Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
Vom Netzwerk:
anzufangen mir am vernünftigsten erschien. Das Programm gab an, sie enthalte annähernd viertausendachthundert Einträge.
    Ich öffnete einige beliebige. Wie bei den Kartons gab es kaum Kriterien, nach denen ich meine Wahl hätte treffen können.
    Liebesbrief . 12/12/1903. ABSENDER: MIKHAIL S. EMPFÄNGERIN: IRINA ALEXOVNA. PERSÖNLICH. RUSSISCH.
    BRIEF. 14/12/1903. ABSENDER: MIKHAIL S. EMPFÄNGER: PETER MOLINUE. PERSÖNLICH. ENGLISCH.
    BRIEF. 14/12/1903. ABSENDER: MIKHAIL S. EMPFÄNGER: RUSSISCHE BOTSCHAFT »AN ALLE, DIE ES ANGEHT«. beruflich / förmlich . RUSSISCH.
    Ich blätterte im Notizbuch und hielt Ausschau nach etwas, das auffälliger war. Am Ende entschied ich mich für eine Valentinskarte und tippte einige Suchfelder ein, die Rich notiert hatte: EMPFÄNGERIN: CARLA. DESIGN: HERZ MIT FLÜGELN.
    Ja, da war es: Objekt Nummer 2838. Das nächste Dokument, bei dem ich es versuchte, eine Geburtsurkunde, war Nummer 1211. Das dritte war ein Album mit Hochzeitsfotos, und es trug die Nummer 832.
    Es hatte keinen Sinn. Selbst wenn ich mit meiner Vermutung recht hatte, konnte es mich Tage kosten, zu finden, was ich suchte. Es musste einen anderen Weg geben. Ich dachte lange nach. Dann nahm ich den Hörer ab und rief Nicky an.
    Er antwortete auf seine übliche, zurückhaltende Art und Weise – er benutzte die Taktik, um sich zu vergewissern, dass ich der war, als der ich mich ausgab, ehe er sich zu erkennen gab. Normalerweise mache ich dieses Spiel locker mit, aber nicht an diesem Tag. »Nicky, Schluss mit dem Unfug!«, schnitt ich ihm griesgrämig das Wort ab. »Du musst mir einen Gefallen tun. Wenn etwas dabei herauskommt, kaufe ich dir eine ganze Kiste dieses teuren französischen Mundwassers. Triff mich an der Euston Station! Im Burger King auf dem Hauptbahnsteig, ja? So kannst du mich schon auf hundert Meter Entfernung sehen und weißt dann, dass ich es bin und nicht irgendeine finstere Regierungsabteilung, die dir ans Leder will. Es ist dringend, klar? Jemand will mich töten, und ich will wissen, warum.«
    Diesen Ton bei Nick anzuschlagen war eine hochriskante Strategie. Ich wartete, ob er klein beigeben oder mir sagen würde, ich solle mich selbst ficken. Er tat keins von beidem. »Womit will er dich kaltmachen?«, fragte er knapp.
    »Mit einem Treppenhaus und dann mit einem Sukkubus.«
    Das rief eine Reaktion hervor. »Heilige Scheiße! Ein Fickdämon? Wie sah er aus? Hast du Bilder?«
    »Ob ich Bilder habe? Nicky, ich kann von Glück reden, dass am Ende meine Zweikampfausrüstung noch intakt war. Nein, ich habe keine Bilder.«
    »Wir war sein Name? War es eins dieser Steganogramme?«
    »Ich bin kein Fachmann. Sie sagte, sie heiße Juliet. Sie hatte dunkles Haar und dunkle Augen.«
    »Sonst noch was? Besondere Kennzeichen? Nicht menschliche Physiognomie? Wie sahen ihre Geschlechtsorgane aus? Hatte sie Zähne da unten?«
    »Nicky, um Himmels willen – sie waren wie die einer Frau – sie war normal. Bemerkenswert perfekt normal sogar.« Etwas sprang mir schlagartig in den Sinn wie eine Scheibe Toast aus dem Toaster. »Bis auf ihre Brüste.«
    »Die waren …?«
    »Sie hatten keine Warzenhöfe. Ihre Haut war vollkommen weiß.«
    »Dachte ich mir’s doch. Gut, ich schaue mich mal um.«
    »Das ist nicht das, was ich von dir möchte.«
    »Ich tu’s dennoch. Die Höllenwesen faszinieren mich.«
    »Triff dich nur mit mir, ja?«
    »Euston Station. Ich werde dort sein – aber zwanzig Minuten sind alles, was du kriegst, und du darfst mir das Taxi zahlen.«
    Ich machte mich auf die Suche nach Rich und fand ihn im öffentlichen Lesesaal, wo er eine Frau mit stark gerötetem Gesicht beaufsichtigte, die in einen, wie es schien, Katalog einer länger zurückliegenden Ausstellung von Nachttöpfen und Badezimmermöbeln vertieft war. Er schaute hoch, als ich hereinkam, und nickte mir zu.
    »Alice sucht Sie«, sagte er. »Sie sah nicht gerade fröhlich aus.«
    »Vermutlich würde ich mir größere Sorgen machen, wenn sie es täte. Hören Sie, Rich, ich wollte Sie noch etwas fragen.«
    »Nur zu.«
    »Die erste Septemberwoche. Möglicherweise auch die letzte Augustwoche. Können Sie sich erinnern, dass in der Zeit irgendetwas Ungewöhnliches passiert ist?«
    Er sah mich verständnislos an.
    »Können Sie mir einen Tipp geben?«, fragte er. »Was meinen Sie mit irgendetwas Ungewöhnlichem?«
    »Etwas, das ins Hauptbuch eingetragen wurde?«
    »Also … ein Unfall? Oder ein Schaden? Dass sich jemand krank gemeldet hat?«
    »Etwas

Weitere Kostenlose Bücher