll unendlicher Verheißung.
    »Jemand könnte reinkommen«, erinnerte ich sie und

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